Die neue Miniserie "Eldorado KaDeWe - Jetzt ist unsere Zeit" spielt in den 1920er-Jahren rund um das Berliner Luxuskaufhaus - und trotzdem sind in den Folgen unter anderem moderne Autos zu sehen. Nun gab die Regisseurin eine Erklärung ab.
Ich wusste, egal welche Mittel ich kriege, ich werde diese Größe nicht darstellen können. Ich werde immer eine einzige Straße absperren können und die gleichen zehn Autos da immer wieder durchschicken", sagt Heinz über die Darstellung Berlins in der Serie.
Sie habe sich deshalb überlegt, "dass das heutige Berlin dem damaligen visuell viel näher kommt als alles, was ich historisch ausstatte und herstelle - in seiner Schmutzigkeit, in seiner Dystopie, in seiner Lautheit und Lebendigkeit". Den Bogen in die Gegenwart zu schlagen, fand die Drehbuchautorin auch thematisch sinnvoll.
Gruss vom Ruessel
Zuletzt geändert von ruessel am Di 28 Dez, 2021 18:19, insgesamt 1-mal geändert.
Ich schaue solche Serien nicht, kann nix zu sagen. Habe nur von den zahlreichen Empörungen heute gehört....... Filmfehler sollen ja öfters vorkommen ;-)
Bewußt gemacht, halte ich eher verstörend, bin aber auch ein alter Sack, der sich an so was noch stört.
Der Filmklassiker „Vom Winde verweht“ spielt während des amerikanischen Bürgerkrieges von 1861 bis 1865 statt. Die Schauspielerin Vivian Leigh in der Rolle der 16-jährigen Scarlett O’Hara hält in einer Szene eine Laterne. Das wäre ja noch kein Problem, wenn sich in der Laterne keine Glühbirne befinden würde. Die Glühbirne wurde in dieser Form damals noch nicht hergestellt, das erste Patent auf eine Konstruktion mit einem Kohlefaden wurde erst 1874 angemeldet. Die kleinen und kompakten Modelle der heutigen Zeit waren während des amerikanischen Bürgerkrieges noch Zukunftsvision.
ruessel hat geschrieben: ↑Di 28 Dez, 2021 18:21
Ich schaue solche Serien nicht, kann nix zu sagen. Habe nur von den zahlreichen Empörungen heute gehört....... Filmfehler sollen ja öfters vorkommen ;-)
Der Filmklassiker „Vom Winde verweht“ spielt während des amerikanischen Bürgerkrieges von 1861 bis 1865 statt. Die Schauspielerin Vivian Leigh in der Rolle der 16-jährigen Scarlett O’Hara hält in einer Szene eine Laterne. Das wäre ja noch kein Problem, wenn sich in der Laterne keine Glühbirne befinden würde. Die Glühbirne wurde in dieser Form damals noch nicht hergestellt, das erste Patent auf eine Konstruktion mit einem Kohlefaden wurde erst 1874 angemeldet. Die kleinen und kompakten Modelle der heutigen Zeit waren während des amerikanischen Bürgerkrieges noch Zukunftsvision.
ruessel hat geschrieben: ↑Di 28 Dez, 2021 18:31
Ja, ganz klar.
Laut anderen Berichten wurde der (1965 gebaute) Fernsehturm am Alexanderplatz per SFX in das in Budapest gedrehte Material reinmontiert. So schlecht ist die Regisseurin nicht.
Aber das sind dann halt die Irritationen, die eine Regisseurin, die u.a. mit Michael Winterbottom einen gemeinsamen Film gedreht hat, auslöst, wenn man sie einen Stoff drehen lässt, bei dem das Publikum eine ästhetisch leichtgängige Kostümserie à la Kudamm '56 erwartet.
"Wieso eigentlich überhaupt was drehen? Warum nicht jahrelang nur darüber philosophieren?" -stip
Assistent: Frau Heinz, leider stehen da einige moderne Autos rum.
Fr.Heinz: kein Problem wir haben zumindest eine alte Kutsche
Assistent: aber Frau Heinz, wir können die Zuschauer doch nicht für dumm verkaufen
Fr. Heinz: ich bin hier die Regisseurin! Wir brauchen viel mehr Frauen in dieser Position!
Assistent: aber Frau Heinz, darum geht es doch nicht. Eine historische Doku sollte historisch akkurat sein.
Fr. Heinz: Misogynie! Misogynie! Ich bin hier der Boss und ich verkaufe das als Stilmittel.
Lächerlich mit was für eine lausigen Erklärung man sich aus einer faule Produktion versucht herauszureden. Man hat wohl während der Produktion erkannt dass einiges zu viel Arbeit verlangt und ist dann mit diesem Schwachsinn von einer Ausrede angekommen.
Man wundert sich sowieso, weshalb deutsche Produktionen mit ihrem knappen Budget immer versuchen historische Stoffe zu verfilmen und diese dann nicht wenigstens in die Gegenwart übertragen.
Bei Berlin Alexanderplatz ging es doch z.B. auch.
Aber die TV-Verantwortlichen haben scheinbar ein sehr eigenes Kulturverständnis.
Dabei hatte sich W.Petersen schon 1977 mit einem Setting versucht, das nicht den 2.Weltkrieg nachzustellen versuchte: https://www.imdb.com/title/tt0076548/
Diese TV-Produktion ist dann auch in der Versenkung verschwunden.
Ich werde immer eine einzige Straße absperren können und die gleichen zehn Autos da immer wieder durchschicken", sagt Heinz über die Darstellung Berlins in der Serie.
Dieser Satz beschreibt das limitierte Budget sehr treffend. Mehr sollte man dazu nicht anmerken, denn das würde die "Serie" nur zu mehr Aufmerksamkeit verhelfen. Aufmerksamkeit, die sie nicht verdient hat.
Gruß Michael
Wenn man dazu nachträglich eine Erklärung abgeben muss, ist die Übermittlung der "Intention" des Autors ans Publikum wohl fehlgeschlagen.
Abgesehen davon halte ich diese Rechtfertigung - und das sage ich nicht oft - für kompletten Bullshit und ist an Peinlichkeit kaum zu überbieten.
Ich hab' mir mal die zwei ersten Folgen der Serie aus der Mediathek geladen und durchgezappt.
Die Bilder sprechen wohl für sich.
Die Fernsehzuschauer, die das nicht als Stil- bzw. dramaturgisches Mittel erkennen - und dann während der 45 Minuten, die voll von solchen Bildern sind, erst bei einem heutigen Auto überhaupt etwas merken bzw. aufschrecken -, müssen wohl an der Grenze zur Volldebilität verkehren.
Anders, oder höflicher, kann man das ja wirklich nicht ausdrücken.
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"Wieso eigentlich überhaupt was drehen? Warum nicht jahrelang nur darüber philosophieren?" -stip
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cantsin hat geschrieben: ↑Di 28 Dez, 2021 22:42
Ich hab' mir mal die zwei ersten Folgen der Serie aus der Mediathek geladen und durchgezappt.
Die Bilder sprechen wohl für sich.
Die Fernsehzuschauer, die das nicht als Stil- bzw. dramaturgisches Mittel erkennen - und dann während der 45 Minuten, die voll von solchen Bildern sind, erst bei einem heutigen Auto überhaupt etwas merken bzw. aufschrecken -, müssen wohl an der Grenze zur Volldebilität verkehren.
Anders, oder höflicher, kann man das ja wirklich nicht ausdrücken.
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Aber warum werden dann meine TV-Gebühren für Kostüme, Oldtimer und Kutschen verschwendet?
Schleichmichel hat geschrieben: ↑Di 28 Dez, 2021 18:54
Kaum ist die Berliner Straße von Ingmar Bergman auf dem Bavaria Filmstudio abgebaut, hätte man sie wieder gut gebrauchen können.
In Potsdam Babelsberg gibt es die "Neue Berliner Straße" - allerdings hat das weniger mit den Bavaria Filmstudios zutun sondern bezieht sich auf die Kulisse "Berliner Straße" die man in der Filmstadt Babelsberg vor einigen Jahren abgerissen und später an anderer Stelle durch Studio Babelsberg neu gebaut hat.
An flexibel einsetzbaren Locations in denen keine störenden Objekte im Bild sind sollte es also nicht mangeln - Babylon Berlin spielt ja so ziemlich im gleichen Jahrzehnt und war häufig zu Besuch in dieser Location.
Heinzig spuckt auf den Zuschauer und prügelt ihre Moral durch. Das macht einfach nur wütend, weil es gänzlich ohne Interesse am Hintergrund geschieht. Das KaDeWe darf also weiterhin auf eine gute Verfilmung warten. Diese hier ist es nicht. Schade, denn von der ARD ist man Qualität gewohnt. Ich empfehle, den Mist schnell zu vergessen. So ein Humbug.
Ich habe mir die ganze Serie angeschaut – und mich (obwohl ich von der Handlung durchaus gefesselt war) auch ziemlich geärgert über moderne Autos, Ampeln und dergleichen. Die erste Unstimmigkeit, die mir aufgefallen ist, war übrigens ein Plakat mit einem Rosa-von-Praunheim-Zitat; da hatte ich noch eigens auf Pause geschaltet und kurz gegoogelt, wann der Typ eigentlich geboren wurde. Von da an wusste ich, dass diese Modernismen Absicht sein sollen, und habe mich auch über Regenbogenfahnen und AFD-Plakate nicht mehr gewundert.
Blöd finde ich es trotzdem. Erinnert ein bisschen an diese experimentellen Theaterinszenierungen, wo ein Shakespeare-Stück zwar mit Originaltext gespielt wird, aber optisch auf eine Müllhalde oder in ein besetztes Wohnhaus verlegt wird.
Das passt einfach nicht und wird sicherlich auch vom Großteil des Publikums abgelehnt. Man sollte entweder das Stück umschreiben und es wirklich ernsthaft in die Neuzeit versetzen, oder man inszeniert es werkgetreu mit historischen Kulissen etc.
Aber wahrscheinlich bin ich einfach nur altmodisch und blind für Experimente...
Daran, dass es eine deutsche Serie ist, liegt es eher nicht. Mist und misslungene Experimente gibt es in anderen Ländern auch zur Genüge – ebenso wie knappe Budgets und daraus resultierende Kompromisse. Aber die deutschen Serien kriegen wird lückenlos vorgeführt, während wir aus anderen Ländern eher ein "Best of" präsentiert kriegen. Das verzerrt die Wahrnehmung.
Wenn ich so eine Serie mit knappem Budget umsetzen müsste, würde ich anders vorgehen. Wenn man aus Budgetgründen die alte Zeit nicht perfekt nachstellen kann, sollte man lieber an anderer Stelle Kompromisse eingehen. Viele Außenszenen sind inhaltlich durchaus verzichtbar. Man könnte auch draußen mehr mit statischen Einstellungen arbeiten; es muss ja nicht immer Kran oder Drohne sein. Statische Einstellungen kann man viel leichter nachbearbeiten und von modernen Elementen befreien (für solche "digitale Matte Paintings" bräuchte man keine VFX-Spezialisten, sondern nur einen halbwegs erfahrenen Photoshopper).
Was mich übrigens noch mehr geärgert hat als die unnötigen Modernismen, ist der laxe Umgang mit der Trennung von Fiktion und Wirklichkeit. (Ja okay, da müssen sich etliche andere Produktionen auch ein Stück weit schuldig bekennen – gerade die Amerikaner treiben es ziemlich weit damit.) Meist werden wenigstens noch historische Namen geändert oder darauf hingewiesen, dass es eine freie Interpretation ist. Aber hier war die Vermischung besonders frech.
Am Anfang gibt es immerhin eine Einblendung mit dem Hinweis, dass zwei der Hauptfiguren grob auf historischen Vorbildern basieren und zwei komplett hinzuerfunden sind. (Ich könnte mir denken, dass hier ein zuständiger Redakteur der ARD interveniert und diese Einblendung verlangt hat.) Dass der Name des Kaufhauses KaDeWe echt ist, weiß man ja ohnehin. Die Handlung hatb dann aber vermutlich nur noch am Rande mit der echten Historie zu tun – was besonders im Fall der beiden historischen Personen, deren echte Namen benutzt werden, eine fragwürdige Sache ist. Nichts gegen erfundene Handlungen. Aber ich will als Zuschauer wissen, was echt ist und was nicht.
Den Vogel schießt die Serie am Ende ab, als das weitere Schicksal der gezeigten Personen mit Einblendungen erklärt wird – wobei keinerlei Unterscheidung gemacht wird zwischen den erfundenen Biografien der erfundenen Personen und den echten Biografien der echten Personen. Wer die Einblendung ganz am Anfang der ersten Folge übersehen hat, könnte hier glauben, es handle sich um vier historische Personen und man habe deren echte Lebensgeschichte gesehen. So eine Zuschauerveräppelung finde ich einfach nur unverschämt. Da denke ich gleich an so manches unsägliche Scripted-Reality-Format in den Privaten.
Trotz aller Kritik ist die eigentliche Filmhandlung, wenn man den Konflikt mit der historischen Wahrheit ausblendet, durchaus interessant und spannend. Die vier Hauptdarsteller, die alle bisher noch nicht so bekannt waren, sind echte Entdeckungen. Man kann ihnen nur wünschen, dass ihre Karriere durch die äußere Kritik an der Serie keinen Schaden nimmt.
Von daher finde ich auch schade, dass die Serie so lieblos "in einem Rutsch" runtergespielt und nicht wenigstens auf mehrere Tage verteilt wurde. Ich selber nehme sowas immer auf oder schaue es in der Mediathek an, aber der Großteil der Zuschauer sieht bekanntlich noch immer linear fern. Es gibt wohl kaum Fernsehzuschauer, die sich viele Stunden lang alle Serienfolgen ohne jede Unterbrechung konzentriert nacheinander reinziehen können. Die meisten haben also wohl nur einen Teil gesehen – und dann kommt man in die Handlung nicht richtig rein.
Vielleicht war die experimentelle Machart der Serie den Verantwortlichen der ARD selber peinlich und man wollte gar nicht, dass sich allzu viele Zuschauer finden.
cantsin hat geschrieben: ↑Di 28 Dez, 2021 22:42
Ich hab' mir mal die zwei ersten Folgen der Serie aus der Mediathek geladen und durchgezappt.
Die Bilder sprechen wohl für sich.
Die Fernsehzuschauer, die das nicht als Stil- bzw. dramaturgisches Mittel erkennen - und dann während der 45 Minuten, die voll von solchen Bildern sind, erst bei einem heutigen Auto überhaupt etwas merken bzw. aufschrecken -, müssen wohl an der Grenze zur Volldebilität verkehren.
Anders, oder höflicher, kann man das ja wirklich nicht ausdrücken.
Gewollt oder nicht, es bleibt dennoch totaler Mist. Es war eine blödsinnige Entscheidung, da hilft diesmal auch der idiotische Notfallschirm "künsterlische Freiheit" nicht.
Du selber gehst ja gerne auf solche Veranstaltungen wo sie in irgendwelchen Kellerbars 15 Minuten in einen Tonkrug pusten und dann meinen das wäre die große Kunst, dennoch musst du doch selber zugeben dass das eigentliche Thema, welches ja durchaus interessant ist, so völlig ruiniert wurde.
Die Regisseurin hat versucht sich mit irgendwas künstlerisch abzuheben und hat völlig geistig benebelt sich das absolut schlechtestes Genre dafür ausgesucht.
Es bleibt nur zu hoffen dass sie aus allen Ecken den Gegenwind zu spüren bekommt für ihre miese Arbeit, denn in ein historisches Thema gezwungen ihren Feminismus reinzuquetschen ist eine absolute Frechheit.
MrMeeseeks hat geschrieben: ↑Mi 29 Dez, 2021 13:17
Es bleibt nur zu hoffen dass sie aus allen Ecken den Gegenwind zu spüren bekommt für ihre miese Arbeit, denn in ein historisches Thema gezwungen ihren Feminismus reinzuquetschen ist eine absolute Frechheit.
Regisseure die ihre persönliche Agenda, über ihre Pflicht zur bestmöglichen Unterhaltung des Publikums stellen, sind immer ein Problem.
Solche Filme dienen hauptsächlich einer Mischung aus Selbstüberhöhung und Eigentherapie.
Frank Glencairn hat geschrieben: ↑Mi 29 Dez, 2021 13:37
Regisseure die ihre persönliche Agenda, über ihre Pflicht zur bestmöglichen Unterhaltung des Publikums stellen, sind immer ein Problem.
Solche Filme dienen hauptsächlich einer Mischung aus Selbstüberhöhung und Eigentherapie.
Ich weiß nicht, ob wir mit der Maßgabe "bestmögliche Unterhaltung des Publikums" die bisherige Vielfalt an Ausdrucksmöglichkeiten im Medium sehen würden.
Ich kann der Umsetzung in der KaDeWe Serie auch absolut nix abgewinnen, bezweifle allerdings ob mich der Stoff in der teureren "Nico Hofmann - wir brauchen mehr Panzer Version" in irgendeiner Weise
gefesselt hätte. Vielmehr langweilen mich diese seit Jahren grassierenden Historiendramen, welche ja meist mit dem Blick auf "die größtmögliche Publikumsresonanz" gescripted werden, zu Tode.
Be Yourself. Everyone else is already taken
Oscar Wilde
Zuletzt geändert von acrossthewire am Mi 29 Dez, 2021 15:40, insgesamt 1-mal geändert.
Schließe mich dem Forum an, dass die Serie enttäuscht. Sieht nach einer unterfinanzierten und zu schnell abgedrehten Produktion aus, während es da seitens des Senders wohl die Erwartung einer Glamour- und "Event-" Serie à la Adlon für ein Weihnachtsferien-Publikum gab. Vor allem die Kameraarbeit finde ich richtig mies. Die Bilder sehen so aus, also ob man mit einer Handkamera-Video-DSLR mit konstanter Blende 2.0 gedreht hätte (um das fehlende Budget bei der Requisite durch Unschärfe zu kaschieren) und dann in der Postproduktion eine LUT drübergeknallt hátte.
Ich hatte von der Regisseurin mehr erwartet - hier im Forum hatten wir schon mal den von ihr gedrehten kontroversen, sowohl in der Geschichte als auch in den Bildern erstaunlich guten Tatort "Für immer Dich" diskutiert. Sie ist auch Regisseurin des Kinofilms "Und morgen die ganze Welt", der von einer Antifa-Gruppe und ihrer Gewalt aus der Innenperspektive erzählt. Beide Filme sind gut, weil sie gerade nicht politisch korrekt sind und bei vermeintlich eindeutigen Themen (sexueller Missbrauch, Rechtsradikalismus) voll auf moralische Ambivalenzen einzoomen, sich dem Gut-/Böse-Schema verweigern und die Perspektive umdrehen - und das auch noch sehr gut erzählen, gerade in der Bildgestaltung.
Schade - bei der KaDeWe-Serie haben offenbar Produktion und Regisseurin nicht zueinander gepasst.
"Wieso eigentlich überhaupt was drehen? Warum nicht jahrelang nur darüber philosophieren?" -stip
Tja, wie ist das so mit der Kritik?
Da hat jemand wahrscheinlich sein bestes gegeben, unter wahrscheinlich nicht optimalen Bedingungen. Sollte man dann hart und absolut vernichtend urteilen?
Wie sieht das hier aus, im Forum. Da hat jemand sein Herzblut in seinem Blümchen und Katzenvideo reingelegt, Wochen dran gearbeitet und dann kommt: "Alter, leg dich wieder hin, wer soll den scheiss gucken - schade um die Lebenszeit."
Eldorado KaDeWe Packendes Serien-Epos über eine Freundschaft zwischen vier ungleichen jungen Menschen, die nach einer durchzechten Nacht einen Schwur ablegen: Sie werden ihre Chance aufs Glück niemals vorüberziehen lassen!
acrossthewire hat geschrieben: ↑Mi 29 Dez, 2021 15:26
Ich weiß nicht, ob wir mit der Maßgabe "bestmögliche Unterhaltung des Publikums" die bisherige Vielfalt an Ausdrucksmöglichkeiten im Medium sehen würden.
Vielfalt ist keine Qualität per se. Es gibt auch jede Menge vielfältigen Mist, der durch seine Vielfalt nicht besser wird.
Und ja, wenn ich freiwillig in einen Film gehe ist das was anderes, und damit meine eigne Entscheidung, wenn ich mir sowas reinziehen will, aber als zwangszahlender Zuseher erwarte ich verdammt nochmal bestmöglichst unterhalten zu werden - das mindeste aber wäre halbwegs solides Handwerk.
Zu der unerträglichen Kamera hat cantsin ja bereits das Nötige gesagt, der Rest ist leider auch unterste Schublade.
ruessel hat geschrieben: ↑Mi 29 Dez, 2021 15:51
Sollte man dann hart und absolut vernichtend urteilen?
Natürlich sollte man das - es ist der eigentliche Sinn von Kritik - sonst wird's ja nie besser, und wir bekommen sowas immer wieder auf's neue serviert.
Natürlich sollte man das - es ist der eigentliche Sinn von Kritik - sonst wird's ja nie besser, und wir bekommen sowas immer wieder auf's neue serviert.
Ich bin mir nicht wirklich sicher, ein wenig diplomatisch wäre schöner......
Was zur Konsumhölle ist bitte das denn? Hey, Assistent der Regie, wir haben eine Viertelstunde rum, Zeit für Rudeljuckeln! Wer hat die Checkliste..? People of Color, Lesben, sind wir schon engagiert genug? Schick doch jemand endlich mal den Onanierer auf die Bühne, Herrje! Wir drehen draußen, wie genial, Dreiern BMW im Hintergrund, in der letzten Folge steht eine Messerschmitt 109 auf dem Behindertenparkplatz, ein hoffentlich benachteiligtes Mädchen hängt ein „How dare you?!“ Schild an den Scheibenwischer. Nach der Einstellung, wo alle das Schamhaar der Nebendarstellerin als Zahnseide benutzen, muss der devote ExSoldat koksend auf Beinstümpfen zum Flughafen, aber eine Kegelrobbe mit Swastikabinde brüllt „Dit jeht nich“. Ist das jetzt unsere mediale Zukunft, ein Abhecheln der „angesagtesten Themen“ wie in Schuh-, und Telefonwerbespots..? Das fühlt sich an wie Bahnhofskino mit SpargelcremeBowle…
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