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Oppenheimer - ästhetisch und handwerklich



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TomStg
Beiträge: 3465

Re: Oppenheimer - ästhetisch und handwerklich

Beitrag von TomStg »

iasi hat geschrieben: Do 31 Aug, 2023 02:41 In Deutschland hatte man versucht einen Uranmeiler zum Laufen zu bringen. Kernenergie als Waffe nutzen zu können, war also eh außer Frage.
Wie es vor und während des zweiten Weltkriegs um das deutsche Know How zur Kernspaltung stand und welche unterschiedliche Intentionen zu jener Zeit von den damit befassten deutschen Wissenschaftlern verfolgt wurden, lies man hier nach:

„Operation Epsilon: Die Farm-Hall-Protokolle erstmals vollständig, ergänzt um zeitgenössische Briefe und weitere Dokumente der 1945 in England internierten deutschen Atomforscher https://amzn.eu/d/7GehWrr



Frank Glencairn
Beiträge: 23476

Re: Oppenheimer - ästhetisch und handwerklich

Beitrag von Frank Glencairn »

Sapere aude - de omnibus dubitandum



7River
Beiträge: 3789

Re: Oppenheimer - ästhetisch und handwerklich

Beitrag von 7River »

Mittlerweile hat der Film weltweit über 850 Millionen eingespielt und selbst Inception überholt. In Deutschland ist es Nolans erfolgreichster Film. Keiner seiner Filme hatte mehr Zuschauer.
„Wissen Sie, Ryback, aussehen tut's köstlich. Aber riechen tut's wie Schweinefraß. Ich hab' Ihren Scheiß lang genug geduldet. Nur weil der Captain die Art liebt, wie Sie kochen. Aber dieses eine Mal ist er nicht hier und wird Ihnen nicht helfen können.“



ruessel
Beiträge: 9801

Re: Oppenheimer - ästhetisch und handwerklich

Beitrag von ruessel »

In Deutschland ist es Nolans erfolgreichster Film. Keiner seiner Filme hatte mehr Zuschauer.
Kaum zu glauben..... ich als BD Sammler habe nicht vor, diesen Film zu erwerben. Im Kino gesehen reicht für mich aus.
Liegt der Erfolg nur am Film oder an der Zeit in die wir gerade leben?
Gruss vom Ruessel



7River
Beiträge: 3789

Re: Oppenheimer - ästhetisch und handwerklich

Beitrag von 7River »

ruessel hat geschrieben: Mo 04 Sep, 2023 08:23 Im Kino gesehen reicht für mich aus.
Liegt der Erfolg nur am Film oder an der Zeit in die wir gerade leben?
Mir hat der Film sehr gefallen. Aber es muss ja einen Grund geben, warum der Film Erfolg hat. Besonders wenn ein Film die Leute ins Kino lockt, die eher keine Kinogänger sind.
„Wissen Sie, Ryback, aussehen tut's köstlich. Aber riechen tut's wie Schweinefraß. Ich hab' Ihren Scheiß lang genug geduldet. Nur weil der Captain die Art liebt, wie Sie kochen. Aber dieses eine Mal ist er nicht hier und wird Ihnen nicht helfen können.“



ruessel
Beiträge: 9801

Re: Oppenheimer - ästhetisch und handwerklich

Beitrag von ruessel »

Mich hat Slashcam ins Kino getrieben!
Gruss vom Ruessel



Skeptiker
Beiträge: 6012

Re: Oppenheimer - ästhetisch und handwerklich

Beitrag von Skeptiker »

Warum der Film erfolgreich ist?

Vermutungen:
Interessante Hauptperson, und diesmal nicht erfunden (also kein Bat-heimer - evtl. ein Bad-heimer, wenn man die Konsequenzen bedenkt).

Einmaliger historischer und wissenschaftlicher Einschnitt, der wieder ins Gedächtnis zurückgeholt wurde und seine Aktualität bis heute leider behalten hat (Nordkorea / Russland mit Atom-Zündeleien).

Moralisches Dilemma der damaligen Wissenschaftler & Ingenieure: Einerseits faszinierendes Experiment, ob der theoretisch grosse Knall technisch überhaupt möglich ist, aber auch Skrupel, was passiert, wenn die Poiltik übernimmt und die Bombe tatsächlich abgeworfen wird, dies wiederum gedämpft durch die Hoffnung, einen Krieg gegen Gegner mit düsteren Weltmacht-Ambitionen möglichst schnell beenden zu können.

Diesmal präsentierte Nolan keine CGI-Fantasy-Light-Version für die ganze Familie (im fortgeschrittenerem Alter), sondern 3 Stunden Dialog inkl. Technik-Talk und so viele Akteure, dass Unvorbereite kaum die Übersicht wahren konnten. Aber die Hauptlinie der Erzählung (der rote Faden) blieb trotz Sprüngen in Zeit und Schauplatz überschaubar.

Gute Auswahl der Schauspieler (Casting) für die einzelnen Rollen und durchwegs überzeugende Darstellungen. Kommt hinzu die bewegte (und trotz IMAX-Gewicht am Hauptdarsteller 'klebende') Kamera, die ein Live-Dabei-Gefühl erzeugte.

Alles in allem: Anspruchsvolles Kino zum Nachdenken und Nachbearbeiten.

Offenbar darf man den Leuten auch so etwas mal zumuten!



Darth Schneider
Beiträge: 19814

Re: Oppenheimer - ästhetisch und handwerklich

Beitrag von Darth Schneider »

Also ich werde Oppenheimer sicher auf BluRay kaufen, wenn es ihn dann überhaupt zu kaufen gibt.
Für mich bisher der beste Film von Nolan, und der beste Film im Kino seit Langem, bin gespannt womit er als Nächstes kommt…;)
Gruss Boris



7River
Beiträge: 3789

Re: Oppenheimer - ästhetisch und handwerklich

Beitrag von 7River »

Darth Schneider hat geschrieben: Mo 04 Sep, 2023 20:07 Also ich werde Oppenheimer sicher auf BluRay kaufen, wenn es ihn dann überhaupt zu kaufen gibt.
Heute erscheinen die Filme sogar in UHD und mit HDR 10.
„Wissen Sie, Ryback, aussehen tut's köstlich. Aber riechen tut's wie Schweinefraß. Ich hab' Ihren Scheiß lang genug geduldet. Nur weil der Captain die Art liebt, wie Sie kochen. Aber dieses eine Mal ist er nicht hier und wird Ihnen nicht helfen können.“



Darth Schneider
Beiträge: 19814

Re: Oppenheimer - ästhetisch und handwerklich

Beitrag von Darth Schneider »

Sehr Interessant

Gruss Boris



iasi
Beiträge: 24721

Re: Oppenheimer - ästhetisch und handwerklich

Beitrag von iasi »

Skeptiker hat geschrieben: Mo 04 Sep, 2023 09:43 Warum der Film erfolgreich ist?

Vermutungen:
Interessante Hauptperson, und diesmal nicht erfunden (also kein Bat-heimer - evtl. ein Bad-heimer, wenn man die Konsequenzen bedenkt).

Einmaliger historischer und wissenschaftlicher Einschnitt, der wieder ins Gedächtnis zurückgeholt wurde und seine Aktualität bis heute leider behalten hat (Nordkorea / Russland mit Atom-Zündeleien).

Moralisches Dilemma der damaligen Wissenschaftler & Ingenieure: Einerseits faszinierendes Experiment, ob der theoretisch grosse Knall technisch überhaupt möglich ist, aber auch Skrupel, was passiert, wenn die Poiltik übernimmt und die Bombe tatsächlich abgeworfen wird, dies wiederum gedämpft durch die Hoffnung, einen Krieg gegen Gegner mit düsteren Weltmacht-Ambitionen möglichst schnell beenden zu können.

Diesmal präsentierte Nolan keine CGI-Fantasy-Light-Version für die ganze Familie (im fortgeschrittenerem Alter), sondern 3 Stunden Dialog inkl. Technik-Talk und so viele Akteure, dass Unvorbereite kaum die Übersicht wahren konnten. Aber die Hauptlinie der Erzählung (der rote Faden) blieb trotz Sprüngen in Zeit und Schauplatz überschaubar.

Gute Auswahl der Schauspieler (Casting) für die einzelnen Rollen und durchwegs überzeugende Darstellungen. Kommt hinzu die bewegte (und trotz IMAX-Gewicht am Hauptdarsteller 'klebende') Kamera, die ein Live-Dabei-Gefühl erzeugte.

Alles in allem: Anspruchsvolles Kino zum Nachdenken und Nachbearbeiten.

Offenbar darf man den Leuten auch so etwas mal zumuten!
Vielleicht liegt´s auch einfach daran, dass Nolan mit Strauss letztlich eine Banalisierung eingeführt hat, mit dem der schwere Thema schön überdeckt wird.
Ein schön einfacher Charakter, dessen simple Motivation auch für einem 12jährigen nachvollziehbar sein soll.

Dann wurde natürlich auch "IMAX" gut verkauft, das jedoch hier gar nicht soviel her macht.
Gleiches gilt übrigens für die Effekte - wirklich viel her macht die A-Bomben-Explosion ja nicht.

Inhaltlich bieten die BBC-Serie und Kippharts Stück sowieso mehr.

Man kann letztlich also sagen:
Oppenheimer wurde gut vermarktet.

Stars rennen zudem auch viele durchs Bild und locken deren Fans.

Fesselnder fand ich übrigens die beiden oben genannten:

https://en.wikipedia.org/wiki/Oppenheimer_(TV_series)



Darth Schneider
Beiträge: 19814

Re: Oppenheimer - ästhetisch und handwerklich

Beitrag von Darth Schneider »

@iasi
Werbung und Marketing sind sehr effektive Werkzeuge.
Aber, das machen andere Blockbuster genau auch so…

Vielleicht liegt es vor allem daran das der Film Oppenheimer,
(jetzt mal abgesehen davon ob der Film gut oder schlecht ist. Was ja schlussendlich nur Geschmacksache ist,)
die Leute einfach intersessiert/fesselt/unterhält und genau darum wiederum so viele Leute den Film möglichst im Kino sehen wollen.

Dafür wurde er auch gemacht, vor allem fürs Kino, finde ich zumindest.;)
Gruss Boris



iasi
Beiträge: 24721

Re: Oppenheimer - ästhetisch und handwerklich

Beitrag von iasi »

Darth Schneider hat geschrieben: So 10 Sep, 2023 20:41 @iasi
Werbung und Marketing sind sehr effektive Werkzeuge.
Aber, das machen andere Blockbuster genau auch so…

Vielleicht liegt es vor allem daran das der Film Oppenheimer,
(jetzt mal abgesehen davon ob der Film gut oder schlecht ist. Was ja schlussendlich nur Geschmacksache ist,)
die Leute einfach intersessiert/fesselt/unterhält und genau darum wiederum so viele Leute den Film möglichst im Kino sehen wollen.

Dafür wurde er auch gemacht, vor allem fürs Kino, finde ich zumindest.;)
Gruss Boris
Nun ja - ein Fan, der alle Filme seines Stars sehen will, schaut sich auch "Oppenheimer" an - selbst wenn der Star nur wenige Sekunden Dialog hat. :)

Es gibt eben auch die Selbstläufer, die man gesehen haben muss. "Oppenheimer" gehört zu den Filmen, die sich anspruchsvoll geben und daher bei Leuten, die sich für gebildet halten, auf der Liste stehen müssen.
Eigentlich unterhält "Oppenheimer" nicht besonders gut.
Auch fesselt er nicht wirklich.
Interessiert denn wirklich jemanden, ob unser Robert die Sicherheitsfreigabe erhält?
Die wichtigen Fragen, die sich hinter dieser "Verhandlung" verbergen, reisst der Film höchstens an und lässt dann auch noch seine Frau aussagen und die Männerwelt erschüttern - historische Wahrheit wird hier ziemlich plumper Kitschdramaturgie geopfert.
Und wie schon gesagt: Der von Robert Downey Jr. verkörperte Strauss wird von Nolan zu einer banalen Filmfigur mit kindischen Motiven zusammengefrickelt.



7River
Beiträge: 3789

Re: Oppenheimer - ästhetisch und handwerklich

Beitrag von 7River »

iasi hat geschrieben: So 10 Sep, 2023 21:50 Eigentlich unterhält "Oppenheimer" nicht besonders gut.
Auch fesselt er nicht wirklich.
Aber „Barbie“?!

Zuerst war es die Explosion der Bombe, die den Schauwert ausmachte, obwohl die Explosion gar nicht so eindrucksvoll war. Dann waren es die mangelnden Zuschauerzahlen und das Einspielergebnis, obwohl er sich als kein Flop herausgestellt hat…
„Wissen Sie, Ryback, aussehen tut's köstlich. Aber riechen tut's wie Schweinefraß. Ich hab' Ihren Scheiß lang genug geduldet. Nur weil der Captain die Art liebt, wie Sie kochen. Aber dieses eine Mal ist er nicht hier und wird Ihnen nicht helfen können.“
Zuletzt geändert von 7River am Mo 11 Sep, 2023 06:28, insgesamt 1-mal geändert.



iasi
Beiträge: 24721

Re: Oppenheimer - ästhetisch und handwerklich

Beitrag von iasi »

7River hat geschrieben: Mo 11 Sep, 2023 06:17
iasi hat geschrieben: So 10 Sep, 2023 21:50 Eigentlich unterhält "Oppenheimer" nicht besonders gut.
Auch fesselt er nicht wirklich.
Aber „Barbie“?!
Eher "Citizen Kane", der vergleichbarer ist. ;)

Bei dem Vergleich wird auch ziemlich deutlich, dass ...



7River
Beiträge: 3789

Re: Oppenheimer - ästhetisch und handwerklich

Beitrag von 7River »

iasi hat geschrieben: Mo 11 Sep, 2023 06:27
Bei dem Vergleich wird auch ziemlich deutlich, dass ...
Kannst Du ruhig ausformulieren. Soll ich jetzt raten?

Bei „Barbie“ kann ich den Hype nicht ganz nachvollziehen.

EDIT: Ah, jetzt verstehe ich.
„Wissen Sie, Ryback, aussehen tut's köstlich. Aber riechen tut's wie Schweinefraß. Ich hab' Ihren Scheiß lang genug geduldet. Nur weil der Captain die Art liebt, wie Sie kochen. Aber dieses eine Mal ist er nicht hier und wird Ihnen nicht helfen können.“



Axel
Beiträge: 16347

Re: Oppenheimer - ästhetisch und handwerklich

Beitrag von Axel »

iasi hat geschrieben: So 10 Sep, 2023 21:50 Eigentlich unterhält "Oppenheimer" nicht besonders gut.
Auch fesselt er nicht wirklich.
Da fehlt in beiden Sätzen das „mich“. Wir sind alle Michis. Selbst der Papst, obwohl per Dekret unbeirrbar.
iasi hat geschrieben: So 10 Sep, 2023 21:50 Und wie schon gesagt: Der von Robert Downey Jr. verkörperte Strauss wird von Nolan zu einer banalen Filmfigur mit kindischen Motiven zusammengefrickelt.
Mal seine Biografie gegoogelt? Ich finde (mich dünkt), er ist durch die Besetzung mit dem Sympathen Downey recht glimpflich weggekommen. Die Banalität des Blöden.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...



markusG
Beiträge: 4543

Re: Oppenheimer - ästhetisch und handwerklich

Beitrag von markusG »

Darth Schneider hat geschrieben: So 10 Sep, 2023 20:41 Dafür wurde er auch gemacht, vor allem fürs Kino, finde ich zumindest.;)
Gruss Boris
Fand ich nicht. War eher ein TV Kammerspiel, überspitzt formuliert.

Klar, jeder Film wird im Kino "aufgewertet", allein das happening, große Leinwand und so. Aber da sticht mMn Oppenheimer in keinster Weise hervor bzw profitiert nicht mehr als andere Filme auch. Daran ändert auch nichts die (kurze!) Explosionsszene.

Da hatte ein Interstellar mehr Kinobonus.



Darth Schneider
Beiträge: 19814

Re: Oppenheimer - ästhetisch und handwerklich

Beitrag von Darth Schneider »

@markusG
Natürlich stimmt das was Interstellar betrifft so gesehen. Und ich denke auch Oppenheimer geht in Richtung Kammerspiel.
Aber ich fand den trotzdem sehr beeindruckend, gerade im Kino, perfekte Bilder, (halt von Menschen und keine Schwarzen Löcher.
Dennoch, fast jedes Frame könnte man ausdrucken und an die Wand hängen. Und nicht zu letzt auch wegen dem Ton gehört Oppenheimer schon definitiv auch ins Kino…
Gruss Boris



markusG
Beiträge: 4543

Re: Oppenheimer - ästhetisch und handwerklich

Beitrag von markusG »

Darth Schneider hat geschrieben: Mo 11 Sep, 2023 08:06 Und nicht zu letzt auch wegen dem Ton gehört Oppenheimer schon definitiv auch ins Kino…
Gruss Boris
Du meinst weil man die Dialoge sonst erst recht nicht versteht? :D (hab ihn nur in OV gesehen)

Da meine "Bewegtbild" Erfahrung ja leider semi war, kann ich das mit dem Einzelbild gut verstehen. Da kommt dann auch das fantastische Cast voll zur Geltung.



Darth Schneider
Beiträge: 19814

Re: Oppenheimer - ästhetisch und handwerklich

Beitrag von Darth Schneider »

MarkusG
Nein, ich meine eigentlich den Ton ganz allgemein, da gibt es noch viel mehr interessantes in dem Film drin als die Dialoge.

Und ehrlich gesagt versanden habe ich das meiste auf englisch schon.
Und wem das nicht reicht sollte den Film mal auf Deutsch sehen, dann versteht man nämlich absolut alles…
Gruss Boris



Skeptiker
Beiträge: 6012

Re: Oppenheimer - ästhetisch und handwerklich

Beitrag von Skeptiker »

iasi hat geschrieben: So 10 Sep, 2023 20:09
Skeptiker hat geschrieben: Mo 04 Sep, 2023 09:43 Warum der Film erfolgreich ist?

Vermutungen:
....
....
....
Alles in allem: Anspruchsvolles Kino zum Nachdenken und Nachbearbeiten.

Offenbar darf man den Leuten auch so etwas mal zumuten!
Vielleicht liegt´s auch einfach daran, dass Nolan mit Strauss letztlich eine Banalisierung eingeführt hat, mit dem der schwere Thema schön überdeckt wird.
Ein schön einfacher Charakter, dessen simple Motivation auch für einem 12jährigen nachvollziehbar sein soll.

Dann wurde natürlich auch "IMAX" gut verkauft, das jedoch hier gar nicht soviel her macht.
Gleiches gilt übrigens für die Effekte - wirklich viel her macht die A-Bomben-Explosion ja nicht.
....
....
Zunächst: Ich tappe nach wie vor im Dunkeln, ob ich mich hier mit jemandem über einen Film austausche, der den ganzen Film tatsächlich gesehen hat. Kannst Du dazu mal eine klare Auskunft geben - gesehen ja oder nein?

Zu Strauss als angeblicher dramaturgischer Kniff von Nolan: So ein Gegenspieler macht sich ja immer ganz gut als filmisches Spannungselement.
Nur: Den hat Nolan ja nicht erfunden, sondern den gab's wirklich!

Bei IMAX bin ich Deiner Meinung: Wenn "Oppenheimer" in 4K ohne IMAX gefilmt worden wäre, hätte mich das wohl kaum gestört (ich war ja auch nicht im IMAX-Kino).

Thema Effekte: Auf die wollte Nolan ja explizit verzichten, jedenfalls die computer-generierten. Dass man bei den handgemachten nun ein Haar in der Filmsuppe findet, ist etwa so, als ob man einem erklärten Abstinenzler vorwirft, dass er kein Bier trinkt. Und wenn der Film trotz dieser Effekt-Unterwältigung und der eher trockenen Wissenschafts-Materie erfolgreich ist, spricht das eher für ihn als gegen ihn.

Aber natürlich ist das alles Ansichts- & Interessensache, und jede Meinung eines Zuschauers gilt - ob nun Pro oder Kontra.

Wenn der Film dazu anregt, sich mit dem Thema Atomtechnik als Energiequelle und als Waffe zu beschäftigen, und wie wir eigentlich dazu kamen, wo wir heute sind, hat er schon etwas bewirkt. Kommt hinzu noch die Frage, ob Wissenschaftler (je nach Brisanz des Forschungsgebiets) bei Neuentdeckungen die Risiken und Nebenwirkungen generell abschätzen und bedenken sollten/müssten. Wir sehen's beim Thema KI: Wenn einmal freigelassen, lässt sich eine neue Technik & Entwicklung nicht mehr einfangen und nur schwer einhegen.

Zum Thema Verkürzung/Beendigung des Kriegs durch den Bomben-Abwurf:

Da gab's ja noch den britischen Helden names Alan Turing (1912-1954), genialer Mathematiker und Computer-Pionier (ja, es gibt Verfilmungen - es ist in diesem Thread aber nicht zwingend nötig, nun sofort "Seht mal, was ich gefunden habe!" 10 Turing-YT-Links zu setzen - wir können ja alle googlen!), der mit seinem Team durch die Entschlüsselung des "unknackbaren" deutschen Enigma-Funkcodes nach Schätzungen den Krieg auch um 1-2 Jahre verkürzt haben könnte. Und dem es nach dem Krieg ähnlich erging wie Oppenheimer in den USA: Das Vaterland als Held gerettet und dann in Misskredit geraten: Diesmal nicht als potenzieller Kommunist, sondern als Homosexueller, der zu einer Hormonbehandlung gezwungen wurde und sich schliesslich 1954 das Leben nahm.
Die Rehablitierung durch die britische Regierung erfolgte spät aber immerhin 2009 und von Seiten der Queen erst an Weihnachten, 24. Dez. 2013.
Und was die Kriegsverkürzer von deutscher Seite betrifft, so scheiterten Georg Elser und Graf von Stauffenberg ja bekanntermassen und wurden hingerichtet.



iasi
Beiträge: 24721

Re: Oppenheimer - ästhetisch und handwerklich

Beitrag von iasi »

Axel hat geschrieben: Mo 11 Sep, 2023 07:20
iasi hat geschrieben: So 10 Sep, 2023 21:50 Eigentlich unterhält "Oppenheimer" nicht besonders gut.
Auch fesselt er nicht wirklich.
Da fehlt in beiden Sätzen das „mich“. Wir sind alle Michis. Selbst der Papst, obwohl per Dekret unbeirrbar.
Es gibt dramaturgische Grundprinzipien und Wirkungsweisen.

Sich immer auf den individuellen Geschmack zurückzuziehen, würde im übertragenen Sinne bedeuten, zu fühlen, ob etwas warm oder kalt ist, statt die Temperatur zu messen.

Nehmen wir doch mal den Aufbau von "Oppenheimer" und vergleichen ihn mit "Citizen Kane":
Beide "Biographien" sind nicht chronologisch aufgebaut.
Aber "Rosebud" fehlt schon mal in Nolans Film. Nolans Film plätschert dahin und verlässt sich stattdessen auf die Atombombenexplosion, auf die die Zuschauer warten. Das Marketing ist ja auch darauf aufgebaut.
Ansonsten reisst Nolan alles mögliche an, bleibt jedoch oberflächlich. Die Frage des ersten Einsatzes der Bombe wird bei Nolan wie ein Aufsagen in der Runde der Anwesenden abgehakt. Hier geht die BBC-Serie z.B. sehr viel tiefer und liefert auch ein deutlichers Bild der rationalen Seite Oppenheimers - und somit seiner Zerissenheit.
Axel hat geschrieben: Mo 11 Sep, 2023 07:20
iasi hat geschrieben: So 10 Sep, 2023 21:50 Und wie schon gesagt: Der von Robert Downey Jr. verkörperte Strauss wird von Nolan zu einer banalen Filmfigur mit kindischen Motiven zusammengefrickelt.
Mal seine Biografie gegoogelt? Ich finde (mich dünkt), er ist durch die Besetzung mit dem Sympathen Downey recht glimpflich weggekommen. Die Banalität des Blöden.
Er wird im Film als jemand dargestellt, der sich als beleidigte Leberwurst an den Wissenschaftlern - und vor allem Oppenheimer - rächen will. Damit wird die eigentliche Frage, um die es eigentlich ging, klein gemacht und an den Rand gedrängt: Die Beschränkung von Atomwaffen und deren Entwicklung.
Strauss vertrat - wie auch z.B. Teller - die Meinung, dass dies unrealistisch sei und die Entwicklung der H-Bombe ein unvermeidbarer Wettlauf war.

Strauss war beispielsweise misstrauisch gegenüber Oppenheimers Tendenz, die sowjetischen Fähigkeiten herunterzuspielen. Im Jahr 1953 erklärte Oppenheimer in der Juli-Ausgabe von Foreign Affairs , dass die Sowjets seiner Meinung nach bei der Entwicklung von Atomwaffen „ungefähr vier Jahre im Rückstand“ seien.

Einen Monat später zündete die Sowjetunion ihre erste H-Bombe.
Nolan macht jedoch ein großes persönliches Drama daraus, was dem Thema nicht gerecht wird.

Eigentlich ist die Frage nach der Atomwaffenkontrolle die wirklich aktuell brisante und nicht die Antipathien des Downey-Charakters.
Nordkorea hat die Bombe.
Iran ist dabei die Bombe zu bauen.
Die Ukraine bedauert, die Atomwaffen damals abgegeben zu haben.
...

Will ich histrorische Hintergründe, schau ich mir lieber die BBC-Serien an, die weit detailierter ist.
Geht es um weiterführende Fragestellungen wie die Verantwortung der Wissenschaft u.a. dann wird dies in Kipphardts Stück weit intensiver behandelt.



Darth Schneider
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Re: Oppenheimer - ästhetisch und handwerklich

Beitrag von Darth Schneider »

@iasi
Oppenheimer und Citizen Cane ?

Ich finde das sind beides hervorragende Filme…

Und es ist doch völlig egal,
dir hat Oppenheimer nicht gefallen, anderen bestimmt auch nicht.
Und jetzt ?
Aber sehr vielen Leuten hat der Streifen eben schon sehr gut gefallen, was beweist, weil der Film so erfolgreich ist und auch zig sehr gute Kritiken bekommen hat.
Gruss Boris



Axel
Beiträge: 16347

Re: Oppenheimer - ästhetisch und handwerklich

Beitrag von Axel »

iasi hat geschrieben: Mo 11 Sep, 2023 13:28
Sich immer auf den individuellen Geschmack zurückzuziehen, würde im übertragenen Sinne bedeuten, zu fühlen, ob etwas warm oder kalt ist, statt die Temperatur zu messen.
Im Ernst? Du willst den Wert eines Films messen?

Auf die Nähe zum absoluten Nullpunkt können wir uns vielleicht noch einigen (Jörg Z.?). Der Rest ist nach oben offen.
iasi hat geschrieben: Mo 11 Sep, 2023 13:28 Aber "Rosebud" fehlt schon mal in Nolans Film.
Citizen Kane wurde zu seiner Zeit vom breiten Publikum nicht für „fesselnd“ oder „besonders unterhaltend“ gehalten und taugt mMn nicht als Eichmarke, um heutige Werke einzuordnen. Bedenke auch, dass Rosebud eine eher formale Funktion erfüllt. Der Film wäre u.U. besser ohne die letzten Einstellungen, ohne die „Auflösung“.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...



iasi
Beiträge: 24721

Re: Oppenheimer - ästhetisch und handwerklich

Beitrag von iasi »

Darth Schneider hat geschrieben: Mo 11 Sep, 2023 13:41 @iasi
Oppenheimer und Citizen Cane ?

Ich finde das sind beides hervorragende Filme…

Und es ist doch völlig egal,
dir hat Oppenheimer nicht gefallen, anderen bestimmt auch nicht.
Und jetzt ?
Aber sehr vielen Leuten hat der Streifen eben schon sehr gut gefallen, was beweist, weil der Film so erfolgreich ist und auch zig sehr gute Kritiken bekommen hat.
Gruss Boris
Es geht doch nicht um "gefallen" oder "nicht gefallen".

Man kann z.B. beide Filme ganz objektiv vergleichen.

Ich hatte den dramaturgischen Aufbau schon angerissen.

Dann kann man noch den Einsatz filmsprachlicher Mittel betrachten:
Nolan macht das ja recht solide, aber abgesehen von z.B. einem Hintergrund in der Naheinstellung, der unruhig wird und verzerrt, ist da nicht sehr viel. Während der Anhörung, als es um Oppenheimers Geliebte geht, versucht Nolan auch etwas, aber es kommt nicht an solche Szenen wie der der Eheleute am Frühstückstisch oder der Distanzierung in Citizen Kane heran.
Nolan bedient sich einer recht konventionellen Inszinierung.

Die Zeitsprünge sind bei "Oppenheimer" sehr viel beliebiger, als bei "C.K."
Was auch fehlt, sind die Sichtweisen verschiedener Personen auf die Hauptfigur, die sich zusammenfügen.
Stattdessen werden Personen vorgeführt, die oft kaum Relevanz für die Handlung haben.
Da bekommt z.B. Heisenberg eine kurze Szene, damit wir ihn auch mal gesehen haben. Irgendwann wird er dann nochmal erwähnt, aber die Szene bleibt entbehrlich.
Das ist oft ein Schaulaufen von Personen und deren Star-Darstellern, die letztlich völlig blass und belanglos bleiben.
Bei "C.K." wird jede Person auch charakterisiert.
In Oppenheimer sieht man Vannevar Bush und denkt sich: Ach - den Darsteller kenne ich doch. Mehr kann man dann aber nicht über den Charakter sagen.



iasi
Beiträge: 24721

Re: Oppenheimer - ästhetisch und handwerklich

Beitrag von iasi »

Axel hat geschrieben: Mo 11 Sep, 2023 14:08
iasi hat geschrieben: Mo 11 Sep, 2023 13:28
Sich immer auf den individuellen Geschmack zurückzuziehen, würde im übertragenen Sinne bedeuten, zu fühlen, ob etwas warm oder kalt ist, statt die Temperatur zu messen.
Im Ernst? Du willst den Wert eines Films messen?

Auf die Nähe zum absoluten Nullpunkt können wir uns vielleicht noch einigen (Jörg Z.?). Der Rest ist nach oben offen.
Ständig werden Bestenlisten gemacht und Rangfolgen verteilt.

Da kommt mir eine analytische Untersuchung eines Filmes dann doch objektiver vor.
Die Literaturwissenschaft schafft es ja auch, z.B. die genutze Sprache im Hinblick auf die von der Handlung geforderte Wirkung zu untersuchen.
Axel hat geschrieben: Mo 11 Sep, 2023 14:08
iasi hat geschrieben: Mo 11 Sep, 2023 13:28 Aber "Rosebud" fehlt schon mal in Nolans Film.
Citizen Kane wurde zu seiner Zeit vom breiten Publikum nicht für „fesselnd“ oder „besonders unterhaltend“ gehalten und taugt mMn nicht als Eichmarke, um heutige Werke einzuordnen. Bedenke auch, dass Rosebud eine eher formale Funktion erfüllt. Der Film wäre u.U. besser ohne die letzten Einstellungen, ohne die „Auflösung“.
C.K. gilt bei vielen als der beste Film und erfuhr damals das Gegenteil von gutem Marketing.

Der dramaturgische Aufbau bei Oppenheimer ist schwammig. Es gibt die A-Bombe, deren Entwicklung der Zuschauer bis zum großen Feuerwerk folgen will. Der Ausgang ist ja bekannt, daher interessiert vor allem das Spektakel.
Details und Schwierigkeiten bleibt der Film hingegen ziemlich schuldig.
Dann sind da die Anhörungen - gleich zwei davon - deren Relevanz dem Zuschauer nicht wirklich vermittelt werden - und die doch recht oberflächlich bleiben.



7River
Beiträge: 3789

Re: Oppenheimer - ästhetisch und handwerklich

Beitrag von 7River »

@iasi

Darf ich hier an dieser Stelle die Frage stellen, ob Du den Film jetzt gesehen hast?
„Wissen Sie, Ryback, aussehen tut's köstlich. Aber riechen tut's wie Schweinefraß. Ich hab' Ihren Scheiß lang genug geduldet. Nur weil der Captain die Art liebt, wie Sie kochen. Aber dieses eine Mal ist er nicht hier und wird Ihnen nicht helfen können.“



iasi
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Re: Oppenheimer - ästhetisch und handwerklich

Beitrag von iasi »

7River hat geschrieben: Mo 11 Sep, 2023 15:37 @iasi

Darf ich hier an dieser Stelle die Frage stellen, ob Du den Film jetzt gesehen hast?
Hast du ihn denn gesehen? :)

Da ich über Details zum Film schreibe, könntest du auch selbst den richtigen Schluss ziehen.
Ich bin sogar extra zu einem IMAX-Kino gepilgert und hab mich schön in die Mitte gesetzt.

Technisch ist der Film ja ganz OK.
Obwohl die Spiegelung von Lampen in Brillengläsern bei einer Lagerfeuerszene etwas befremdlich wirkte. :)

Die A-Bomben-Explosion war leider auch nicht so inszeniert, dass sie deren Ausmaß besser vermittelt, als so manch anderer Film. Da hatte es die BBC-Produktion sogar noch etwas besser gemacht.



7River
Beiträge: 3789

Re: Oppenheimer - ästhetisch und handwerklich

Beitrag von 7River »

iasi hat geschrieben: Mo 11 Sep, 2023 17:44
Ich bin sogar extra zu einem IMAX-Kino gepilgert und hab mich schön in die Mitte gesetzt.
Danke für Deine Antwort. Ja, irgendwas hattest Du glaube ich da erwähnt. Ich war mir nicht sicher. Man wird halt nicht jünger…
„Wissen Sie, Ryback, aussehen tut's köstlich. Aber riechen tut's wie Schweinefraß. Ich hab' Ihren Scheiß lang genug geduldet. Nur weil der Captain die Art liebt, wie Sie kochen. Aber dieses eine Mal ist er nicht hier und wird Ihnen nicht helfen können.“



iasi
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Re: Oppenheimer - ästhetisch und handwerklich

Beitrag von iasi »

7River hat geschrieben: Mo 11 Sep, 2023 18:02
iasi hat geschrieben: Mo 11 Sep, 2023 17:44
Ich bin sogar extra zu einem IMAX-Kino gepilgert und hab mich schön in die Mitte gesetzt.
Danke für Deine Antwort. Ja, irgendwas hattest Du glaube ich da erwähnt. Ich war mir nicht sicher. Man wird halt nicht jünger…
Und nun versuch dich mal an die Szene mit der Explosion zu erinnern:

- Der Countdown begann erst richtig bei 10 - das hatte die BBC-Serie schon mal anders gemacht.
- Lichtschutz vor der Explosion
- hinlegen auf den Boden
- nach dem Lichtblitz die Stille - die bei "Oppenheimer" lange ausgekostet wird.
- der Knall, der dann recht schnell abklingt - die BBC-Serie behält hier länger das dumpfe Grollen bei.
- die Druckwelle und die Erschütterungen - bei der BBC-Serie suchen die Leute aufgrund des Bebens halt.
- ästhetischer Feuerball, der schön anzusehen ist
Und dann ist es auch schon abgehandelt. Nolan vermittelt nicht die Gewalt, die da entfesselt wurde.
Er verschenkt ja auch zuvor schon den Vergleich mit der Halifax-Katastrophe, die im Dialog kurz quantifiziert wird, aber ansonsten nur in einem alten Foto stattfindet.



7River
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Re: Oppenheimer - ästhetisch und handwerklich

Beitrag von 7River »

Und warum muss es jetzt ähnlich ablaufen wie bei der BBC-Serie? Ist die Serie jetzt das Maß der Dinge? Weißt Du genau welche Darstellung authentischer ist? Der Film „Die Schattenmacher“ behandelt auch das Thema. Nur Nolan erzählt das aus einer anderen Perspektive. Mir hat sie sehr gefallen.

Der Film „Der Exorzismus von Emily Rose“ gefiel vielen auch nicht, weil der Horrorfilm mehr ein Gerichtsdrama war. Das war aber das Interessante und Reizvolle daran. Fand ich jedenfalls.
„Wissen Sie, Ryback, aussehen tut's köstlich. Aber riechen tut's wie Schweinefraß. Ich hab' Ihren Scheiß lang genug geduldet. Nur weil der Captain die Art liebt, wie Sie kochen. Aber dieses eine Mal ist er nicht hier und wird Ihnen nicht helfen können.“



iasi
Beiträge: 24721

Re: Oppenheimer - ästhetisch und handwerklich

Beitrag von iasi »

7River hat geschrieben: Mo 11 Sep, 2023 18:52 Und warum muss es jetzt ähnlich ablaufen wie bei der BBC-Serie? Ist die Serie jetzt das Maß der Dinge? Weißt Du genau welche Darstellung authentischer ist? Der Film „Die Schattenmacher“ behandelt auch das Thema. Nur Nolan erzählt das aus einer anderen Perspektive. Mir hat sie sehr gefallen.

Der Film „Der Exorzismus von Emily Rose“ gefiel vielen auch nicht, weil der Horrorfilm mehr ein Gerichtsdrama war. Das war aber das Interessante und Reizvolle daran. Fand ich jedenfalls.
Die Serie konnte sich mehr Zeit nehmen, für die Fülle des Stoffes und der Personen.

Authentischer?
Ich denke nicht, dass eine A-Bomben-Explosion authentisch dargestellt werden kann. Charles Darwin beschreibt ein schweres Erdbeben, das er miterlebt hatte und bedient sich dabei auch Vergleichen.

In "Outbreak" wird die Explosion einer Aerosol-Bombe gezeigt - gleich zu Beginn, da dies dramaturgisch für das Finale notwendig ist. Dies wirkt vor allem aufgrund des Überraschungseffekts.



Bei Oppenheimer läuft alles auf die Expolsion hinaus.
Nolan belässt es aber bei Feuerballaufnahmen, die keinerlei Größenbezug haben. Auch die beiden Abwürfe in Japan werden nur in Zahlen abgehandelt.
Bei "Outbreak" ist die Bombe nur ein Mittel, um die Seuchengefahr zu stoppen, bei "Oppenheimer" geht es jedoch um eine Bombe, die den Untergang bedeuten könnte. Die farbenprächtige Zerstörung der Erde durch die entzündete Erdatmosphäre am Ende von "Oppenheimer" ist dabei abstrakt und nurmehr so ästhetisch wie schon der Feuerball.

In der BBC-Serie werden originale Aufnahmen gezeigt.



7River
Beiträge: 3789

Re: Oppenheimer - ästhetisch und handwerklich

Beitrag von 7River »

Ich meinte den Ablauf, nicht die Explosion explizit. Da habe ich mich etwas unverständlich ausgedrückt. Entschuldigung.

Den Film „Outbreak“ kenne ich natürlich. Die Explosion musste da an dieser Stelle authentisch dargestellt werden. Anders jetzt bei „Oppenheimer“, da das eher zweitrangig ist. Denke ich mal. Die Atombomben-Explosion darf da nicht zu beeindruckend und zu glorifizierend sein. Ein Beteiligter einer Atombomben-Test-Explosion hatte mal in einer Doku gesagt, dass das das Beeindruckendste gewesen ist, was er im Leben miterlebt hat.
„Wissen Sie, Ryback, aussehen tut's köstlich. Aber riechen tut's wie Schweinefraß. Ich hab' Ihren Scheiß lang genug geduldet. Nur weil der Captain die Art liebt, wie Sie kochen. Aber dieses eine Mal ist er nicht hier und wird Ihnen nicht helfen können.“



Skeptiker
Beiträge: 6012

Re: Oppenheimer - ästhetisch und handwerklich

Beitrag von Skeptiker »

Axel hat geschrieben: Mo 11 Sep, 2023 14:08
iasi hat geschrieben: Mo 11 Sep, 2023 13:28 Aber "Rosebud" fehlt schon mal in Nolans Film.
Citizen Kane wurde zu seiner Zeit vom breiten Publikum nicht für „fesselnd“ oder „besonders unterhaltend“ gehalten und taugt mMn nicht als Eichmarke, um heutige Werke einzuordnen. Bedenke auch, dass Rosebud eine eher formale Funktion erfüllt. Der Film wäre u.U. besser ohne die letzten Einstellungen, ohne die „Auflösung“.
Da ich zu den gerade erschienenen, neusten Kameras nichts wirklich Erhellendes beizutragen weiss, habe ich mich nochmals mit Nolans "Oppenheimer" beschäftigt, bzw. genauer, mit Orson Welles' Citizen Kane (1941), den iasi als einen (vor allem nach allgemeinem Filmtheoretiker- und Filmkritiker-Urteil) der besten Filme überhaupt zum Maßstab aus der Versenkung geholt hat. Und dabei als erstes Vergleichs-Kriterium das Fehlen eines "Rosebud" (wörtlich: Rosenknospe) in Nolans Oppenheimer bemängelt, das ganz am Filmanfang stehende, letzte Wort aus dem Mund des sterbenden Zeitungsmagnaten, das als rätselhafter Aufhänger für das nun folgende Filmporträt des künftigen, finanziellen Erfolgs- und Machtmenschen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten (gespielt von Orson Welles selbst) dient.

Nun war ich also angeregt, mir Citizen Kane aus den Tiefen der Filmgeschichte wieder ins Gedächtnis zurückzurufen und bin nach Schnelldurchlauf (ich muss das seriöse Anschauen noch nachholen) gleich zur Webrecherche übergangen, von der ich nur 2 (neu: 3) Fundstücke (aus vielen interessanten mit und über Orson Welles) hier verlinken möchte:

1. Orson Welles im Interview zu Citizen Kane (1960, nur kurzer Auszug):
Orson Welles' true feelings about 'rosebud'



2. Wofür "Rosebud" (Aufschrift auf einem Winterschlitten des jugendlichen Kane) alles stehen könnte:
Who Is Citizen Kane? | The Meaning(s) Of Rosebud (Video Essay von Cinema Is Everything)



3. Orson Welles Talks About Making 'Citizen Kane' - The Dick Cavett Show (1970)


Zu Orson Welles' damaliger, jugendlich-unbekümmerter Herangehensweise (Dreharbeiten ab 29. Juni 1940, das Drehbuch zuvor im Team zu zweit mit Herman J. Mankiewicz, Spezialität von Kameramann Gregg Toland: Die grosse Schärfentiefe bis in den Hintergrund) passt wohl am besten der Spruch: "Alle sagten, das geht nicht. Da kam einer, der das nicht wusste, und tat es."

Nicht so unbekümmert wirkt auf mich hingegen iasi's gedanklich angedeuteter, allzu lehrbuchhafter Ansatz "Nimm Dir den angeblich besten Film aller Zeiten und studiere ihn von A-Z", dann wende alles, was Du nun gelernt und gesehen hast auf Dein geplantes Werk an, und - voilà! - schon haben wir ein neues Meisterwerk!" (bzw., können wir nun beurteilen, dass Oppenheimer unmöglich eines sein kann, weil von Beginn an klar wird, dass ein "Rosebud" fehlt (könnte das nicht in der indischen Mythologie verborgen sein, die Robert Oppenheimer mehrmals zitierte?).

Und genauso, wie diese Vorgehensweise mir allzu schematisch vorkommt, so hält mich Welles' filmisches Meisterwerk in all seiner kühlen Perfektion bei Aufreihung sämtlicher Filmkniffe eher auf Distanz, wirkt etwas konstruiert und auf der Theaterbühne präsentiert, die ich aus dem Dunkel des Saales beobachte, während mich "Oppenheimer" mitten ins Geschehen der damaligen Zeit mitnahm und fast 3 Stunden dort hielt (beim schliesslichen "Sicherheits"-Verhör nach dem Krieg liess das auf Dauer etwas nach).
Klar, kann man diesen 3-stündigen Schnelllauf durch Oppenheimers Leben mit so vielen Nebenpersonen (die oft durchaus für sich ebenfalls Hauptpersonen waren) und auch noch Zeitsprüngen vor und zurück als verwirrend und zu oberflächlich kritisieren.
Im Prinzip sind für diesen Film gewisse Vorkenntnisse der damaligen politischen und physikalischen Welt fast Voraussetzung, und auch eine Vertiefung nach dem Film kann nicht schaden, dazu hat iasi ja bereits einige Vorschläge gemacht, mit welchen Kammer-Stücken & Filmserien man weiter in die Details gehen könnte. Ich sehe das alles als Ergänzung zum Film (und umgekehrt), nicht als Ersatz.
Im Idealfall würde man wohl Nolans filmische Buchvorlage lesen (als deutsches Taschenbuch immerhin mit 704 Seiten), bevor man sich den Film anschaut, wodurch vieles klarer und auch interessanter erschiene, was sonst unklar und vielleicht sinnlos bleibt. Ist das dem Film anzulasten? Ich finde nicht. Der ist weder eine Dokumentation (mit dem Anspruch auf Vollständigkeit) über frühere noch ein Lehrfilm für zukünftige Atomphysiker und auch keine Physiknachhilfe für verpasste Schulstunden. Es ist einfach eine spannende, kinotaugliche Mixtur aus Spielfilm und Dokumentarbericht, die an eine sehr spezielle, thematisch eigentlich eher spröde Forschungs-Realität während WW2 angelehnt ist (mit weniger sprödem Kulminationspunkt) und sich Mühe gibt, dabei einigermassen authentisch zu sein (wenn sie auch einseitig bleibt, was das Ausblenden der japanischen Seite angeht).
---------------------------------
Nachträgliche Ergänzung: Video 2 (Rosebud-Interpretation) zusätzlich verlinkt
Zuletzt geändert von Skeptiker am Do 14 Sep, 2023 07:11, insgesamt 1-mal geändert.



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