funkytown hat geschrieben: ↑Mi 15 Mai, 2019 13:43
cantsin hat geschrieben: ↑Mi 15 Mai, 2019 13:28
Sorry, aber diese alten Formeln funktionieren im 4K-Zeitalter nicht mehr. Schärfe ist heute, bei hohen Auflösungen, viel kritischer geworden und die alten Kleinbildfotografie-Formeln für DoF und verwackelungsfreie Freihand-Fotos stimmen alle nicht mehr.
In zwei Sätzen soviel Fehler und Halbwissen, aber der Reihe nach.
- Zunächst: Die Berechnung des DoF ist einfache Physik. Das hat rein garnichts mit der Auflösung der Kamera zu tun.
- 4K erfordert es bei der Schärfe genau zu arbeiten. Insofern ist das Filmen mit Offenblende sicherlich schwieriger geworden. Das hat aber nix mit unserem Thema zu tun.
- Mit Berechnungen der "verwacklungsfreien Freihand-Fotos" meinst Du vielleicht die Verschlusszeitregel aus der Fotografie, bis zu welcher Verschlusszeit man aus der Hand fotografieren kann. Beim Film nutzt man einen festen Shutter. Dieser Begriff passt hier gar nicht.
- Wenn du mit den "alten Formeln" die Berechnung der Schärfentiefe meinst: Hier findest Du die mathematischen Gleichungen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Sch%C3%A4 ... _berechnen
Du wirst in den Formeln keine Abhängigkeit zur Auflösung einer Kamera finden.
Also bitte erst mal Hirn einschalten vor dem Posten.
Ich bleibe dabei, auch wenn ich Dir im Prinzip nicht widerspreche.
Die DoF-Formeln sind theoretische Formeln, die ein ideales optisches System beschreiben. Mit immer höheren Sensorauflösungen zeigen sich jedoch in der Praxis die Diskrepanzen zwischen dieser Idealisierung und dem, was optische Systeme wirklich leisten.
- Dein Beispiel - "Wenn ich mit einem 35mm Objektiv arbeite und bin 3 Meter vom Motiv entfernt habe ich selbst mit Blende f1.4 noch über einen halben Meter Tiefenschärfe" - funktioniert in der Praxis, wenn überhaupt, nur mit einem absoluten Spitzenobjektiv (einem Sigma Art oder Zeiss Otus 35mm/1.4), weil alle anderen Objektive bei Offenblende nicht die theoretische volle Schärfe- bzw. Abbildungsleistung bringen (was nichts mit geringem DoF zu tun hat, um das nur klarzustellen). Und genau dies wird eben bei 4K brutal sichtbar. Alle f1.4- und f1.8-Objektive, die noch zu Analog-Kleinbildzeiten gebaut wurden bzw. heute noch auf diesen Konstruktionen beruhen (wie praktisch alle Objektive unterhalb der 700-Euro-Klasse) bringen die von Dir beschriebene Auflösungsleistung nicht, bzw. sind für Dein Szenario nicht brauchbar.
Umgekehrt ist es auch so, dass bei Kleinbild- und anderer vergleichsweise niedrig auflösender Foto- und Videografie das praktisch nutzbare DoF größer war als in der Theorie, da der Schärfeabfall an den Rändern des scharfen Bereichs noch nicht sichtbar wurde. Auch hier führen 4K & Co. zu weniger Toleranz.
- Die Berechnungen zu verwacklungsfreiem Shutter stammen in der Tat aus der Fotografie und stimmen nicht mehr (wer mit einer Nikon D850 oder Sony A7R mit dem 50mm - 1/50s fotografiert, fällt auf die Nase bzw. kann seine Fotos gleich 50% verkleinern, um die Bewegungsunschärfe auf Pixelebene zu kaschieren), lassen sich aber problemlos auf Handkamera und Kamerastabilisierung übertragen. Ein Schwenk, der bei SD-Video noch funktioniert, verschmiert bei 4K, ein Schulterstativ, dass bei SD noch stabile Handkamerabilder lieferte, liefert bei 4K Wackelbilder.
Mit höheren Auflösungen steigen die Anforderungen an Stabilisierung, Genauigkeit der Fokussierung, Leistung der Optiken etc.etc. Eine DoF-App, die mir in Zeiten der Kleinbild-Filmfotografie zuverlässige Werte geliefert hat, ist heute nicht mehr blind zu gebrauchen, weil andere Faktoren eine Rolle spielen. Du kannst das gerne mal testen, wenn Du probierst, Foto- oder Videografie mit Zone Focussing zu betreiben. (Also z.B. eine Full Frame-Kamera mit 35mm-Objektiv auf f5.6 und Fokus 5m zu setzen, was theoretisch alles zwischen 2m und 11m scharf im Bild erscheinen lassen sollte.)