Nachdem ich seit kurzem auch Besitzer eines DR-70D bin, möchte ich dieses Thema nochmal ausgraben.
Ich habe noch nicht viel damit gearbeitet, gestern hatte ich den ersten ernsthaften Einsatz, aber trotzdem kann ich denke ich schon einiges zu dem Gerät berichten.
Die Batterielaufzeit ist tatsächlich erschreckend kurz. 4 neue Varta High Energy Alkaline Batterien, 2 Mikrofone mit Phantomspeisung, nach knapp über 30 Minuten Betrieb steht die Batterieanzeige jetzt deutlich unter der Hälfte. Die eine Stunde Laufzeit scheint sich also zu bestätigen.
Allerdings lässt sich der DR-70D auch über USB mit Strom versorgen (gerade ausprobiert), es kann also ein Netzteil (das auch stark genug ist die benötigten ~2A zu liefern) oder ein USB-Akku verwendet werden. Ich denke, ich werde mir eines dieser USB-Powerbanks besorgen, die gibt es ja ziemlich preiswert mit Kapazitäten um 10-20Ah, das sollte dann für 5-10 Stunden Betrieb reichen. Wie lange das der Mikro-USB-Anschluss mitmacht, ist natürlich die andere Frage.
Das Menü finde ich katastrophal, unlogisch und verwirrend aufgebaut. Es gibt u.A. die zwei Kategorien "Basic" und "Input", und sämtliche die Eingänge betreffenden Parameter sind scheinbar ohne jede Logik auf diese beiden Menüpunkte aufgeteilt. So finden sich die Einstellungen für die Aufnahmebereitschaft der einzelnen Kanäle, das Panorama, der Gain (Low, Medium, High), die Eingangswahl und die Aktivierung des Plug-In Power für den Miniklinken-Mikrofoneingang im "Basic"-Menü, während die Umschaltung der Eingänge zwischen Line/Mikrofonpegel (was hier ebenfalls "Input Gain" heißt), Limiter, Lowcut, Delay und Phantomspeisung für die XLR-Buchsen im "Input"-Menü untergebracht sind. Das ganze ist dann nochmals innerhalb der einzelnen Parameter verschachtelt - die Aktivierung des Plug-In Power für die Miniklinke geschieht über die Eingangswahl, für die Aktivierung des Line-In über Miniklinke muss im Basic-Menü für den Eingang "Mic" und im Input-Menü "Line" ausgewählt werden, und die Phantomspeisung der XLR-Buchsen hängt am Gain im Input-Menü dran... Die Eingangsbezeichnung "Mic" kann abhängig vom gewähltem Kanal entweder Stereomikro über Miniklinke oder internes Mikro bedeuten, dabei muss im Input-Menü dann zusätzlich der Gain auf "Mic" gestellt werden. Die XLR-Mikroeingänge heißen dafür nicht Mic, sondern XLR..
Es ist zum Wahnsinnigwerden. In diesem Menü im hektischen Alltag den passenden Parameter zu finden ist praktisch unmöglich.
Ich hatte bei meinem gestrigen Einsatz ein merkwürdiges Phänomen. Nach dem Einschalten hatte ich für 1-2 Minuten ein merkwürdiges "Wummern, Klopfen" auf beiden Kanälen, wie Trittschall, nur dass sich niemand im Raum bewegt hat. Das ganze ist dann immer leiser geworden und hat schließlich aufgehört. Das Problem ließ sich auch nachträglich trotz längerem Herumprobieren nicht reproduzieren.
Auffallend ist auch, dass es nach dem Einschalten bei aktivierter Phantomspeisung für die ersten ~10 Sekunden immer ganz hässliche Geräusche gibt (Knistern, Knacksen, Brummen), das habe ich so noch bei keinem Gerät erlebt. Mir scheint, dass die Phantomspeisung in dem Gerät insgesamt nicht sehr stabil ist, vielleicht war auch das die Fehlerquelle für die Störgeräusche, die ich gestern hatte. Ich habe diese Woche noch einige Drehtermine, bei denen der Recorder zum Einsatz kommen wird - ich bin gespannt, ob es dabei auch Probleme geben wird.
Das Gerät arbeitet im Stop-Modus als Mixer und gibt die Eingangssignale an den Line-Out und den Kopfhörerausgang aus, das Panning lässt sich im Menü für jeden Kanal einstellen. Die Verwendung als "Low-Budget-Fieldmixer" ist somit grundsätzlich möglich, allerdings gibt es dabei ein paar Dinge zu beachten.
Das Ausgangssignal über den Line-Out ist sauber, hier gibt es keine Probleme. Der Ausgang lässt sich auch auf Mikrofonpegel umschalten - dann rauscht es jedoch dermaßen (das Rauschen kommt definitiv vom Ausgang des Tascam und nicht vom Eingang der Kamera), dass der so auf der Kamera aufgezeichnete Ton nicht ernsthaft brauchbar ist. Zum Syncen reicht es natürlich aus.
Abhilfe, wenn die Kamera über keinen Line-In verfügt:
Ein Adapter von Line auf Mic-Pegel, also ein Klinkenkabel mit eingebautem Abschwächer. So etwas gibt es nach intensiven Recherchen von einem einzigen Hersteller (Sescom) in den USA zu kaufen, für irgendwas um die 30€ + Überseeversand. Wem das zu teuer und umständlich ist, greift zum Lötkolben und baut sich so ein Kabel in 10 Minuten selber. Materialkosten: ca. 3€, Anleitung dazu gibts hier (oberste Version, 40dB Dämpfung passt für diesen Zweck gut):
http://www.epanorama.net/circuits/line_to_mic.html
Ich habe mir zwei Winkel-Klinkenstecker mit relativ großem Gehäuse dazu gekauft und die Widerstände direkt in das Steckergehäuse eingebaut. Funktioniert prima, jetzt kann ich direkt mit Line-Pegel aus dem Tascam raus und in den Mikrofoneingang der Kamera hinein, und das ganze praktisch rauschfrei.
Bedenken sollte man, dass die Eingangsregler keine analogen Potis sind, sondern digitale Regler. Die Pegeljustage erfolgt in Stufen, und diese Stufensprünge sind sehr deutlich zu hören, teilweise begleitet von leichten Knacksern. Von einer Pegelkorrektur während laufender Aufnahme sollte man also möglichst absehen.
Bezüglich Transportmöglichkeit habe ich lange nach einer passenden Umhängetasche gesucht. Die Mischertaschen für professionelle Fieldmixer (Sounddevices 302 o.ä.) kosten gleich mal so viel wie der ganze Tascam DR-70D, das war also keine Lösung, und eine spezielle Tasche für den Tascam gibt es nicht. Fündig geworden bin ich schließlich bei Fostex. Die Tasche nennt sich Fostex SC-302, ist eigentlich für einen Fostex-Recorder bestimmt, passt jedoch wie angegossen zum DR-70D und ist sehr praktisch, wenn der Recorder mal unabhängig von der Kamera im Außeneinsatz verwendet wird. Dazu stimmt m.E. auch der Preis.
Ja, das zu meinen ersten Eindrücken...