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Drehbuch verfilmen



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Maximus63
Beiträge: 198

Re: Drehbuch verfilmen

Beitrag von Maximus63 »

Danke für Eure Anmerkungen. Ich werde sie beim Überarbeiten berücksichtigen.

LG Jo
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Yaso
Beiträge: 172

Re: Drehbuch verfilmen

Beitrag von Yaso »

Was ist denn für euch "der klassische Held"? Geschichten haben ihren Ursprung im Mythos: Ein Held geht auf eine Reise und erkennt dabei sich selbst. Seit Jahrtausenden vermittelt der Mensch auf diese Weise Wissen und Erfahrung. Wer mehr wissen will, kann sich in die Heldenreise einarbeiten.

Sowohl die Reise als auch die Selbsterkenntnis des Helden kann jede Form annehmen, die man sich vorstellen kann. Formen, die immer wieder bedient werden, nennt man heutzutage Genres. Jedes Genre hat eine bestimmte Philosophie, die dem Autoren einen großen Spielraum lässt, in dem er sich entfalten kann. Man kann sie miteinander kombinieren und das sollte man auch, wenn man erfolgreiche Drehbücher schreiben will. Viele Zuschauer geben sich leider mit oberflächlichen Geschichten zufrieden, denen keine Erkenntnis zugrunde liegt. Ich hoffe mal, damit ist nicht die klassische Heldengeschichte gemeint. :)

Im Zentrum jeder guten Geschichte, liegt der Charakterfehler des Helden. Dieser Fehler kann psychologischer oder psychologischer und moralischer Natur sein. Im Film funktioniert letzteres am Besten, weil die Hauptfigur dann am Anfang andere Menschen verletzt (seelisch oder körperlich) und man das auf der Leinwand gut sehen kann. Am Ende lernt sie ihre Lektion rechtzeitig oder zu spät.

Ein Opfer kann in der Regel keinen moralischen Fehler haben, weil es gar nicht die Position in der Gesellschaft hat, um auf andere verletztend zu wirken. Psychologische Geschichten funktionieren natürlich auch, aber sind meiner Meinung nach weniger spannend, weil sie wenig über das Zusammenleben der Menschen aussagen.



blowup
Beiträge: 287

Re: Drehbuch verfilmen

Beitrag von blowup »

Axel hat geschrieben: Die Schwierigkeit besteht darin, die Figuren überlebensgroß und trotzdem glaubhaft zu konstruieren. Luis darf eben nicht ein hoffnungsloser Opfertyp sein, sondern er muss Träume haben und positive Impulse. Das ist der Köder, der Anknüpfungspunkt für die Identifikation des Zuschauers und macht den Unterschied, ob man nur eine gute Geschichte erzählen will oder eine gute Intrige flechten kann. Gleiches gilt für Konrad. Gute Figuren sind interessant, und ein nur durch Pädophilie und Brutalität gekennzeichnetes Monster ist zu eindimensional.
Nicht nur das Konstruieren ist ein absoluter Profijob, sondern auch das Inszenieren und Spielen. Dafür braucht man Topleute oder es bleibt bei dem Niveau von "Natalie – Endstation Babystrich".
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Maximus63
Beiträge: 198

Re: Drehbuch verfilmen

Beitrag von Maximus63 »

Gerade jetzt, wo du " Natalie - Endstation Babystrich " schreibst, bin ich schon der Meinung, dass " Hass ohne Reue " völlig frei von Kitsch und Schmalz ist. Die Themen Pädophilie und Alkoholismus sind wohl nicht mit Schmalztriefenden Degeto Produktionen zu vergleichen.

" Hass ohne Reue " thematisiert auf eindringliche Art und Weise diesen Umstand, der mehr oder weniger totgeschwiegen wird. Das Drehbuch will Anklagen. Und Luis Reise stellt so etwas dar wie die Reise des Helden. Er ist ein Märtyrer. Es gibt einige Szenen, die alles abverlangen würden. Die Frage, die sich immer wieder stellt bei solchen Filmen ist, soll man es zeigen oder nicht ? Soll man der Konsumgesellschaft den Spiegel vorhalten ? Wie weit darf man bei der Inszenierung gehen ?
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domain
Beiträge: 11062

Re: Drehbuch verfilmen

Beitrag von domain »

Maximus63 hat geschrieben: " Hass ohne Reue " thematisiert auf eindringliche Art und Weise diesen Umstand, der mehr oder weniger totgeschwiegen wird.
Wird überhaupt nicht totgeschwiegen im Gegenteil. Ich schaue seit Jahren Domian, eine Life-Talk-Sendung zwischen 1 und 2h in der Früh im WDR.
Sicher an die hundert mal ist die einschlägige Geschichte dort schon von danach ziemlich gestörten Frauen (und weniger Männern) erzählt worden, immer das Gleiche: Alk in Verbindung mit Gewalt und Vergewaltigung im Kindesalter.
Welche Einstellung haben eigentlich die alten Griechen dazu gehabt?

Bild



blowup
Beiträge: 287

Re: Drehbuch verfilmen

Beitrag von blowup »

Ich bin auch der Meinung, dass da nichts groß totgeschwiegen wird. Pädophilie ist für die Medien immer ein Renner, auf den sie sich sofort stürzen, ob der Täter nun Kinski oder Nobody heißt. Es gibt ein voyeurhaftes Interesse in der Öffentlichkeit. Wie gesagt, ich habe das Gefühl die Story schon dutzende Mal gelesen und gesehen zu haben.

Was das mit der Konsumgesellschaft zu tun hat, bzw. mit Konsum erschließt sich mir allerdings gar nicht. Und "Spiegel vorhalten" ist schon ein großer Anspruch.
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Yaso
Beiträge: 172

Re: Drehbuch verfilmen

Beitrag von Yaso »

Maximus63 hat geschrieben:Gerade jetzt, wo du " Natalie - Endstation Babystrich " schreibst, bin ich schon der Meinung, dass " Hass ohne Reue " völlig frei von Kitsch und Schmalz ist. Die Themen Pädophilie und Alkoholismus sind wohl nicht mit Schmalztriefenden Degeto Produktionen zu vergleichen.

" Hass ohne Reue " thematisiert auf eindringliche Art und Weise diesen Umstand, der mehr oder weniger totgeschwiegen wird. Das Drehbuch will Anklagen. Und Luis Reise stellt so etwas dar wie die Reise des Helden. Er ist ein Märtyrer. Es gibt einige Szenen, die alles abverlangen würden. Die Frage, die sich immer wieder stellt bei solchen Filmen ist, soll man es zeigen oder nicht ? Soll man der Konsumgesellschaft den Spiegel vorhalten ? Wie weit darf man bei der Inszenierung gehen ?
So wie du es schilderst, dreht sich der Film um die Frage, ob es in Ordnung ist, einen Kinderschänder zu ermorden. Darauf solltest du eine Antwort haben, denn das ist dein Thema. Pädophilie und Alkoholismus sind Motive, aber keine Themen.

Hat Luis eine Selbsterkenntnis? In einem Drama sollte er eine Erkenntnis haben, die ihm hilft, am Ende die richtige Entscheidung zu treffen. Selbst in der klassischen Tragödie hat der Held eine Erkenntnis, doch sie kommt zu spät und die Katastrophe, die er selbst geschaffen hat, richtet ihn zugrunde.



Maximus63
Beiträge: 198

Re: Drehbuch verfilmen

Beitrag von Maximus63 »

Pädophilie und Alkoholismus sind Krankheiten. Luis hat alles jahrelang miterlebt, ich denke, irgendwann würde jeder durchdrehen. Er hasst seinen Vater, kann sich nicht gegen ihn erwehren. Das Finden des Revolvers, ist, wenn man so will, ein Fügung. Und am Ende sieht er sein Unrecht ein, indem er sich stellt. Wobei Konrad ein größeres Unrecht getan hat. Isabella wird noch Jahre daran zu Arbeiten, oder es Verarbeiten müssen, wenn sie es Schaft. Die Geschichte beginnt in der Mitte. Das Buch geht nur kurz, über einen Dialog darauf ein, was Konrad mit dem älteren Bruder gemacht hat. Der Konflikt besteht schon sehr lange.

Eine Produzentin fragte mich, warum die Mutter nichts unternommen hat. Nun, erstens hat sich nichts bemerkt, zweitens hatte Isabella Angst, etwas zu sagen, aus Scham. Die Mutter kann und will nicht daran glauben, zunächst, das Konrad Isabella anfasst. Ab dem zweiten Akt gibt es hierüber einen Herzzerreißenden Dialog zwischen Mutter und Tochter. Für Luis ist die Tötung seines Vaters eine Erlösung, wie auch für Isabella.

Als Luis seinen Vater erschoss, flieht er. Isabella kommt zurück, sieht ihren toten Vater. Sie ist nicht traurig oder entsetzt. Nein, sie läuft zurück, kommt mit einer Tüte Gummibärchen und isst sie vor ihrem toten Vater. Konrad hatte ihr Verboten, Gummibärchen zu essen, weil sie ungesund sind. Dieses Essen ist Isabellas persönliche Genugtuung.
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