Hallo dirty_meth,
Deine Überlegungen sind schon richtig.
Aber wie Paralkar gesagt hat: Der Zusammenhang zwischen Brennweite und Lichtstärke ist in einem Zoomobjektiv - je nach Konstruktion - evtl. nicht linear. Und wir kennen leider nur die Endpunkte:
Weitwinkel (WW) mit höchster Lichtstärke.
Tele mit kleinster Lichtstärke.
Wie es dazwischen
genau verläuft, bleibt Spekulation.
Nochmals generell und recht schematisch zum Objektivkauf:
Festbrennweiten sind für EINEN Bereich optimiert.
Zoomobjektive sind optisch immer ein Kompromiss. Heute aber ein sehr erträglicher. Dennoch: Je grösser der Zoombereich, den ein Objektiv abdeckt, desto grösser vermutlich auch die optischen Kompromisse dabei (Lichtstärke, Bildverzeichnung bei max.WW/max.Tele).
Grosse Lichstärke heisst, grösseres Gewicht, da Linsen mit grösserem Durchmesser. Manchmal - bei Zooms - auch grössere Objektiv-Länge.
Optimale, optische Qualität oft erst leicht abgeblendet.
Grössere Lichtstärke (und Generelles zur Objektivauswahl) zusammengefasst:
Geringere Schärfentiefe möglich - Objekt wird besser freigestellt
Schärfe im Sucher besser beurteilbar, manuelles Scharfstellen erleichtert. Hellerer Sucher bei Offenblende.
Fotos bei weniger Licht möglich
Kürzere Belichtungszeiten möglich
Weniger Signal-Verstärkung (ISO-Wert / Gain) nötig -> weniger Bildrauschen.
Grösseres Gewicht / Volumen / evtl Länge.
Höherer Preis
Bildfehler schwieriger unter Kontrolle zu halten -> besondere Linsen von Vorteil (ED-Glas, asphärische Linsen).
Bei Offenblende oft kein optimales Bild, aber dafür geringe Schärfentiefe, Hintergrund verschwimmt. Die Art, WIE der verschwommene Hintergrund aussieht (harmonisch / weniger harmonisch) wird als 'Bokeh' bezeichnet. Hängt von der Objektiv-Konstruktion ab. Die wiederum nicht NUR auf das Bokeh Rücksicht nehmen kann. Perfektionisten, die optimale, optische Leistung UND besonders schönes Bokeh wollen, bezahlen u. U. Tausende für eine ausgesuchte Festbrennweite (sogenannte Prime-Objektive).
Für manuelle Fotografie (Blende / Fokus) evtl. wichtig: Ist ein Blendenring am Objektiv vorhanden ? Und ein Schärfering ? Bezüglich Kamera-Auswahl: Erlaubt das Gehäuse in Kombination mit manuellen Objektiven die korrekte Belichtung mit Zeitautomatik (und gibt es für voll-manuelle Einstellung von Blende UND Zeit als Kamera-Feedback eine
-..0..+ Anzeige im Sucher, wenn die manuelle Objektiv-Blende verstellt wird ? Aktuelles Beispiel, wo dies offenbar fehlt (wenn ich es richtig gelesen habe
viewtopic.php?p=632105#632105 ): Die Nikon D5200.
Evtl. für 'Outdoor'-Fotografie wichtig: Ist das Objektiv einigermassen gegen Staub & evtl. Feuchtigkeit abgedichtet ? Hier sind Objektive mit Innenfokussierung / Innen-Zoom von Vorteil. Oft erkennbar daran, dass die Objektivlänge dabei gleich bleibt.
Bei Verwendung von Polfiltern oder sonstigem Zubehör am Filtergewinde u. U. wichtig: Dreht sich das Filtergewinde beim Zoomen/Fokussieren mit oder bleibt es fix (ist von Vorteil!) ?
Falls gefilmt werden soll: Zoomobjektive, die die Schärfe beim Zoomen halten (parfokal sind) von Vorteil.
Solche mit konstanter Lichtstärke über den Zoom-Bereich ebenfalls (und wenn möglich, einer kontinuierlichen Blende ohne Blendenstufen).
Hier wird allerdings bei vollautomatischen Objektiven teils laufend automatisch nachgeregelt, um diese Ziele zu erreichen. Eigentlich müssten sie so konstruiert sein, dass dies nicht nötig ist. Kostet aber mehr !
Für Makro-Aufnahmen: Geringe Naheinstellgrenze von Vorteil.
Beim Kauf eines Objektivs für ein reduziertes Sensor-Format (kleiner als 36x24) sollte man sich bewusst sein: Kombination mit kleineren Kamera-Sensoren geht meist, mit grösseren nicht!
Heutzutage ebenfalls eine Überlegung wert: Ist das Objektiv für seine volle Leistung eventuell darauf angewiesen, dass die Kamera intern noch gewisse Fehlerkorrekturen vornimmt (Farbfehler, Bildverzeichnung) ? Das hiesse dann auch, dass dasselbe Objektiv an einer anderen Kamera diese Fehler evtl. unkorrigiert zeigt.
Und natürlich spielt bei aktuellen Objektiven auch die Autofokus-(AF)Geschwindigkeit, -Zuverlässigkeit und -Geräuscharmut eine Rolle. Auch zu bedenken: Der AF funktioniert oft nur bis zu einer minimalen Helligkeit (verursacht durch effektives Abblenden oder durch das wenige Umgebungslicht).
Also, ich würde kleine Objektiv-Unterschiede in der Lichtstärke nicht überbewerten.
Die heuten Kit-Zooms sind allerdings recht lichtschwach. 3.5-6.3 ist nicht gerade rekordverdächtig lichtstark - aber es kommt natürlich auch darauf an, über welchen Brennweitenbereich!
Schau Dir die Blendenreihe mal an: 1.4 - 2.0 - 2.8 - 4.0 - 5.6 - 8.0 - 11 - 16 - 22.
Zwischen 2 Werten verdoppelt/halbiert sich die Lichtstärke (Belichtungszeit) jeweils.
Ein minimale von etwa 4 (für ein Zoom, über den ganzen Bereich) wäre eigentlich wünschenswert.
Wenn man aber sowieso abblendet, spielt es eigentlich keine Rolle und man kann sich das Geld für Anderes sparen (Stativ, Rig, Licht, Mikrofon, weiteres Objektiv etc.).
Freundlicher Gruss
Skeptiker