AmateurFilmer hat geschrieben:.. aber ich fühle mich unwohl, wenn ich dauernd Equipment im Internet kaufe. ...
Zu dem Themenkreis gibt's sogar ein Buch:
Erich Fromm: Haben oder Sein.
MAGIC MOMENTS:
Wer weiss ...
Vielleicht schreibst Du in 10 Jahren mal das 500-seitige Standardwerk "Wie werde ich Film ?", ohne je einen grösseren Film gedreht zu haben.
Vielleicht, weil Du es perfekt machen willst.
Und deshalb mit der Veröffentlichung wartest und wartest und wartest.
Oder mit dem Film überhaupt wartest und wartest und wartest. Weil das Equipment noch nicht perfekt ist.
Weil Du Dir Deiner Sache noch nicht ganz ganz ganz sicher bist.
Ist das Werk wirklich gut genug ? Bietet es Angriffsfläche für Kritik ? Hast Du evtl. etwas übersehen ?
Was denken die Anderen wohl ? Was denken sie generell über Dich ?
Bist Du wirklich ein 'Leittier' ? Ein Alpha ? Oder eher ein Beta, Gamma oder Delta ? Oder am Ende sogar Omega ?
Und was hast Du zu erzählen ? Etwas Aussergewöhnliches ? Etwas Einzigartiges ? Etwas Originelles ? Etwas Authentisches ? Etwas Enthüllendes ? Etwas Aufklärendes ? Etwas Dokumentarisches ? Etwas Poetisches ?
Aber müsste man das nicht zunächst erleben ?
In die eigene Biographie einbauen ?
So wie Tom Sawyer und Huckleberry Finn, die auf Mississippi-Reise gehen ? 'Learning by Doing'.
So dass man aus dem Selbst-Erfahrenen schöpfen kann, anstatt 'second hand' bei Anderen nachzu'kieken'.
Also, wie ist die richtige Reihenfolge ?
Zuerst das Equipment ?
Oder zuerst was erleben ?
Oder zuerst was lernen ?
Oder sich zuerst verlieben ?
Oder irgendwo Experte werden ?
Hat man Geld, fehlt die Zeit.
Hat man Zeit, fehlt das Geld
Hat man Zeit und einen vollen Bauch, gehen die Ideen aus
Hat man Ideen und einen leeren Magen, geht die Zeit aus
Weiss man viel, kann man sich nicht entscheiden
Weiss man wenig, vergisst man Wichtiges
Ist man theoretisch, fehlt das Gefühl
Hat man Gefühl, funktioniert der Kopf nicht zuverlässig
Und was ist dann mit der Schule, mit der Bildung ?
Sollte man nicht auch was lernen, Fakten sammeln ?
Über ganz verschiedene Dinge ?
Dann ergeben sich doch die Themen wie von selbst !
Oder ist das dann zu kopflastig, zu wenig aus dem Bauch heraus, zu konstruiert ?
Und was ist mit Filmtechnik und Filmsprache ? Wieviele Filmbücher muss man gelesen haben, bevor's selber losgeht ?
Und muss man unbedingt 16mm gefilmt und die Filmschnipsel am Schneidetisch selbst zusammengeklebt haben ?
Um sagen zu können: Hey Leute, ich hab' das Handwerk von Grund auf gelernt.
Oder reicht's auch digital, am Computer-'Schneidetisch' ?
Dafür mit Nesting, Compositing, Editing, Keying, Grading, Finishing, Exporting, Distributing, ...ing, ...ing, ...ing.
Fazit:
Einen Film kann man eigentlich gar nicht machen.
Und wenn doch, dann nur, wenn alles zusammenkommt:
Man ist begeistert
Man ist verliebt (in wen oder was auch immer, vielleicht in die Filmidee)
Man hat den Durchblick
Und den klaren Kopf
Man hat die Technik, auch im Griff
Man läuft über vor Ideen
Man hat den Tunnel-Filmblick drauf
Das 'Alles oder Nichts'-Gefühl
Und steckt mit alledem auch die Umgebung an
Die plötzlich begeistert mitmacht, selbst Ideen hat
Und sogar Geld spendiert
Dabei sein will
Das Internet, die Forenwelt, Experten-Meinungen, die Zweifel, Ängste, Eitelkeiten, die neuste Canon 007XXL++ mit Hyper Shutter und Ultra Exposure, ein Kultobjekt für die, die niemals einen Film machen werden, sie alle sind plötzlich ganz weit weg, weil hier und jetzt ohne Sinn und Wert.
Es zählt nur eines: Den einen Augenblick, die Gegenwart, so einzufangen, wie sie nie mehr sein wird, so frisch, so kurz, so im Moment.
Und alle diese Jetzt-Schnipsel so zusammenzufügen, dass jeder kostbare Augenblick erhalten bleibt, das Publikum einst elektrisiert.
Fast unmöglich, aber manchmal gelingt es doch, so ein paar 'Magic Moments' einzufangen und alles in einer 'Magic Synthesis' kunstvoll zusammenzufügen ! Die Bilder stimmen, das Timing stimmt, die Personen, Klänge, Abläufe stimmen, einfach alles stimmt.
Man sollte es unbedingt einmal versuchen !