Audio: Software / Bearbeitung / Musikproduktion Forum



Workflow EBU R.128?



Hier geht es um die Tonspur -- Nachbearbeitung von Sound, Abmischen etc.
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Jalue
Beiträge: 1539

Workflow EBU R.128?

Beitrag von Jalue »

Für alle, die wie ich „hinter dem Baum“ waren: Am 31.08. haben fast alle relevanten TV-Sender auf EBU R128 Norm umgestellt (bei den Amis: ITU-R BS.1770), was auf eine weitgehend neue Vorgehensweise bei der Tonmischung und auf den Einsatz anderer Messinstrumente hinausläuft. Genaueres verraten Google und Co…, allerdings nicht, wie in der Praxis damit umzugehen ist. Beim recherchieren habe ich bemerkt, dass wohl nicht nur ich gepennt habe:

-Auf Slashcam wie auch anderen Fachportalen findet sich wenig bis gar nichts zur Umsetzung in der Praxis (Hallo, liebe Redaktion…!)

-Kein (semi)professionelles Schnittprogramm wie AVID, FCP oder Premiere scheint die "Lautheits-Tonmischung" implementiert zu haben. Und zumindest bei AVID scheint auch nichts in der Richtung geplant zu sein. Man ist auf den Erwerb z.T. absurd teurer Plugins angewiesen, bzw. auf neue Hardware (RTW).

-Tutorials zur Praxis findet man nur in Auszügen. Entspr. Videos werden von wenigen Monopolisten als Kaufware für mehrere hundert Euro angeboten. Praxisseminare der ARD/ZDF-Medienakademie kosten noch mehr und haben zudem Seltenheitswert.

-Zu Detailaspekten (z.B. wie pegele ich eine IT-Mischung gem. der neuen Norm?) herrscht ohnehin Funktstille.

Etwas befremdlich das Ganze, wo doch recht viele Leute (hier) gelegentlich oder ständig fürs TV produzieren und mit Mischungen gem. den alten Standards krachend an der TA abprallen müssten.

Deshalb meine Frage in die Runde (auch um den paar "Lautheits-Gurus", die sich gerade monopolistisch die Nase vergolden, ein bisschen das Biz zu verderben):

-Was sieht euer Workflow bei der TV -Mischung nun in der Praxis konkret aus?
-Welche Plugins oder Hardwarekomponenten haben sich bei euch bewährt?
-Welches Feedback bekommt ihr von den Sendern?
-Wie verhalten sich eure Online-Kunden zu dem Thema?
-Kennt ihr Links zu praxisbezogenen (!) und kostengünstigen Tutorials?
-Geht ihr bei der Tonaufzeichnung (am Set, Studio) nun anders vor?



fsm
Beiträge: 214

Re: Workflow EBU R.128?

Beitrag von fsm »

zur loudness messung nugenaudio LM_H, da wir mit avid produzieren. vorteilhaft da es als RTAS plugin ( zur 1:1 messung einzelner clips,spuren) )und in der audiosuite (zur finalen ST mixdown messung) verfügbar ist.
kleinere korrekturen machen wir direkt über lautstärke anpassung im mixer, ab und zu nehmen wir dazu auch nugenaudio LM_correct, der den clip selbstständig an ebu128 anpasst. nachkontrolle zw. erforderlich.

was neu und gut ist das der TruePeak bis -1dBFS(ehem.-9dBFS) gehen kann, heisst signale fahren nur noch sehr selten in den limiter. gibt mehr dynamik.
je nach oton qualität sind für mich gefühlt -23LUFS nicht immer gleich, brauchst im hintergund nur krach und lärm und der OT auf den's ankommt ist zwar bei -23, wirkt (für mich jedenfalls) leiser als alle anderen.
da in unserer verarbeitungskette erst weit hinten angefangen wird auf die LU zu schauen brauchen wir nun ca 2-3h länger. früher haste alles mitm limiter glattgebügelt und hin gehört obs gefühlt lauter oder leiser war.
wenn du für Öff.Rechtl. produzierst hat man vor ca 1jahr den hinweis bekommen das es zur LUFS messung kommen wird, im januar dann das man verpflichtet ist. genug zeit um sich drum zu kümmern.
haben nach ebu128 schon mehrere stunden programm abgegeben und bisher kam nichts von der TA zurück.



Alf_300
Beiträge: 8011

Re: Workflow EBU R.128?

Beitrag von Alf_300 »

Da konnte man das AC-R-128 auch mal probieren

https://www.audiocation.de/plugin



Pianist
Beiträge: 9000

Re: Workflow EBU R.128?

Beitrag von Pianist »

Jalue hat geschrieben:Man ist auf den Erwerb z.T. absurd teurer Plugins angewiesen, bzw. auf neue Hardware (RTW).
Der TM 3 ist aber mit ca. 1.000 EUR durchaus bezahlbar, und dann hat man wirklich alle drei Messwerte ständig im Blick. Ich habe meinen Anfang des Jahres bestellt und vor zwei Monaten geliefert bekommen, vielleicht geht es inzwischen etwas schneller.

Der lässt sich übrigens auch als Ersatz für einen 1206D nutzen, denn diese Geräte sind ja nur noch bis Ende des Jahres lieferbar. Früher oder später wird sowas also sowieso an jedem Schnittplatz zu finden sein, obwohl die alten Geräte ja sehr haltbar sind.

Ich mache (zum Glück) seit rund 10 Jahren nur noch wenig fürs Fernsehen, daher ist das für mich gar nicht so relevant, aber gehe mal davon aus, dass sich das früher oder später auch auf den anderen Verbreitungswegen durchsetzen wird, vor allem im Internet, weil es dort ja genauso relevant ist. Da ist es an sich sogar noch schlimmer, weil man dort künftig von -23,0 LUFS über -9 dB bis zu 0 dBFS alles finden wird...

Matthias
Filmemacher für besondere Aufgaben



fsm
Beiträge: 214

Re: Workflow EBU R.128?

Beitrag von fsm »

Da konnte man das AC-R-128 auch mal probieren
weiter unten gibts ne Anleitung https://www.audiocation.de/downloads/pr ... _DE_V1.pdf die einiges zur messung erklärt

leider gibts das 'nur' als VST plugin. da RTW's bei uns über jahre im einsatz sind, sind 1000,- dafür nicht zu viel, ist natürlich relativ zu dem wie oft man es benutzt. an so ein gerät z.Z. ranzukommen ist da schwieriger, bei BPM steht gerade "in über 8 Wochen versandfertig "



Jalue
Beiträge: 1539

Re: Workflow EBU R.128?

Beitrag von Jalue »

Vielen Dank für die Infos, das hilft doch schon mal ;-)

-Gibt es "Daumenregeln", nach denen ihr jetzt bei TV-Stereomischungen pegelt (wieviel dB für O-Ton, Atmo, Musik)?

-Reicht eine Softwarlösung zur zuverlässigen Beurteilung der Lautheit. Oder besser gleich, bzw. ergänzend ein neues RTW?

@Pianist: Auch ich mache momentan fast nur noch Online-Sachen. Allerdings will mein Hauptkunde demnächst "amphibisch" arbeiten, d.h. zunehmend auch fürs Fernsehen anbieten. Da stellt sich die Frage, wie bei der Mischung vorgehen (ohne gleich alles zweimal mischen zu müssen). Ihre Online-Videos möchten die auf -6dB gepegelt haben. Nun schätze ich, dass es ziemlich grauslich klingt, wenn ich eine R128 konforme Mischung auf -sagen wir -9 db- hochziehe und oben einen Limiter drüberklebe. Hat vielleicht jemand einen Vorschlag?



fsm
Beiträge: 214

Re: Workflow EBU R.128?

Beitrag von fsm »

wenn du einen regler in der hand hast mit dem du den pegel beeinflussen kannst ist ein hardwaremessgerät/RTW klar besser.
Otöne im shortTerm schon bei -23LUFS pegeln. Musik/atmos werden meist noch mit VoiceOver belegt, so ne grobe schätzung.
Ihre Online-Videos möchten die auf -6dB gepegelt haben. Nun schätze ich, dass es ziemlich grauslich klingt, wenn ich eine R128 konforme Mischung auf -sagen wir -9 db- hochziehe und oben einen Limiter drüberklebe. Hat vielleicht jemand einen Vorschlag?
bei r128 darf dein truepeak bis -1dBFS gehen, und von -6dB zieht man runter auf -9dB, nicht hoch, oder ich hab deine frage nicht kapiert. wobei die -9dB bei r128 nicht mehr relevant ist. m.M.n: pegle nach r128 und begrenze für online bei -6dB, fürs TV bei -1dBFS



Jalue
Beiträge: 1539

Re: Workflow EBU R.128?

Beitrag von Jalue »

Sorry, hatte mich wohl unklar ausgedrückt. Bin kein Ton-Ing. oder Cutter, sondern Videojournalist. Hatte das "Hochziehen" auf einen durchschnittlichen Pegel von -23dB (äh... Lufs) bezogen - denn so verstehe ich diese "Lautheitsphilosphie": Dass man bei integraler Messung über den Zeitverlauf des Programms bei -23 Lufs (+/-1) landet, wobei man kurzfristig natürlich viel tiefer oder höher liegen kann.

Das ist ja auch alles schön und gut, hebelt es doch diese "möglichst alles brick-bar mäßig auf -9 pegeln" Philosophie der Werbetreibenden aus. Nur: Die (meine) Online Kunden wollen genau das, und ich kann's sogar nachvollziehen. Bei 10 Euro PC-Boxen im Durchschnittshaushalt ist subtiles Flattern von Schmetterlingsflügeln oder die Dynamik eines klassischen Klavierkonzertes ohnehin nicht darstellbar. Dann lieber alles schön laut "auf Peak" gepegelt.

Langer Rede kurzer Sinn: Wie mache ich eine R128 Mischung onlinetauglich? Bei -6dB abschneiden wird allein nicht viel nützen. Dem Kunden wird das Video "zu leise" sein...

Was das RTW betrifft: Hast recht, werde jetzt wohl ein TM 3 bestellen. Ist zwar erstmal teurer, aber langfristig wahrscheinlich günstiger als eine rein softwarebasierte Lösung. Spätestens wenn irgenwann ein neuer Rechner mit "Windows 9 + Avid MC 8x" fällig ist, schaut man mit "Weichware" von heute in die Röhre. "Grimm Level Norm" kaufe ich trotzdem dazu. Als Sicherheitsnetz für die Lernphase...;-)



Alf_300
Beiträge: 8011

Re: Workflow EBU R.128?

Beitrag von Alf_300 »

Das klingt wieder mal Alles recht kompliziert,
Allerdings schauts so aus als ob man nur von Peak auf RMs umgestiegen ist.



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