WoWu hat geschrieben:@ Reiner
Das Ganze Videobarbeitungsgesumse ist eine Welt voller Kompromisse.
Da bin ich nicht so ganz Deiner Meinung.
Letztlich funktioniert alles nach denselben Gesetzmäßigkeiten in der Physik, -und das schliesst die Optik ein- auch wenn einige -ich mein jetzt
nicht Dich- das am liebsten nicht wahr haben würden.
Aber weil Physik eben eine harte Wissenschaft ist, ist sie auch nachvollziehbar und
funktioniert immer.
@WoWu
Du hast ja Recht: Physik ist Physik. Aber es ging ja um Kompromisse in der digitalen Verabeitung.
Die Praxis beschränkt uns in der reinen Lehre andauernd und zwingt uns Kompromisse auf. Bei der Optik meint das: Es gibt kein ideal geformtes Glas, das ohne Beugungen, Randunschärfen usw. hergestellt wurde. Zumindest nicht im bezahlbaren Bereich für Video/Foto. Und zum guten Schluss ist die Kaufentscheidung oft ein Kompromiss, der sich am Budget orientiert. Die Astronomen freuen sich, wenn sie ein neues Teleskop finanziert bekommen, mit einem superteueren Spiegel, der über Monate hinweg geschliffen wird, um die produktionsbedingten Abweichungen weitgehend loszuwerden, die ihnen sonst Kompromisse aufzwingen würden.
In der digitalen Bildbearbeitung ist der Versuch, die hübsche, bunte, analoge Welt in 24b Bit zu pressen, vollgestopft mit zahllosen Kompromissen. Trotz Physik. Oder nicht? Daraus resultieren die unterschiedlichen Farbmodelle und Farbräume, die versuchen, sich an den Wiedergabe- oder Produktionsmedien auszurichten, wie RGB oder CMYK, oder die versuchen, sich davon zu befreien, wie L*a*b. Immer unter dem Anspruch einer »natürlichen« Farbwiedergabe, die unserem Sehempfinden entspricht.
In RGB versucht man mit verschiedenen RGB-Farbräumen, die sich ja in der Verteilung der Werte unterscheiden, jedoch nicht im Wertebereich, dichter an das heranzukommen, was »ideal« ist, bezogen auf die Beschränkungen, die es nun mal gibt. Damit das nicht alles komplett auseinander läuft, einigt man sich zum Schluss auf Standards, wie z. B. sRGB für Ausgaben auf Computer-Devices, die aber auch nur einen Kompromiss darstellen. Es gibt Vor- und Nachteile.
32-Bit-Float RGB ist inzwischen weit verbreitet, weil das eben eine Möglichkeit bietet, innerhalb desselben Farbraums »produktionsbedingte Abweichungen«, die bei 8bit vorliegen, zu überwinden. Der Spiegel wird geschliffen.
Ich traus mich hier kaum zu sagen: Aus diesem Grund arbeitet Adobe mit den YUV-Effekten intern auch im YCbCr-Speicher mit 32-Bit-Float. Klar: Im exportierten Video hat man dann wieder nur 8 oder 10 bit. Aber der Workflow während der Verarbeitung konnte in jeden Rechenschritt mit einer höheren Genauigkeit rechnen, Interpolations- und Rundungsfehler minimieren, Wertüberläufe auffangen, wodurch sie folgenden Rechenschritten zur Verfügung stehen, usw. . Dieser Workflow wird gute Ergebnisse liefern. Das macht sich insbesondere dann bemerkbar, wenn komplexe, mehrstufige Berechnungen auf einem Videoframe ausgeführt werden müssen.
Zwar gelten auch hier physikalische Gesetzmäßigkeiten entlang der Signalverarbeitung, unbestritten, aber es gelten zusätzlich die Gesetzmäßigkeiten der Informatik, die beschreiben, wie digitale Informationen zu erzeugen, zu speichern und zu verarbeiten sind. Das geht nach festen Regeln, die nicht diskutierbar sind. Und das wird allzu gern ausgeblendet. Leider.
Beste Grüße,
Reiner