Peppermintpost hat geschrieben: ↑So 18 Jun, 2017 16:33 es gibt viele gute argumente, ich nenne mal eins was ich persöhnlich am wichtigsten finde. wenn wir nicht klauen würden würden wir noch in den wald scheissen weil die meisten "erfindungen" ja nur weiterentwicklungen und kombination von bestehenden erfindungen sind.
Deswegen unterscheidet das heutige Urheberrecht durchaus zwischen allgemeinen Ideen, die nicht geschützt sind, und konkreten Erfindungen, die schutzwürdig sind. Zum Beispiel die Idee, durch Spritzen von Tintentropfen auf Papier ein Druckbild zu erzeugen, ist noch zu allgemein. Aber wenn man ein konkretes Verfahren dazu entwickelt, ist das geschützt und kann auch patentiert werden.
das iPhone ist ja keine wirkliche neue erfindung, es war neu eine gewisse anzahl an erfindungen in einem gehäuse zusammen zu fassen. oder eine digitale kamera, das sind auch ein haufen gute ideen kombiniert und die grossen konzerne verklagen sich ja auch schon seit jahrzehnten gegenseitig. für filme gilt das natürlich genau so, wer hat "gut gegen böse" erfunden? oder "boy meets girl"? das sind alles nur weiterentwicklungen bestehender konzepte.
Deswegen muss das Urheberrecht klug ausgestaltet sein, und da besteht sicherlich noch Verbesserungsbedarf. Wenn z. B. jemand 1 Sekunde Musiksample benutzt hat, verklagt wird und der Fall unter Juristen so strittig ist, dass er durch alle Instanzen bis hinauf zum Bundesverfassungsgericht geht, entspricht das nicht der Absicht hinterm Urheberrecht.
Das Urheberrecht abzuschaffen und einfach hinzunehmen, dass jedermann alles kopieren kann, ist aber keinesfalls die Lösung. Die ganze Industriegesellschaft wurde durch den Schutz geistigen Eigentums erst möglich.
Zu Zeiten Mozarts und Goethes, als es noch keine Tonträger gab und der Buchdruck aufwendig war, kam man noch ohne Urheberrecht aus. Wenn da mal jemand ein paar Takte von Mozart genommen und in einem neuen Stück verwurstet hat, konnte Mozart drüber lachen. Aber je mehr technische Kopiermöglichkeiten es gibt, desto wichtiger ist der rechtliche Schutz des Urhebers.
Fraglos ist es manchmal besser für den Urheber, sein Werk großzügig zur Verfügung zu stellen. Fraglos ist ein Urheberrecht, dessen Ausgestaltung noch aus der Vor-Computer-Zeit stammt, an vielen Stellen nachbesserungsbedürftig. Aber daraus zu folgern, das Urheberrecht sei insgesamt unnötig und man solle gleich allen Leuten jede Verwendung gestatten, wäre völlig daneben.
Man darf halt nicht alles, was mit Urheberrecht zu tun hat, in eine Tonne werfen.
Wenn ich z. B. ein Musikstück komponiert habe und jemand anders verwendet fünf Töne daraus weiter, kann ich nach heutigem Recht zumindest versuchen, ihn zu verklagen. Oder ich habe bei einer öffentlichen Veranstaltung gefilmt, wo im Hintergrund ein paar Takte Musik zu hören sind, und ich stelle das Video auf meine Homepage - weshalb ich für die Musiknutzung GEMA bezahlen soll. Sowas finde ich schon aufgrund der Geringfügigkeit lächerlich - wobei ich mir nicht ganz sicher bin, ob das ein Problem der Gesetze oder ein Problem der Richter und Anwälte ist, die die Gesetze zu eng auslegen.
Aber angenommen, ich habe ein interessantes Schaubild (Fachartikel, Video, wasauchimmer) erarbeitet und stelle es auf eine Internetseite, mit der ich Werbeeinnahmen erziele. Und jetzt kommt einer, kopiert das Bild auf seine Seite, die bei Google schon etwas höher gelistet ist, und zieht mir dadurch den ganzen Traffic samt Werbeeinnahmen ab. Oder ich habe zwei Jahre lang an einem Roman gearbeitet, biete ihn jetzt bei Amazon Direct Publishing zum Kauf an und jemand mit einem bereits erfolgreichen Kindle-Shop kopiert meinen Roman und verkauft ihn unter eigenem Namen. Da habe ich notfalls bitteschön ein Recht (auch moralisch), ihn zu verklagen.
aber da in der heutigen digitalen welt alles zu jeder zeit kopiert werden kann und es auch praktisch stattfindet muss man ja irgendwie damit umgehen. [...]
daher meine empfehlung die eigene einstellung zu ändern und die positiven seiten sehen, weil man es sowieso nicht ändern kann.
An den Stellen, wo mir kein echter Schaden entsteht, kann ich das machen.
Man muss eben realistisch rechnen. Wenn man z. B. die Berechnungen der Musikindustrie anschaut, wieviel Schaden angeblich durch illegale Downloads entsteht (so als hätte jeder illegaler Downloader sonst das Produkt legal gekauft), kann man sich schon an der Stirn kratzen.
Aber was wäre die Alternative zu einer Form des Urheberrechts?
Illegales Kopieren nicht juristisch verfolgen? Dann wären alle legalen Käufer die Deppen, die für die Illegalen mitbezahlen müssen.
Wirksamere Kopierschutzmechanismen entwickeln? Das bringt aber immer auch praktische Nachteile für die legalen Käufer mit sich, weil die Inhalte dann weniger universell nutzbar sind.
Urheberrecht ganz streichen? Dann verdient niemand mehr an geistigem Eigentum, was ganze kreative Branchen lahmlegt, aber auch große Teile der Industrie.
Man kann ja darüber streiten, auf welchem Weg der Kreative für seine Arbeit am besten an Geld kommen soll (Einzellizenzen, Flatrates etc.). Aber wenn das Urheberrecht ersatzlos wegfällt, fehlt für sämliche Verdienstmöglichkeiten die Grundlage.