rainermann hat geschrieben: ↑Di 18 Jun, 2019 12:55Schau Dir am besten Stillframes aus dem Film/Trailer an und gehe selbst alle Aspekte in Ruhe durch: Wie haben die das Licht gesetzt, was machen die Farben, Tiefenschärfe, welche Brennweite könnte dies und das gewesen sein etc.
Mit ein paar Stillframes haben wir an der Filmaka (Fach Kamera) zT. ganze Mittage damit verbracht, "Looks" nachzustellen. Die Kamera war natürlich immer die gleiche und stand am Ende der Kette.
Die vergessene Disziplin der Bildanalyse. Ich persönlich finde das weiter oben verlinkte Standbild (wohl aus dem 1080-Youtube-Trailer) nicht übermäßig cinematisch, aber ganz okay. Gehen wir es Schritt für Schritt durch:
Zunächst zur Auflösung. In dem Fenster, von dem ich den Screenshot gemacht habe, hat der Frame eine Auflösung von 1920 x 840, was einem Seitenverhältnis von 1:2,85 entspricht. Der Film war im Original in Scope (1:2,4 - gedreht auf Super 35mm), und der Trailer ist seitlich gecropped und Letterbox. Die allgemeine Matschigkeit des Bildes (wie im gesamten Trailer) wirkt eher wie 640p.
Super 35 ist recht nahe dran am APSC-Sensor der A6300.
Für's Kino wurde der Film in 2k gemastert, 4k resp. UHD, geschweige denn "70mm" sind also keine Voraussetzung. Die 2160-Auflösung (das "4k" von 16:9, im Gegensatz zu Cinema4k, das halt statt 3840 Pixeln Bild
breite 4096 hat) der A6300 ist erstklassig, sehr nah dran an echtem UHD, und jedenfalls mehr als ausreichend, um vollauflösendes 2k daraus zu generieren.
Ich vermute, dass der Film nicht anamorphotisch gedreht wurde. Der Trailer gibt keinen Hinweis darauf. Es gibt sehr wenig "Bokeh", und wenn, dann ist es schwach, ohne Freistellungsfunktion. Das heißt, man kann den Hintergrund immer noch genau erkennen (Blattwerk, Holzbretter, etc.). Im Großen und Ganzen wirkt der Bildstil realistisch. Fast alle Shots im Trailer könnten mit "Normaloptik" gedreht worden sein, also etwa bei der A6300 35mm. Wahrscheinlich auch der Screenshot, formal eine Totale.
Die Entscheidung gegen augenfällige Weitwinkel- oder Teleaufnahmen bedeutet, dass sich der Stil nicht aufdrängt und dass die Bilder natürlich wirken. Man fühlt sich als Zuschauer, als wäre man dabei, die Kamera sieht wie ein Mensch. Letzteres ist lediglich eine Kino-Konvention, da wir durchaus auch Tele-Blicke oder Weitwinkel-Blicke haben, denn unsere Wahrnehmung stitcht ja den jeweils angemessenen Blickwinkel aus vielen Bildeindrücken nach Grad des Interesses zusammen.
Der Screenshot ist wohl am frühen Abend gemacht worden (die langen Schatten und das warme Sonnenlicht). Im Trailer gibt es unterschiedliche Grading-Ansätze. Die Aufnahmen in der normalen Welt sind quasi farbneutral, Grün im Wald dient als natürlicher Farbkontrast zur Haut, und lediglich bei
CABIN/interior/night wird ordentlich mit Orange/Teal gearbeitet, was mittlerweile fast schon billig wirkt.
Die Kadrage in Bezug auf die Figuren ist total konventionell, immer angemessen, nie originell oder interessant. Die Hintergründe dagegen sind recht chaotisch, viel Gerümpel liegt herum oder frönt dem Wildwuchs. Das könnte man als konsequentes Produktionsdesign sehen, das durch Unübersichtlichkeit verunsichern möchte. Ganz klar ist es so. Ziemlich einfach gestricktes Konzept, meiner Meinung nach.
Der Screenshot ist, wie ich finde, besonders unspannend. Das soll wohl die Stelle sein, an der die Kids zum ersten Mal die schicksalsverheißende Hütte sehen. Da latschen sie ganz banal aus ihrem Campingbus und gucken - was sonst? - auf das im nächsten Take gezeigte Hüttchen.
Du denkst, du weißt, was dich erwartet? Weit gefehlt!
Schön wär's. So leicht zu durchschauen wie eine alte Persil-Reklame. Neu höchstens für 16-Jährige, die noch nie einen Horrorfilm gesehen haben.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...