Geschäftliche Aspekte der Filmproduktion Forum



Handwerkskammer Beitrag verweigern?



Filmen als Beruf: Hier geht´s um Themen wie: Tarifliches, Kundenkommunikation, Abnahmen und wieviel man für bestimmte Aufträge verlangen kann
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klusterdegenerierung
Beiträge: 28158

Handwerkskammer Beitrag verweigern?

Beitrag von klusterdegenerierung »

Hallo zusammen,
ich denke mal das dem einen oder anderen der Handwerkskammerbeitrag auch mächtig auf die Nerven geht,
zumal man quasi null Leistungen dafür bekommt.

Früher haben sie sogar vielen von uns das Leben damit schwer gemacht, das man sich nur Fotograf schimpfen durfte wenn man min ein Gesselle war.
Mich würde interessiern, ob man diesesn Beitrag nicht mal boykkotieren sollte bzw. kann?

Klar kann ich mir dort Infomaterial besorgen, aber was sollte das für eines sein? ;-)
Als ich noch eine GmbH hatte, war ich in der IHK, bei denen bekamm man zumindestens ein bisschen was für sein Geld,
aber auf den alten spiessigen Handwerksladen habe ich eine regelrechte Hasskappe, denn die halten nur ihre Hand auf.

Von wegen Ausbildungshilfe, ich kann nicht mal jemand ausbilden!
Empfindet ihr genauso, bezahlt ihr das auch mit knirschenden Zähnen? ;-)
"Filme dreht man nicht mit der Kamera, sondern mit dem Kopf."



Jott
Beiträge: 23170

Re: Handwerkskammer Beitrag verweigern?

Beitrag von Jott »

Ist geltendes Recht, wenn auch auf wackeligen Füßen. Boykott führt nur zu Streß bis hin zur Pfändung. Verfassungsklagen gegen den Mitgliedszwang sind immer wieder anhängig, scheitern aber ähnlich wie Klagen gegen die Rundfunk-Zwangsgebühren. Die letzten mittelalterlichen Standes-Strukturen (Handwerks- und Handelskammern) zu durchbrechen gelingt in Deutschland offensichtlich nicht (in fast allen anderen EU-Staaten aber schon, die sind im laufenden Jahrhundert angekommen).

Nur für Freiberufler entfällt die Zwangsmitgliedschaft.

Man kann auch prima den Bogen schlagen zur Künstlersozialabgabe: für die KSK bist du - als Nicht-GmbH - auf jeden Fall per Gesetz Künstler, keinesfalls Handwerker. Kannst ja mal mit den sich widersprechenden Regularien zu argumentieren versuchen ...



klusterdegenerierung
Beiträge: 28158

Re: Handwerkskammer Beitrag verweigern?

Beitrag von klusterdegenerierung »

Ich bin Freiberufler und in der KSK!
Warum überhaupt Handwerkskammer checke ich immer noch nicht! ;-)
"Filme dreht man nicht mit der Kamera, sondern mit dem Kopf."



Pianist
Beiträge: 9053

Re: Handwerkskammer Beitrag verweigern?

Beitrag von Pianist »

Das verstehe ich jetzt nicht. Wenn Du Freiberufler bist, dann hast Du doch kein Gewerbe angemeldet. Warum also bist Du Mitglied der Handwerkskammer? Auf welcher Rechtsgrundlage bist Du da reingerutscht?

Als mein Finanzamt vor einigen Jahren endlich verstanden hat, dass ich selbständiger Filmemacher und kein gewerblicher Filmproduzent bin, habe ich sofort mein Gewerbe abgemeldet und habe seitdem auch keinen Beitragsbescheid von der IHK mehr bekommen.

Matthias
Filmemacher für besondere Aufgaben



Jott
Beiträge: 23170

Re: Handwerkskammer Beitrag verweigern?

Beitrag von Jott »

Als anerkannter und steuerlich auch so behandelter (keine Gewerbesteuer) Freiberufler bist du nicht Zwangsmitglied, weder bei der IHK noch bei irgend einer Handwerkskammer.



klusterdegenerierung
Beiträge: 28158

Re: Handwerkskammer Beitrag verweigern?

Beitrag von klusterdegenerierung »

:-) Ja ich weiß, ich habe irgendwann mal ein Gewerbe wegen den ewigen Künstler Diskussionen angemeldet.
Aber tun tun sie ja trotzdem nichts für mich! :-)
"Filme dreht man nicht mit der Kamera, sondern mit dem Kopf."



Uwe
Beiträge: 1310

Re: Handwerkskammer Beitrag verweigern?

Beitrag von Uwe »

Jott hat geschrieben: Mi 07 Jun, 2017 12:17 ..... Die letzten mittelalterlichen Standes-Strukturen (Handwerks- und Handelskammern) zu durchbrechen gelingt in Deutschland nicht.........
Man kann ja die Führung abwählen und die Neuen schaffen die Pflichtbeiträge ab. So haben wir es in HH gemacht.....

https://www.welt.de/regionales/hamburg/ ... ellen.html
Gruss Uwe
Zuletzt geändert von Uwe am Mi 07 Jun, 2017 14:40, insgesamt 2-mal geändert.



dienstag_01
Beiträge: 14710

Re: Handwerkskammer Beitrag verweigern?

Beitrag von dienstag_01 »

Uwe hat geschrieben:Man kann ja die Führung abwählen und die Neuen schaffen die Pflichtbeiträge ab. So haben wir es in HH gemacht.....
ja, wollen, sollen, würden, könnten, möchten...
Aber klar, habt IHR schon toll gemacht ;)

https://www.hwk-hamburg.de/fileadmin/us ... e_2017.pdf



Uwe
Beiträge: 1310

Re: Handwerkskammer Beitrag verweigern?

Beitrag von Uwe »

dienstag_01 hat geschrieben: Mi 07 Jun, 2017 13:33 ja, wollen, sollen, würden, könnten, möchten...
Aber klar, habt IHR schon toll gemacht ;)

https://www.hwk-hamburg.de/fileadmin/us ... e_2017.pdf
Die Wahlen waren im Februar 2017 - Dein Link von Dezember 2016. Mal abwarten - bis jetzt hab ich noch keine Rechnung bekommen...
Die Kammerrebellen können nun alle wichtigen Entscheidungen der kommenden Jahre im Parlament der Handelskammer mit großer Mehrheit fällen. Dazu zählt in erster Linie die von der Gruppe „Die Kammer sind Wir!“ geforderte Reduktion der Pflichtbeiträge für die Unternehmen auf Null, aber auch die weitgehende Entpolitisierung der traditionsreichsten deutschen Handelskammer
Gruss Uwe



pixelschubser2006
Beiträge: 1717

Re: Handwerkskammer Beitrag verweigern?

Beitrag von pixelschubser2006 »

Das Schlimme ist an der Sache: Eigentlich hat die Handwerkskammer die Ehrenvolle Aufgabe, in ihren Branchen für Ordnung zu sorgen. In dem eine hohe Qualifikation sichergestellt wird, die dem Kunden eine sichere Leistung sicherstellt. Leider kommen die Kammern genau dieser Aufgabe überhaupt nicht nach, sondern suchen sich Opfer, die sie drangsalieren.

Ich habe vor einigen Jahren aufgrund der Rentenversicherungspflicht versucht, aus der Handwerksrolle ausgetragen zu werden. Mein Argument: Ich bin IT´ler, und das, was ich tatsächlich mache, entspricht dem von typischen IHK-geprüften IT-Berufen. Ihr glaubt nicht, mit welchem Schwachsinn die gekommen sind: Es wurde mir gedroht, daß ich Quadrillionen an Strafe bezahlen müsste, wenn dann noch Netzwerke baue. Der Brüller: Netzwerk als Applikation gehörte noch nie zum Handwerk, Netzwerkstrippen verlegen wurde ausdrücklich als Nicht-handwerk eingestuft. Also das, was praktisch das Elektrohandwerk wegen der Gefahren ausführt, darf jeder Depp. Witzigerweise verstoßen in meiner Region offen und schamlos Teppichklopfer-Handyshops dreist gegen die Handwerksordnung, und keinen interessiert es.

Anstatt zu denken "ok, der ist ja IT-Meister, seine Arbeit wird nicht schlechter als Nicht-Mitglied, lassen wir den ziehen und knüpfen uns die ganzen Bastler und Schwarzarbeiter vor", werde ich drangsaliert. Erst nach massivem Eingreifen der IHK, die mir als beitragsfreies Zwangsmitglied sehr geholfen hat, kam Bewegung in die Sache. Gelöst wurde das Problem am Ende durch einen fähigen Mitarbeiter bei der Rentenversicherung, der mir half, die Beiträge auf ein bezahlbares Niveau zu senken. Die Handwerkskammer hat seitdem bei mir verschissen.

Ach ja, die absolute Kerze: Ein Nachbar erschleicht sich einen Auftrag zur Autoreparatur, baut Scheisse und zockt mich ab. Schaden 1000 Euro. Alles belegbar. Was macht die HwK: belohnt den auch noch mit der Zulassung zur Handwerksrolle. Keine Ausbildung, keine Meisterschule. Nur ein Vormittag Sachkundeprüfung. Bei mir haben alleine die Prüfungen ca. 2 Wochen gedauert. Auf dem Schaden bin ich sitzengeblieben.

Es ist zum Kotzen. Eigentlich bin ich gerne Handwerker (abgesehen von meinen Video-Aktivitäten) und finde Handwerkstradition klasse. Was die Kammern daraus machen, ist eine absolute Farce. Und wer nun hochspringt und mit dem Finger schnippt, "die haben mir aber da und da geholfen und tolle Kurse u.s.w.", der sollte wissen: Weiterbildung bei den kammern ist teuer wie nirgendwo. Der Status von Meistern ist geringer als der von Technikern oder Bachelor-Akademikern. Die Ausbildung aber am Teuersten. Und wer bei der HwK Beratungen bekommt oder Workshops besucht, der bringt denen noch Geld. Das zahlen die nämlich nicht aus den Beiträgen, sondern aus Fördermitteln. Dreckspack. Fairerweise muss ich aber sagen: Die betriebswirtschaflichen Beratungen waren in der Sache aber top. Die haben schon auch Leute, die einen richtig guten Job machen!



pixelschubser2006
Beiträge: 1717

Re: Handwerkskammer Beitrag verweigern?

Beitrag von pixelschubser2006 »

Back to topic:

Mit Argumenten wirst Du i.d.R nicht aus der Handwerksrolle rauskommen. Als Fotograf passt Du eigentlich immer in eines der drei Schemen: Handwerklicher Fotograf (auch jede Form von Studio-Fotograf), Bildjournalist oder Foto-Künstler. Zu letzteren zählst Du auch, wenn Du Deine Bilder nicht im Auftrag fertigst, sondern ohne jede Kundenvorgabe als fertiges Produkt verkaufst. Ich weiß nicht wie es ist, wenn jemand im großen Stil Stock-Fotografie betreibt oder Verlage u.ä. Kunden beliefert. Das könnte auch noch freiberuflich durchgehen. Aber mit Portrait- oder Werbefotos im Kundenauftrag bist du immer Handwerk.

Vermutlich hast Du beim Ausfüllen des Antrages auf Gewerbeschein nicht über die Problematik nachgedacht. Vor 20 Jahren, als im Fotohandwerk noch Meisterzwang war, wärst Du noch rechtzeitig darauf hingewiesen worden. So bist Du wohl ungewollt da reingerutscht. Praktisch kannst Du Dir jede Diskussion mit der Handwerkskammer knicken. Da wirst Du auf Granit beissen. Der stressärmste Weg: Gewerbe abmelden. Und wenn es nur für ein paar Monate ist. Und dann Gewerbe mit anderer Formulierung wieder anmelden oder freiberuflich weitermachen. Die Gewerbeaufsicht wird da keinen Streß machen, weil Du ja ohnehin noch nach Abmeldung in geringem Umfang Aufträge abwickeln kannst. Solange die versteuert werden, sagt da kein Mensch was. Wichtig ist nur, mit dem Finanzamt reden. Die werden Dich mit Formularen nerven. Wenn Du Vorsteuerabzugsberechtigt bist, lauert da ggf. eine böse Falle. Du kannst Inventar entnehmen und als Freiberufler weiterbenutzen. Das kann man einkommensteuerneutral hinbekommen, sofern Du nicht sehr wertvolle Sachen abschreiben musst. Nur in dem Moment, wo das Gewerbe dichtgemacht wird, musst Du für den Buchwert bzw. Zeitwert des Inventars Umsatzsteuer bezahlen. Das kann teuer werden. Da ist auch sehr viel Willkür bei Finanzbeamten im Spiel. Also Vorsicht!!!

Je nach dem was Du für Leistungen anbietest, kannst Du Dein Gewerbe lückenlos ummelden, das ist dann für das Finanzamt unerheblich. Allerdings wird die Handwerkskammer sehr genau hinschauen und nachfragen. Bietest Du auch Tätigkeiten an, die mit keinem Handwerk was zu tun haben, kann das der beste Weg sein. Videoproduktion z.b. kann ein denkbarer Weg sein. Vor allem kannst Du Foto als geringfügige Leistung noch mit anbieten, als Nebenhandwerk. Z.b. um Bilder für DVD-Hüllen zu machen. Dann platzt der HwK der Arsch, aber sie können nix machen ;-)



klusterdegenerierung
Beiträge: 28158

Re: Handwerkskammer Beitrag verweigern?

Beitrag von klusterdegenerierung »

Danke Dir, werde ich mal mit meinem Steuerverbrecher bequatschen. :-)
"Filme dreht man nicht mit der Kamera, sondern mit dem Kopf."



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