Frank Glencairn hat geschrieben:
Wenn ich ein Ticket kaufe, erwarte ich daß der Filmemacher in erster, zweiter und dritter Linie an mich (sprich das Publikum) gedacht hat, und sich allergrößte Mühe gibt uns bestmöglich zu unterhalten, weil: das ist der Deal an der Kinokasse.
Ein Problem vieler deutscher Filmemacher ist, sie haben eben nicht meine bestmögliche Unterhaltung im Fokus, sondern sie haben eine Botschaft, ein Anliegen, eine Mission - was natürlich meistens schief geht.
Ich denke, beides sind zwei sich gegenüberstehende Pole. Beides in Reinkultur empfinde ich für mich persönlich nicht gut.
Ich möchte schon, dass ein Filmemacher versucht, eine ihm wichtige Botschaft rüber zu bringen. Aber er soll dabei nicht wie ein Lehrer mit erhobenem Zeigefinger kommen. Er soll sie einfach (möglichst interpretationsfrei oder interpretationsvielfältig) darstellen und dem Zuschauer (mir) die Möglichkeit lassen, sie für mich anzunehmen oder abzulehnen bzw. Einzelaspekte davon. Also kurz gesagt, er soll mich dabei ernst nehmen und nicht wie ein Objekt behandeln.
Ich persönlich brauche nicht ständig Unterhaltung. Der Nachteil dieses vermeintlichen Deals, wie du ihn nennst, ist, dass dann nur noch das gemacht wird, was die große Masse sehen will, Explosionen und Gemetzel. Alles geschieht dann, um Kohle zu machen und inhaltlich passiert nichts mehr. Man bleibt auf Grundschulniveau in der Gesamtaussage und zumindest ich gehe dann immer sehr unbefriedigt aus einem Kino oder dem Fernsehsessel.
Wenn der Inhalt hohl ist, dann bleibt das Kino und das Filmemachen in der Krise - alles Massenwahre mit immer gleichem Inhalt, denn ich schriftlich fixiert im Kern in eine Zeile kriegen würde. Gut gegen Böse - Gemetzel - das Gute siegt oder Böses gegen Gutes - Gemetzel - Explosionen - Blut - das Böse siegt.
Sorry, davon hab ich den Kanal voll.
Ich glaube, daran werden auch keine Experimentalfilme wie dieser hier etwas ändern, denn er setzt an der falschen Stelle an, nämlich beim visuellen Eindruck. Es ist im Grunde eine Billigproduktion, der die Gelder für heftige Explosionen fehlen und die versucht, mit einem durchgehenden Effekt Aufmerksamkeit zu gewinnen. Diesem Effekt hat die Story zwansläufig zu folgen. Story und visuelle Eindrücke sind aber m.E. die Stellschrauben, an denen permanent gedreht wird, nicht aber an der Schraube, die sich anspruchsvoller Inhalt nennt. Inhalte sind heutzutage wertvoll wie Gold. Ich glaube, jeder Filmemacher träumt davon, eine außergewöhnliche, inhaltsreiche Story zu haben, die trotzdem große Massen von Menschen bewegt.
In einem gebe ich dir aber total Recht, Frank. Das habe ich ja auch schon mehrfach gesagt. Das deutsche Kino packt zwar öfter heiße Eisen an, diese werden jedoch mainstreammäßig und oberlehrerhaft interpretiert. Das kotzt mich sowas von an, man glaubt es nicht. Was für Potential wird da verschleudert. Gerade bei Produktionen, die nicht viel einspielen müssen, weil sie meistenteils GEZ- bzw. zwangssteuerfinanziert sind, greift wieder der Mechanismus, den das Sprichwort: "Wes Brot ich ess, des Lied ich sing" umschreibt. Man macht sich also auch in diesem Falle zum Sklaven der Kohle, obwohl man auftritt, als würde man etwas Revolutionäres erbringen.