Ich bin gerade bei einem Kollegen auf dessen Preise gestoßen und würde gerne eure Einschätzung hören ob die überhaupt noch Branchenüblich sind.
Er hat sich auf Werbevideos spezialisiert und nimmt 500€ pro Drehtag inklusive Equipment und (ich glaube) Assistent.
Die gesamte Post kostet für 20 Sekunden Video 200€ und eventuelle DCP Umwandlung und Tonmischung fürs Kino nochmal 100€.
Jede weitere 10 Sekunden Schnitt kosten 50€.
Zusätzlich besteht die Möglichkeit für einen Sprecher. Kostet 200€.
Ich hab nur gedacht: WOW!
Ich würde für 30 Sekunden Werbevideo gut >3000 nehmen, bei dem Kollegen bist du mit rund 1100 dabei.
Für mich ist das Dumping.Ist nicht böse gemeint - aber das macht die Branche kaputt.
Die Qualität der Videos schwankt dabei meiner Meinung nach von relativ amateurhaft bis sehr professionell. Mal so mal so. Ich bin aber recht anspruchsvoll.
Verweis kann und will ich euch natürlich nicht geben. Ich meine es ja auch nicht böse, bin nur relativ geschockt ob ich was verpasst hab.
Warum nun dieser Thread? Ich möchte gerne einfach mal eure Meinung zu diesen Preisen hören.
Wo doch 80 € die Stunde üblich sind. Da ist Equipment und Assistenz noch lange nicht mit gerechnet.
Wenn's ein organisiertes Massengeschäft ist mit Außendienst und flächendeckender Dauerakquisition, kommt er damit prima zurecht. Muss er um jeden solcher Aufträge kämpfen, hat er sie nicht mehr alle. So in etwa.
Hm... ich mache jetzt keine Werbung im eigentlichen Sinne, aber wenn ich meine Erfahrungen (nicht zuletzt mit abgelehnten Angeboten, weil dem Kunden zu teuer) so gegenrechne, könnte das für den Spot z.B. eines lokalen Autohändlers ne realistische Größe sein.
Vor ein paar Jahren gab es eine Studie ("Mittelstand und Werbung"), aus der ich mal zitiere: "Ein Drittel der Unternehmen ist bereit zwischen 200 und 1.000 Euro für die Erstellung eines Videos auszugeben, weitere 20 Prozent würden sogar mehr als 1.000 Euro investieren"
Vielleicht sind es heute ein paar Euros mehr, aber so ungefähr ist das die Schmerzgrenze bei KmU's, und da passt dein Bekannter eben rein. Ob er davon leben kann, ist ne andere Frage, und dass man zu dem Preis kaum mehr hinbekommt als EB-Niveau, von mir aus im Bokeh Look und vielleicht noch gepimpt mit nem kleinen Dolly oder ner Billig-Drohne, ist eigentlich auch logisch.
P.S. Nachtrag zum Zitat: Laut o.g. Studie würden die andere Hälfte der befragten KMU's maximal 200 Euro für ein Video ausgeben - oder gar nichts.
Zuletzt geändert von Jalue am Mi 20 Mai, 2015 23:32, insgesamt 1-mal geändert.
Toll, wieder so ein Thread der auf über 5 Seiten eskalieren wird.
Wenn er ein EB-Team losschickt und keine szenisches Dreh's organisiert, dann kommt dazu noch ein Redakteur (für Dreh & Schnitt) + die Vorarbeit, dann landest du insgesamt schon bei ca. 3000€ für die Zeit, das sind niedrige TV-Preise.
Wenn es um szenisch aufwändige Sachen geht, dann ist es völlig unmöglich als Kameramann ohne Beleuchter, ohne Regisseur, ohne Regieassistent, ohne Requisiteur etc. zu arbeiten.
Ja, aber er braucht keinen Redakteur und schneiden wird er auch selber. Ich tippe auf Regiekameramann + Assi, wahlweise auf Autor + schneidender Kameramann. In der Kombi bekommst du einen EB-Beitrag in guter Qualität für weit unter 3000 Euro hin. Das gute, alte EB Team stirbt aus, falls dir das entgangen sein sollte, und Lokalwerbung ist noch mal ne ganz andere Baustelle. Autohaus Müller-Meyer-Schulz interessiert sich nicht für ver.di Gagentarifverträge.
Ihr redet hier nur von der Kameraarbeit. Und wo bleibt in dem Budget der Werbefachmann? Also derjenige, der sich darum Gedanken macht, ob das Ding letztendlich überhaupt seinen Zweck erfüllt? Ein Kameramann ist kein Werbefachmann, das vergessen immer alle. Und so sieht das Ergebnis dann in diesem Budget-Bereich auch aus. Grusel-Fremdschäm-Clips, wegen denen man lieber etwas später ins Kino geht...
also wir reden ja hier von Werbung oder? Wir reden hier nicht über "ich will ein EB Team das in RTL Style ein Autohaus abschwenkt".
Die Werbung an der ich arbeite und gearbeitet habe war zu 90% 6Stellig, einige super wenige unter 6 stellen und einige mehrere im 7Stelligen Bereich. Die Preise sind in den letzten Jahren nach unten gewandert. Das was früher 7 stellig war ist es heute immer noch, aber der Brot und Butter Bereich hat sich nach unten verschoben, ist aber immer noch 6Stellig nur 5Stellig war früher extrem selten und kommt heute mal öfter vor, ist aber immer noch nicht die Regel sondern nur nicht mehr so extrem selten.
Vor dem Hintergrund reden wir jetzt darüber was gerechtfertigter ist 3k oder 6k. Echt?
Ich kann nur zustimmen, wir sprechen hier über fremd-schäm-Clips, und da ist nach unten immer noch luft. Und ganz ehrlich, wer mir 3k oder 6k anbietet für einen Werbe Spot, den würde ich schon nur aus Spass versuchen auf unter 1000 Euro zu drücken. Nur buchen würde ich so jemanden niemals. Ich gleube der einzige der das anders sieht ist Herr Seitenbacher.
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leave the gun take the cannoli
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"Wir reden ja hier von Werbung". Eben, aber was ist das per Definition? Auch ein handkopierter Flyer ist 'Werbung', und ganz sicher gibt es für preiswerte Firmenvideos einen Markt. Dass solche Clips nichts mit BMW-Spots zu tun haben ist klar, das sind völlig unterschiedliche Produkte. Man kann den 'Billig-Produzenten' noch nicht einmal Preisdumping vorwerfen, weil ihr Markt erst durch Technologien möglich wurde (You Tube, Breitband-Internet, neue Codecs...), die es bis vor ein paar Jahren noch gar nicht gab.
Die ganze Empörung über 'Billigheimer' rührt doch daher, dass sich nur wenige diese Tatsachen bewusst machen. Die sind keine Konkurrenz und die machen auch keine Preise kaputt. Die bedienen lediglich Kunden, die ohnehin keine Kohle für Scholz & Friends-Clips in 6K hätten.
Bei einem kurzen Spot für 2.000 bis 3.000 kippt kein Gewerbekunde um. Allein eine Imageanzeige liegt in dem Bereich und ist nur einen Seitenumschlag präsent.
Aber ganz ehrlich, welches YouTube-Firmenvideo kann ohne das der Kunde für die Bewerbung nochmal Geld in die Hand nimmt, die Mega Clickfreqeunz aufweisen. Die meisten Kunden wollen einen Film und vermarkten den dann nicht richtig. Wenn man den richtig bewerben möchte, muss man nochmal das dreifache reinstecken. Der Traum, das sich alles gewerbliche zigmal über Facebook von allein verbreitet ist passé. Kein Mensch schaut sich freiwillig biedere Imageschinken an.
In meiner Gegend gibt es einen Kunden der von einer Agentur bereut wird und monatlich ca. zwei Produktfilme macht. Durchnittliche klicks weit unter zweihundert. Filmen des filmens wegen.
Aber zurück zum ersten Thema: Wenn es für den Jungen ok ist von der Knete, dann soll es keinen anderen stören. Aber davon leben kann man nicht.
Ein theoretischer Preis- Leistungsvergleich kann hinken:
Besser ist wenn man die tatsächlich gezahlten Endpreise vergleichen kann.
Selten werden die Summen "verbindlich" für das Produkt genannt, oft kommen Kosten innerhalb der Produktion (mehr Zeitbedarf, Extras...) noch oben drauf.
Flexible Preise und Kosten desselben Dienstleisters für unterschiedliche Firmen / Auftraggeber sind nicht selten (Verhandlungsbasis) Auch ich "gestalte" meine Preise nach den Möglichkeiten meiner "Klienten".
Das Kunststück ist einen "Treffer" zu landen und nicht zu überreizen oder durch Preisdumping Seriösität einzubüssen...
Was will ich damit sagen?
Zitat B. Knoche: "Am Ende zählt wer die Rechnung schreibt" :-))
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