rush hat geschrieben:Die zweite für meine Begriffe durchaus sehenswerte Doku habe ich in einem  "Probemonat" bei Netflix entdeckt. 
Offenbar ist Netflix auch als Co-Produzent in Erscheinung getreten - was auch immer das konkret bedeuten mag.
Inhaltlich befasst sie sich mit den Unruhen in der Ukraine im Winter 2013/2014 am Maidan. Dichte Atmosphäre, unkommentierte und drastische Gewaltszenen. Vom Schnitt her sehr abwechslungsreich, obwohl der Film inhaltlich an quasi ein und derselben Stelle über 90 Tage hinweg handelt.
Man könnte der Doku sicherlich eine gewisse Einseitigkeit vorwerfen - dennoch war sie für mich ein durchaus sehenswertes Zeitdokument.
Bisher ist sie wohl exklusiv bei Netflix zu sehen... aber vllt. ändert sich das ja noch.
Titel: "WINTER ON FIRE"
http://www.imdb.com/title/tt4908644/ 
Habe ich gestern gesehen. Eine "besondere Doku" vor allem darin, dass hier Originalfootage (von ca. 20 im Abspann genannten 
cinematographern) zu einem homogenen Heldengesang montiert wurde, chronologisch ("Tag 1", "Tag 2", "Tag 2 später am Nachmittag"). Sie wurden auch rigoros gegradet. Passend zum Titel dominieren die Farben Blau und Orange, Grün fehlt fast komplett. Offenkundige Handyaufnahmen kommen mit heftigem Rolling Shutter, und hier bewahrheitet sich, was ich vor Jahren mal schrieb, eines Tages würde RS zu einem bewusst eingesetzten Stilmittel werden. Das Gewobbel signalisiert einerseits Authentizität (auflösungstechnisch sind diese Aufnahmen von Winter 2013/14 gar nicht schlecht) und andererseits gesteigerte Dramatik: Detonationen, von denen es nicht wenige gibt, verzerren das Bild.
In den ersten Minuten dachte ich, auweia, diese Mucke trägt aber dick auf, das ist ja super kitschig. Ob sie wohl da irgendeinen Hans Zimmer OST "ausgeliehen" haben? Ganz falsch lag ich nicht, die Musik ist von Jasha Klebe, der anscheinend aus dem Zimmer-Team ist. Die Verwendung der stark emotionalisierenden Musik kann man sehr kritisch sehen, aber jedenfalls hilft sie ebenfalls, das Ganze homogener zu machen.
Die deutsche Synchro ist etwas irritierend. Der ukrainische Originalton ist zwar noch zu hören, aber darüber sprechen deutsche Sprecher 
teilweise lippensynchron, und, schlimmer, sie versuchen die Wut und die Schmerzen in den Stimmen nachzuahmen. Das schmälert die Wirkung erheblich. 
EDIT: Auf Englisch haben sie mit Untertiteln gearbeitet, legt der Trailer nahe.
Wie viel Emotionalität und Partei verträgt eine Dokumentation? Ein Thema für sich, das in 
diesem Thread schon einmal erörtert wurde. 
EDIT: In diesem Zusammenhang interessant, in den Kommentaren zum Youtube-Trailer die polarisierende Wirkung zu beobachten. Die einen schreiben, das sei alles Nazi-Propaganda. Ein gewisser Prozentsatz der Protestler sind bekanntermaßen rechtsradikal. Besonders eine Stelle im Film, als der Glöckner der nahegelegenen Kathedrale beim Angriff der Berkut-Schläger auf die Demonstranten Sturm läutet (rückblickend erzählt er mit Tränen in den Augen, dieses Sturmgeläut hätte zuletzt beim Angriff der Tataren zwölfhundertnochwas stattgefunden) ist im Zusammenspiel mit der Hans-Zimmer-Soße (man denkt an Gladiator) wirklich too much. Die anderen schreiben, die gesamte Majdan-Bewegung sei von der CIA gesteuert worden, mit den üblichen Spätfolgen der Einmischung in innere Angelegenheiten. Diese bekommen als Antwort, sie seien von Putin bezahlte Trolle. 
Vielleicht haben alle "Wir sind das Volk"-Bewegungen etwas Unreifes. Unseren eigenen Mauerfall und dessen mediale Ausschlachtung sahen auf meiner Seite der Mauer viele mit gemischten Gefühlen. Dennoch wünsche ich keinem Honnecker und Konsorten zurück oder den nativen Ukrainern (der pro-russische Anteil von ca. 30% 
sind bestimmt Russen) Janukowytsch.