kaitoni hat geschrieben:... Nein, ich finde seine Videos nicht professionell. Nein, ich gucke sie mir nicht an aber nicht, weil er kein Profi ist, sondern weil mich die Themen die er befasst einfach nicht interessieren. ...
Toleranz frei nach Voltaire
(eine Übersetzung zufällig herausgepickt):
ZITAT
"Ich mag verdammen was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür geben, dass du es sagen darfst."
ZITAT ENDE
Das wäre auf Joerg bezogen etwa:
"Es interessiert mich nicht, was Du machst, aber ich gebe mein Leben, dass Du es machen darfst."
Ich habe den Eindruck, dass das für einige hier ein starker Grund ist, Joerg so deutlich zu verteidigen. Die Person eher als das Werk. Die Tatsache, dass er es unbeirrt tut eher als das, was dabei herauskommt.
Dass sie ihn damit implizit genau so 'medizinalisieren' wie seine unbarmherzigen Kritiker es explizit tun, ist ihnen wohl teils nicht bewusst.
"Er kann sich ja nicht wehren, wenn alle auf ihn eindreschen.
Seine harmlosen Reisefilme tun doch niemandem weh.
Er kann doch mit der Kamera seiner freien Wahl filmen, oder ?
Lasst ihn doch, wie er mag !
Er ist originell in seiner Unbeirrbarkeit und Resistenz gegenüber Zeitgeist, Technik-Anbetung und Konformitätszwang ! Ein Fels in der Brandung, ein Original unter grauen Mäusen, ein Einfach-Gestrickter unter hochtrabenden Wichtigtuern, ein Mensch unter Arbeits- und Auftragsdrohnen, einer wie du und ich statt einer von den Besseren."
Da ist was dran, trotzdem steckt zu viel Projektion darin.
Projektion der eigenen Wünsche und Defizite auf das, was man in Joergs Schaffen und Person gerne positiv sehen möchte, ihm als Motiv für seine Filme unterstellen will.
Weg von den Zwängen, zurück zur Einfachheit, ohne Netz und doppelten Boden. Authentisch, unverstellt, einfach und ohne Politur.
Für die Befürworter einer der 'sein Ding' durchzieht.
Für die Kritiker ein Sturkopf mit autistischer Komponente und einem Schuss genüsslichem Masochismus angesichts besonders böser Kritiken.
Für die Befürworter ein Opfer der zynischen Alles-Zunichtemacher, was nicht ins eigene Weltbild passt.
Für die Kritiker ein 'Psycho', der sehr wohl weiss, wie die Regel-Befolger und Schul-Filmer, die 4K- und 50p-Technokraten, reagieren, wenn er seine ungeschminkten Anti-Filme in Video-8 arg- und ahnungslos ankündigt. Und dann die bösen Kommentare überhaupt nicht versteht.
Tja - ich muss gestehen, WER Joerg ist, habe ich auch (noch) nicht herausgefunden.
Aber dass er die Filme machen und zeigen kann, die er macht und zeigt (jeweils auf etwa 10 Plattformen hochgeladen, wenn ich mich nicht irre), steht für mich ausser Frage.
Dass man sie schrottreif (bzw. besser privat) finden kann, ebenfalls.
Dass man sie in ihrer unbeholfenen, simplen Linie mit teils skuriler Komponente irgendwie originell findet, ebenfalls.
Dass man sich über seine Sturheit, ja Starrheit ärgern kann, auch.
Dass man seinen Eigensinn lobt, ebenfalls.
Dass man meint, ihn deswegen beleidigen zu müssen, wirft eher ein Licht auf denjenigen, der's tut, als auf Joerg.
Aber so ist es in der offenen Gesellschaft, wenn man sich mit Kopf und Werk zur Diskussion stellt, ja, der Diskussion auf X Plattformen schon fast aufdrängt. Es kann auch (wohlig?) wehtun. Ob zu Recht oder zu Unrecht.
Und in Aegypten wird gerade ein Komiker vor Gericht gestellt (bzw. soll gestellt werden), weil er den Präsidenten und die Religion beleidigt hat.
Wenn DAS der Preis für Anstand und Würde für alle und gegenüber allen ist, sind wir bereit, diesen Preis zu zahlen ?