Tonaufnahme und -gestaltung Forum



Tonaufnahme bei Interviews - welches Mikro, welches System?



Fragen zur Tonaufzeichnung, Ausrüstung (Mikros etc.), aber auch zu gestalterischen Aspekten.
Antworten
Cr3yodin
Beiträge: 9

Tonaufnahme bei Interviews - welches Mikro, welches System?

Beitrag von Cr3yodin »

Hallöle,

wir betreiben zur Zeit eine kleine Seite über Events und Musik in unserer Region. Langsam wird das Projekt bekannter und es ergeben sich zunehmend Möglichkeiten, Bands und Veranstalter usw. zu interviewen.

Da ich auf Events meist fotografiere, verfüge ich über kein passendes Video-Equipment, sondern lediglich über meine Canon EOS 7D inklusive Objektive.

Nun habe ich einmal ein wenig herumgeschaut und fühle mich regelrecht erschlagen von dem ganzen Angebot an Ton-Systemen. Mir geht es darum, dass ich "irgendwie" einen guten Ton zum Interview dazu bekomme. Denn das integrierte Mikro der 7D.... ja, es reicht für einfache Sachen, aber ein schönerer Klang wäre schon besser.
Dann fällt einem immer wieder das Rode Mikro auf, was aber direkt in die Kamera geht, wo man oftmals liest, dass dadurch der Ton nicht wirklich besser wird, weil besonders die 7D keine Pegel-regelung bietet. Externe Recorder sind dann aber wieder so teuer und selbst da liest man so viel unterschiedliches.

Könnt ihr mir ein System empfehlen, mit dem ich Interviews gut aufnehmen kann (also wo auch bis zu 6 - 8 Personen an einem Tisch sitzen) in einer guten Tonqualität? Was würde sich da genau anbieten? Ein externer Recorder + Mikrofon, oder geht es doch recht gut mit der 7D? Welches Mikrofon ist bei sowas überhaupt ratsam?

Hinzu kommt, dass ich nicht das größte Budget habe, im Idealfall würde das ganze bis maximal 250€ kosten, was an sich leider ein sehr knappes Budget für so etwas ist. Aber vielleicht könnt ihr mir ja eine gute Lösung empfehlen.



carstenkurz
Beiträge: 5080

Re: Tonaufnahme bei Interviews - welches Mikro, welches System?

Beitrag von carstenkurz »

Möglicherweise sind deine Einsatzfälle zu komplex, um mit einem einzigen Mikro alles optimal zu erschlagen. Für Gruppenaufnahmen an einem Tisch sind z.B. Grenzflächen sehr einfach in der Anwendung und auch bezahlbar. Aber nicht mehr mobil.


Die 7D hat seit der Firmware 2.0 die Möglichkeit, die Audiopegel vor der Aufnahme manuell einzustellen. Das reicht gegenüber dem vorherigen Stand für ordentlichen Ton. Bleibt die Frage der Mikrofonverstärkung, die ist InKamera in der Regel nicht gut oder nur mit Mikrofonen verwendbar, die sehr hohe Pegel liefern.

Ein portabler Rekorder, H1 oder H2n ist sicher ne Option, lässt sich im Durchschleifbetrieb auch quasi als Mikro einsetzen, aber alternativ auch abgesetzt.

Für die meisten 'normalen' Interviewsituationen wären Lavaliers dann wieder gut geeignet.

- Carsten
and now for something completely different...



Cr3yodin
Beiträge: 9

Re: Tonaufnahme bei Interviews - welches Mikro, welches System?

Beitrag von Cr3yodin »

Das ganze sollte schon mobil sein, weil die meisten Interviews vor Ort statt finden werden. Daher wären die Grenzflächenmikrofone wohl nicht die beste Lösung...

Okay, das habe ich noch nicht gewusst. Aber wäre es dann nicht vielleicht sinnvoller direkt einen portablen Rekorder wie den H1 einzusetzen? Auch von der Qualität der Aufnahme?

Bei z.B. dem H1 sehe ich auch noch das Problem, dass ich eventuell nicht das ganze Gebiet abdecke, wo geredet wird, oder richtet der H1 nicht so sehr? Man könnte doch auch ein externes Mikrofon an z.B. den H1 anschließen, aber da hätte ich das Problem, da er nur eine 3,5mm Klinke besitzt und ich nicht weiß, welche Mikrofone immer eine Phantomspeisung benötigen.

Lavaliers wären sicherlich die schönste Lösung, aber auch recht teuer, oder? Zumal ich das dann für 4 - 6 Leute benötigen würde.

lg Sven



Regisseur
Beiträge: 92

Re: Tonaufnahme bei Interviews - welches Mikro, welches System?

Beitrag von Regisseur »

Bei 250€ ist das so ne Sache...da bleibt dir wohl nur extern aufnehmen übrig. Ich bin im Besitz eines Zoom H1 Recorders, und kann dir sagen das die Quali für so ein 90€ Gerät mehr als zufrieden stellend sein wird. Wenn du es auf ein kleines Mini-Stativ schraubst und es durchdacht (aufpassen bei Tischen, wenn sich jemand daran anlehnt, kann es in der Aufnahme plastisch knirschich werden) positionierst kann dir nicht soviel schief gehen. Bei 6-8 Leuten wäre es vielleicht sinnvoller mehr davon zu kaufen. 3 Stück wären ganz sinnvoll...aber bei 250€? Ploppschutz ist natürlich so oder so Pflicht. Ganz wichtig: Richtige Aufnahme-Einstellungen beachten: Wave 48khz/24Bit und pass auf das du das gut archivierst. Du wirst vielleicht ein paar Stunden mehr in der Post verbringen dürfen. Es sei den du hast Plural Eyes...
Von Lavalier-Mics habe ich keine Ahnung.

Hoffe ich konnte dir helfen.
Viel Glück dabei.



holger_p
Beiträge: 847

Re: Tonaufnahme bei Interviews - welches Mikro, welches System?

Beitrag von holger_p »

carstenkurz hat geschrieben:Möglicherweise sind deine Einsatzfälle zu komplex, um mit einem einzigen Mikro alles optimal zu erschlagen. Für Gruppenaufnahmen an einem Tisch sind z.B. Grenzflächen sehr einfach in der Anwendung und auch bezahlbar. Aber nicht mehr mobil.
Ich bin ja auch ein Freund der Grenzflächen, heißt aber auch, dass die Teilnehmer den Tisch nicht zum Abstellen von Gläsern während der Aufnahme nutzen dürfen.

Ich habe vor einigen Tagen ein Interview mit zwei "normalen" Richtmikros von IMG Stageline auf kleinen Tischständern und einem kleinen Mischpult (Xenyx Q802USB) von Behringer gemacht. Der Ton wurde dann über ein 30dB Kabel vom Line-Ausgang des Pults in den Mikrofoneingang meiner x909 gespeist. Das kleine Pult hat schon einfache Kompressoren in den Mikrofonkanälen und ist sehr transportabel, braucht aber Netzstrom. Wenn ums Verrecken kein Strom vor Ort zu bekommen ist, wäre ein Xenyx 1002B ein Alternative - das Pult kann mit 9V Blöcken betrieben werden, sofern die Mikrofone sich mit 15V Phantomspannung begnügen. Das 1002B hätte auch gleich 5 Mikrofoneingänge.

Lavaliers sind bei Interviews eine sehr gute Sache - aber der TO will ja 5 Personen am Interview teilnehmen lassen und da würde ich beim Lavalier abraten, wenn man wenig Aufwand treiben will. Die Mikros der Personen, die nicht sprechen, fangen ohne Gate einfach zu viel ein, was man nicht haben möchte. Ein Kompressor ist bei Lavaliereinsatz auch immer eine gute Idee und spätestens hier sind bei 5 Mikrofonen schon bei einem kleinen Effektrack von mindestens 2 HE und weg von "mobil".



Gruß Holger



Cr3yodin
Beiträge: 9

Re: Tonaufnahme bei Interviews - welches Mikro, welches System?

Beitrag von Cr3yodin »

Vielen Dank schon mal für eure ganzen Tipps.

Lavaliermikrofone wären hier sicherlich die schönste Lösung, in der Tat, aber besonders bei spontanen Interviews dauert es dann doch, bis jeder verkabelt ist, alles an eine Anlage angeschlossen ist, usw.

Ebenso sind Grenzflächen auf einen Tisch oder ähnliches angewiesen, was auch nicht immer vorhanden ist, weil wir sehr unterschiedliche Einsatzorte haben werden. Nicht immer wird ein Tisch vorhanden sein und manche spontan Interviews finden evtl. auch im stehen o.ä. statt.

Nach und nach kann das Equipment ja aufgestockt werden, aber ich habe mich mal ein wenig umgeschaut und finde, dass für den Anfang zumindest ein Recorder (welcher auch immer) + ein Reportermikrofon (oder Gesangsmikrofon, keine Ahnung, sollte unempfindlich gegen Hände sein) schon einmal reichen würde. Man sieht ja auch immer wieder in den Kurzinterviews wie einfach mit Kamera + Reporter + 1 Mikrofon gearbeitet wird. Damit müssten doch schon einmal brauchbare Ergebnisse vorzuzeigen sein? Das Mikrofon kann man ja herumreichen.
Oder ist dies doch keine so gute Idee? Und wenn doch, was für ein Mikrofon (+ Recorder) wäre da zu empfehlen?

lg Sven



carstenkurz
Beiträge: 5080

Re: Tonaufnahme bei Interviews - welches Mikro, welches System?

Beitrag von carstenkurz »

Ein einfaches dynamisches Mikrofon ist nie ein Fehler für eine klassische Interviewsituation, gerade auch bei lauten Hintergrundgeräuschen. Allerdings liefern die Dinger recht wenig Pegel in eine Canon. Ich würde zusätzlich auch zu einem H1 raten. Ich habe meinen für etwas über 70 Euro gebraucht gekauft. Mit dem Ding kann man schon sehr viel machen und die Audioqualität ist über jeden Zweifel erhaben. Das Ding hat unten ein Stativgewinde und lässt sich notfalls auch als Aufsteckmikro auf dem Blitzschuh der 7D verwenden. Nur ist es halt x/y Stereo und kein Richtmikro.

Man kann Kugel-Lavaliers übrigens recht einfach als Grenzflächen verwenden, man muss sie nur in eine hart reflektierende Platte einbauen (was nicht dauerhaft sein muss). Später vielleicht...

Wie gesagt, mit einem Mikro alles erschlagen, obendrein an einer 7D, geht halt nicht.

- Carsten
and now for something completely different...



Cr3yodin
Beiträge: 9

Re: Tonaufnahme bei Interviews - welches Mikro, welches System?

Beitrag von Cr3yodin »

Ok, dann wird es wohl eine gute Entscheidung sein, in einen H1 zu investieren. Bleibt nur die Frage nach dem dynamischen Mikrofon. Muss ich da irgendetwas spezielles beachten? Welche Mikrofone sind da empfehlenswert?

Egal für welches ich mich entscheide, diese haben ja (fast) immer eine XLR-Buchse. Also muss ich am H1 mit einem Adapter (XLR -> 3,5mm Klinke) arbeiten. Doch was ist mit der Phantomspeisung? Diese ist dann ja so nicht vorhanden, oder?



holger_p
Beiträge: 847

Re: Tonaufnahme bei Interviews - welches Mikro, welches System?

Beitrag von holger_p »

Cr3yodin hat geschrieben:Ok, dann wird es wohl eine gute Entscheidung sein, in einen H1 zu investieren. Bleibt nur die Frage nach dem dynamischen Mikrofon. Muss ich da irgendetwas spezielles beachten? Welche Mikrofone sind da empfehlenswert?
Schau mal hier:
http://www.thomann.de/de/prod_vrank~ncx.html?ar=225629

Das billige T-Bone erinnert ein wenig an das Samson Q2U und das nehme ich ganz gerne zum Kommentareinsprechen. Das Samson hat noch eine Kophörerbuchse, die nur bei USB-Betrieb funktioniert.

Ein dynamisches Mikrofon braucht keine Speisung, daher ist ein Adapter XLR auf Mini-Klinke kein Problem. Es gibt fertige Adapterkabel (leider 1m lang), die das Mono-Signal gleich auf beide Stereo-Kanäle der Kamera legen.

Falls Dir die Auswahl bei den Reportermikrofonen nicht zusagt, es gibt viel mehr dynamsiche Mikrfone. Du kannst fast alles nehmen, was Kugelcharakteristik oder Nierencharakteristik hat. Und möglichst keine Bassanhebung bei Nahbesprechung, was viele Gesangsmikrofone haben. Extremes Beispiel wäre da der Rockklassiker SM 58 von Shure. Für Sängerinnen ein tolles Mikrofon, aber für Sprache (männlich) ungeeignet.

Einer meiner dynamischen Tipps für kleines Geld im Bereich Allround/Sprache ist das Samson Q7. Wie gut es sich bei Interviews macht, habe ich noch nicht ausprobiert. Es ist offiziell ein Gesangsmikrofon, aber es klingt auch bei Sprache sehr gut. Ist aber Superniere, hat also schon eine stärkere Richtwirkung.



Gruß Holger



Cr3yodin
Beiträge: 9

Re: Tonaufnahme bei Interviews - welches Mikro, welches System?

Beitrag von Cr3yodin »

Hallo miteinander!

Vielen Dank für eure ganzen Tipps, haben mir sehr geholfen.
Ich habe mich nun für den Zoom H1 entschieden, wo die Aufnahmequalität mich wirklich überzeugt. passend dazu mit Adapterkabel habe ich mir ein Sennheiser E825S mit Popschutz geholt. Wenn man etwas kräftiger ins Mikrofon spricht und das Input Level erhöht, kommen auch Aufnahmen in guter Lautstärke bei heraus.
Bin also mehr als zufrieden mit meiner neuen Ausstattung - vielen Dank!

lg Sven



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