Coburn hat geschrieben:Vor etwa 2 Jahren hatte ich einen Hochzeitsfilmauftrag und seit dem Gott sei Dank nie wieder. Jemand anderes hatte 450 Euro angesetzt für den kompletten Film.
Ein Preis der ja eigentlich ein Wahnsinn ist. Ich habe heuer eine begrenzte Anzahl von Hochzeiten sogar gratis gemacht - im Austausch gegen die Rechte das Material voll nutzen und auch herzeigen zu können. Also quasi gratis gegen Referenzrechte. Naja, aber für einen Auftrag wo man dann die Rechte vielleicht nicht hat sind 450 Euro der blanke Wahnsinn.
Coburn hat geschrieben:Da ich gerade am Aufbauen meiner Firma war, hab ich da etwa etwas mehr als 60 Stunden rein gesteckt. Mit 2 Kameras gefilmt.
Ja, nach meinen Zeitaufzeichnungen kommst du unter 50-60 Stunden einfach nicht weg, und ich filme hier meist mit 3 Kameras (2 auf Stativ und eine dann handgeführt). Klar, jetzt ist man sicherlich am Anfang langsam (und braucht eh das Training um schneller zu werden). Und da ist sicherlich noch viel Raum für Optimierung, wie das ja auch Anne Nerven beschreibt.
Oder anders formuliert: wenn man um einen Betrag von ca. 800 Euro verkaufen will, MUSS man den ganzen Prozess recht brutal optimieren. Macht aber vielleicht keinen sonderlichen Spaß mehr.
Coburn hat geschrieben:
Meine Rechnung war dann 650 Euro.
Sie haben bezahlt, waren aber sehr unzufrieden, da ich mehr verlangte (ohne den Film gesehen zu haben)
Und das ist das Problem am Markt. Aufgrund meiner Gratis-Aktion wurde ich sehr wohl weiter empfohlen, die bisherigen Paare waren offenbar ausreichend zufrieden. Nur da wird dann nichts draus, weil die auf der Suche nach dem billigen Jakob sind (so wirst weiter empfohlen, wenn du so billig einsteigst).
ABER das nächste Paar, das auf Empfehlung über eine befreundete Fotografin kam, hatte dann die Vorstellung, 10 Stunden Anwesenheit vor Ort, Fahrzeit wäre ca. 1 Stunde pro Wegstrecke gewesen (Spritkosten darf ich selbst tragen). Und sie wollten je nur ganz was "einfaches" - und das für 500 Euro. Ich habe denen kurz erklärt was für so einen Auftrag an Stundenleistung notwendig ist, habe denen angeboten 3 Stunden Anwesenheit würden sich (gerade noch) um so einen Preis machen lassen - nie wieder was von denen gehört.
Und das ist die Frechheit vieler Kunden: die VERLANGEN dann sogar, dass man ihre überzogenen Vorstellungen für lau abarbeitet - und sind greadezu empört wenn sie das dann nicht bekommen was sie sich erwarten. Sie hören zwar noch widerwillig den hohen Zeitbedarf für den Schnitt - aber zahlen trotzdem nicht mehr. Und damit sind das keine Kunden sondern Schnorrer.
Beim Fotographen ist das interessanterweise ganz anders: die werden durchaus auch in der Dimension 800-2000 Euro gehandelt, aber der zeitliche Bedarf für die Nachbearbeitung ist dort doch viel geringer - den ein Einzelbild im Fotoshop zu korrigieren dauert wenige Minuten, und da hat man sich schon Zeit gelassen. Der Stundenlohn der von Brautpaaren den Fotographen zugestanden wird, wird nie und nimmer den Filmer zugestanden. Geiz ist geil!
Meine Schlußfolgerung war daher auch: wozu tue ich mir das an? Ich habe ja auch meinen anderen Job, und dort auch genug Stress... :)