@Giftpilz
Die Vase ist funktionell ein McGuffin. Das muss man als Drehbuchschreiber verstehen. Zerbrochen? Steingut? Wieder geklebt? Zwei Splitter fehlen? Alles Kiki-Kram.
Die Kurzzusammenfassung ist "eigentlich" nicht schlecht. Das Inhaltliche ist drin, aber das Dramatische fehlt, bzw. wird im Vergleich zur Exposition, dem rätselhaften Interesse an einem alten Plunder, buchstäblich zum Nebensatz. Aber offensichtlich bist du verliebt in dieses ominöse Rätsel. Und das ist auch okay. Für dich.
Ähnliche Konstrukte sind Rosebud in Citizen Kane oder das Herz des Ozeans in Titanic. Der Diamant, den der Organisator der Tauchexpedition unbedingt finden will, ist ein selbstgenügsamer (d.h. dramaturgisch im Grunde entbehrlicher) Aufhänger, ein goldverbrämter erzählerischer
Rahmen. Selbst die Katastrophe, die erzählt wird (und die wegen des bekannten Ausgangs null Spannung enthält) ist nur Hintergrunddeko
vor:
Ein junger Mann und eine junge Frau aus unterschiedlichen sozialen Klassen verlieben sich an Bord eines Schiffes, das dem Untergang geweiht ist.
Weniger kann man nicht schreiben. Und darum geht es. Die Haupthandlung ist zwar formal eine Rückblende, aber ohne sie - kitschig oder nicht - hätten nicht 250 Millionen Besucher für den Schmarren Überlängenzuschlag bezahlt. Brancheninterne Schätzungen sprechen von 20 Millionen Besuchern, wäre es als effektstarker Katastrophenfilm erzählt worden.
Natürlich weiß ich nicht, welches Gewicht du der
Lebensrettung (der formalen Rückblende) zugestehst, aber in deiner Zusammenfassung sieht sie aus wie die Auflösung des Rätsels (Aha! Na, das erklärt es ja), tritt also hinter diesem zurück, wirkt im Vergleich dazu banal.
Rückblenden sind oft ein Anzeichen für einen schwachen Plot, Ausnahmen bestätigen die Regel. Ausnahmen wären, wenn die Chronologie bewusst gebrochen wird, was ja i.d.R. nur geschieht, um die Bedeutung der unterschiedlichen Zeiten für die Geschichte noch deutlicher zu machen. Sie sind schwach und klischeehaft, wenn sie z.B. als *Erklärung* für ein Handlungsmotiv herhalten sollen. Sie dann nicht streichen zu können, zeigt, dass die Haupthandlung nicht funktioniert. Umgekehrt genauso. Ist das Bild ohne den Rahmen wertlos, ist es als solches wertlos. So hart gesagt.
Warum ist es überhaupt wichtig, diese Zusammenfassung zu machen? Für uns nicht, wir könnten ja das Drehbuch lesen, und dir könnte's egal sein, was wir davon halten.
Es ist eine idealerweise spielerische Übung darin, das Wesentliche zu extrahieren und das Unwesentliche wegzulassen. Sie dient dazu, die eigentliche Geschichte bloßzulegen, Überflüssiges zu streichen oder als beiläufiges Hintergrundsetting zu behandeln, das selbst keine Erzählzeit kostet.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...