cantsin hat geschrieben: ↑Mo 14 Feb, 2022 15:27
Die Oscars für den besten Film gingen fast nie an Blockbuster oder Genre-Kino, sondern i.d.R. an gehobenes Kunsthandwerk bzw. kommerzielle Filme mit vermeintlichem Anspruch; im besten Fall an Filme, die Kommerz, Genre, Anspruch und sogar Originalität optimal verbinden wie z.B. "Parasite" 2020.
Die letzten Blockbuster, die den besten-Film-Oscar gewinnen konnten, waren "Gladiator" 2001, "Chicago" 2003 sowie "Lord of the Rings: The Return of the King" 2004. Das ist jetzt bald zwei Jahrzehnte her.
Ich bin mir sicher, dass auch von Parasite 90% der Leute nichts gehört haben, bevor der den Oscar gewonnen hat und dann auf einmal überall auf Deutsch lief.
Das hat der sicher mit einigen genannten, nichtbekannten Filmen hier gemeinsam. Und das hat das kommerzielle Kino auch ausgehalten, dass einmal ein Koreanischer Film gewinnt?
cantsin hat geschrieben: ↑Mo 14 Feb, 2022 15:27
?!? Beziehst Du Dich da auf die Superhelden-Filmen? War Hollywoodkino kein Populärkino, bevor es die gab?!?
Ich sollte doppelte Verneinungen in Foren lassen. Sorry dafür :D
Klarstellung: Kino hat vor Superhelden-Filmen Popkultur geschaffen!
cantsin hat geschrieben: ↑Mo 14 Feb, 2022 15:27
Ich meine etwas ganz simples: Wenn in der Liste des populärsten Mainstream-Kino-Preisspektakels zu einem großen oder teilweise sogar überwiegenden Teil Filmtitel stehen, von denen selbst Foristen auf einem Film-Freakforum wie diesem hier noch nie etwas gehört haben, kann irgendetwas nicht stimmen.
Da wäre das Variety oder Hollywood-Reporter-Forum (falls es die gibt?) der bessere Vergleich. Hier tummeln sich ja nicht in erster Linie Film-Buffs, sondern Bewegtbild-Technik-Enthusiasten, das ist schon abzutrennen? Ist es nicht so, dass von den meisten Filmen hier kaum jemand hört, bis die mal bei uns im Kino laufen? Wie viele Oscar-Shortlister gabs denn, die erst im Frühjahr in Europa überhaupt laufen?
Ich denke da z.B. an Three Billboards Outside Ebbing, Missouri, Minari, eben Parasite, Sound of Metal - das waren jetzt auch nicht gerade die Sachen, die hier in jeder Kleinstadt an den Plakatwänden hingen (wie jetzt z.B. Netflix, das finde ich schon interessant: die OOH-Werbung bis in die Kaffs).
cantsin hat geschrieben: ↑Mo 14 Feb, 2022 15:27
?!? Populärkultur ist fast immer Mainstreamkultur, ob das nun Spiderman ist oder früher Marilyn Monroe und Humphrey Bogart.
Jain. Es ist sicher mehr eine Begriffsfindungsdebatte und ich berufe mich da überhaupt nicht drauf Recht zu haben, aber ich finde die benennenswerten Unterschiede trotzdem spannend. Star Wars konnte Pop-Culture sein ohne gleichzeitig Mainstream, in den 90ern-2000ern. Für sehr lange Zeit. Star-Wars war schon Kult, nicht nur in den krassesten Nerd-Kreisen sondern halt die alten Trilogien (ich beziehe das bewusst nicht nur auf die ersten 3 Filme) bei der heute U30-Generation, bevor dann von Computerspielen bis zu Fortsetzungen diese Omnipräsenz angefangen hat, der heute niemand sich mehr entziehen kann, egal ob Du einen Film schauen willst, eine Serie, ein Videospiel - Du wirst immer auf Star Wars stoßen. In der Streaming-App genau so wie im Supermarktregal oder an der Plakatwand wie auf der Konsole.
Kommt ein bisschen drauf ein, wie man Populärkultur und Mainstream ableitet glaube ich. Ist Populärkultur alles, was nicht Hochkultur ist: defintiv. Dann kann man eigentlich getrost sagen, dass es Hochkultur bei Film nie gab. Oder zumindest extrem lange nicht mehr. Popkultur bedient sich oft bei Avantgarde, macht diese "marktfähig". Hip-Hop war immer Populärkultur (nie Hochkultur), aber trotzdem nicht immer Mainstream.
Der Einwand ist ja berechtingt, weil ich geb schon zu, die Überschneidungen sind oft groß und die Trennungen nicht immer scharf abgegrenzt, aber es lohnt sich trotzdem Mainstream (Durchdringungsgrad) vs. Populärkultur (Herkunft-einerseits, Beliebtheit andererseits) mal als Begriffe irgendwie voneinder getrennt zu denken. Vielleicht ist Massenkultur das bessere Synonym für Mainstream (statt für Pop-Kultur).