NEEL hat geschrieben:
Schlag den Begriff doch einfach nach;-)
Wo denn? Je nachdem, wo ich nachschlage, bekomme ich auch eine etwas andere Definition dazu. Das Lexikon der absoluten unpersönlichen und für alle Zeiten festgesetzten Wahrheit habe ich bisher nicht entdecken können. Habe gehört, dass es in Arbeit ist und die Veröffentlichung aufgrund von ständigen Revisionsarbeiten verschoben wird. ;-)
NEEL hat geschrieben:Wieso soll man ausgerechnet in einen Imagefilm sein gesamtes Herzblut einbringen? Das behalte ich mir bitteschön für richtige Filme vor.
Imagefilme sind "richtige" Filme! Aber da du es scheinbar nicht über dich bringen kannst, da mit ganzem Herzen ranzugehen, wirst du auf diesem Gebiet mit dieser Einstellung nicht dauerhaft Erfolg haben. Willst du ja auch gar nicht - ist ja auch nichts gegen einzuwenden. Aber das gibt dir nicht das Recht, Menschen herabzusetzen, die gut und gerne Image-Filme machen.
NEEL hat geschrieben: Nichtsdestotrotz gibt es genügend Leute, die bereit sind, sich gegenseitig zu überbieten mit Herzblutausgaben und Lebenszeitverschwendung, die Nächte durchzocken um ein Quentchen besser zu sein als die Konkurrenz und dazu noch Dumpingpreise nehmen um sich ja auch durchzusetzen - auch um jeden Preis.
Wer Raubbau an seinen eigenen Ressourcen betreibt, wird am Schluss ohne dastehen - und vom Markt verschwinden. Eine gewisses Maß an Reglementierung ist OK, damit eben nicht beispielsweise schwarz produziert wird oder Raubbau an ANDEREN betrieben wird, womit man dann sich Marktvorteile verschafft. Du siehst es in dem Punkt richtig - Leben ist mehr als arbeiten, doch genau deswegen braucht man sich nicht vor einer Konkurrenz zu fürchten, die NUR arbeitet, aber nicht regeneriert oder gar Zuwachs generiert - weil sie dann nach eben diesem Gesetz (Leben > Arbeit) nicht lange (über-)leben kann.
NEEL hat geschrieben:Seit ein paar wenigen Jahrzehnten gilt die umgekehrte Ideologie: "Vernichte und verdränge deinen Konkurrenten durch Leistung (Element des Sozialdarwinismus)... Nur die Starken haben das Recht zu überleben". Der Horror der Jetztzeit ist, dass fast alle diesem Prinzip folgen und es vor sich herbeten, als hätte es nie etwas anderes gegeben.
Mag sein, dass manche Leute behaupten, dass es so ist, ich jedenfalls glaube nicht, dass die Regeln, die du da als sozialdarwinistisch zitierst bzw. zusammenfasst, eine dauerhafte Grundlage für Erfolg sind. Ich sehe auch nicht, dass irgendjemand konsequent diesen Regeln folgen würde. Meist wird die "Fressen oder gefressen werden"-Regel nur dann zitiert, wenn man sich der Verantwortung für seine Taten entziehen will - am meisten vor sich selbst. Und es endet dann damit, dass man am Schluss genau so behandelt wird, wie man andere behandelt hat - und gefressen wird. Denn ein Stärkerer findet sich früher oder später immer.
Ich habe nie behauptet: "Macht die schwächere Konkurrenz nieder mit allen Mitteln!" sondern "Seid leidenschaftlich, mutig und wagt Dinge, die sonst niemand wagt." Das können "Kleine & Schwache" genauso gut wie "Große & Starke". Zumal es immer von der Situation abhängt, wer "stark" und wer "schwach" ist. Denn "groß" kann auch "unbeweglich" und "unflexibel" bedeuten.
Aber Mitläufer, die einfach nur was abgreifen wollen, ohne sich einzubringen - die gehen früher oder später unter, egal in welchem Bereich - und das zurecht. Nicht weil die Menschen, die Mitläufer sind, an sich nichts wert wären. Sondern weil Mitläufertum nichts wert ist. Müll und Schrott. Weil sich Mitläufer genau damit begnügen - das aufzuheben, was andere wie Abfall behandeln. Und stattdessen das wertvolle, was ihnen ins Herz gelegt worden ist, in den Dreck und die Mittelmäßigkeit treten. Ich werfe es niemandem vor - ich klage darüber zum Wohle der Angeklagten. Denn die Mitläufer sind es, die klagen: „Oh nein! Jetzt sind noch mehr Mitläufer da! Was bleibt da für uns andere Mitläufer übrig?!“
Wenn es aber so ist, dass da eine alteingesessene hochwohlgeborene Gruppierung austauschbare Leistungen anbietet und es keinen Unterschied macht, zu wem man als Kunde geht - dann braucht man sich nicht zu wundern, wenn der Geldpreis zum alleinigen Unterscheidungskriterium wird und es in Preisdumping (freie Marktwirtschaft) oder allgemeinen Festpreisen (Planwirtschaft) endet.
NEEL hat geschrieben: Nein, eine Ideologie ist verdrehte Wahrheit. Eine "persönliche Wahrheit" gibt es IMHO allenfalls im unbedarften Alltagssprachgebrauch. Wahrheit ist nach Ansicht der bedeutenderen Philosophen immer noch objektiv (der Relativismus wonach alles irgendwie wahr sei ist eine Mode der 80er, die sich hartnäckig hält).
Die absolute und objektive Wahrheit existiert, klar. Nur ist diese Wahrheit für Personen verschlossen. Ich bin eine Person, dementsprechend kann ich nur persönliche Aussagen treffen. Und sofern du eine Person bist, NEEL, gilt das auch für dich. Denn man kann nicht "Ich" sagen und "Alle" meinen. Und so können alle Philosophen der Welt von mir aus richtigerweise behaupten, dass es die „objektive Wahrheit“ gibt, jedoch nicht, dass sie diese allumfassend und fehlerfrei und allgemeinverbindlich erkennen und abbilden können.
NEEL hat geschrieben: Frei nach Hegel ist Wahrheit ein immanenter Prozeß der Sache selbst und offenbart sich schrittweise. Menschen sind durchaus in der Lage dies emotional zu spüren und halten einen Film dann für glaubwürdig oder "authentisch" (und damit "gut"), wenn sie die Wahrheit hinter der Handlung oder den Charakteren erkennen und die vermutete Wahrheit sich schrittweise herstellt. Zwar funktioniert eine gut geführte Lüge im Zweifelsfall genauso an der Kinokasse, aber die Story eines guten Films sollte meiner Ansicht nach mit Wahrheit zumindest zu tun haben, weil es sich in jeder Hinsicht lohnt. Erster Schritt für einen Filmer sollte IMHO daher sein, sich mit der Wahrheit vertraut zu machen oder praktischer umschrieben: Einen belastbaren Standpunkt auszubilden, aus dessen Perspektive die Filme erzählt werden. Das Publikum wird es danken...;-)
Du sagst es doch selbst: "Menschen … emotional zu spüren ... halten einen Film dann für glaubwürdig", "... vermutete Wahrheit ..." "... mit Wahrheit zumindest zu tun haben ..." "Einen belastbaren Standpunkt auszubilden, aus dessen Perspektive die Filme erzählt werden." Du redest von Ahnungen und nicht von Wissen. Eigentlich ahnst du schon selbst, dass es dabei mehr um Glauben & Vermutungen als Wissen geht. Alles hat "mit Wahrheit zumindest zu tun". Und das Zauberwort am Schluss: "Perspektive". Du wirst nicht mit Personen kommunizieren können, wenn du keine persönliche Perspektive wählst. Du kannst dich "mit der [objektiven] Wahrheit vertraut machen" - und das ist und bleibt eine subjektive Perspektive in Richtung objektive Wahrheit. Die objektive Perspektive hast du nicht, wenn du mit der Wahrheit "nur" vertraut bist, dieses hast du nur dann, wenn du die Wahrheit selbst BIST.
Mag sein, dass es jetzt widersprüchlich klingt, ist es aber nicht: "Echte Objektivität erreicht man nur durch die uneingeschränkte Annahme einer vollkommen subjektiven Perspektive und Haltung." (Anders ausgedrückt: „Um Herr über alles zu sein, musst du der größte Untertan von allen sein!“) Die innere Spaltung des Subjekts in objektiv und subjektiv verhindert dies aber.
Und damit beende ich auf meiner Seite auch die Diskussion über etwas dermaßen indiskutables, wie die objektive Wahrheit, zu deren Zurschaustellung du alle Filmemacher verpflichtet sehen willst. Ich habe erst heute zu meinem 6-jährigen Sohn gesagt, er soll nicht mit anderen über seinen Glauben streiten - das, was er für die Wahrheit hält - damit jeder andere die Wahrheit so sieht und versteht, wie er. Wahrheit läßt sich nicht ausdiskutieren - nur Wahrnehmungen.
Warum sollte ich es also dann selbst in diesem Forum anders handhaben und mich auf solche Diskussionen einlassen...
NEEL hat geschrieben: Welcher Politiker sitzt denn bitteschön in der Meisterprüfung einer Handwerkskammer? In der Staatsexamensprüfung der Mediziner? Wo ist da "Ideologie"? Die Prüfungs- und Zulassungsordnungen werden in der Regel von Fachleuten geschrieben und von Politikern in Gesetze übersetzt. Wer die Prüfung besteht, darf mitmachen und erhält eine Zulassung solange er sich an die Regeln hält. Ganz praktisch politik- und dumpingfrei zum Wohl aller... ausser natürlich in den Augen der Marktliberalen, die meist auch ihren persönlichen Nutzen aus billigen Zulieferern ziehen.
Mache dich doch selbst mal besser mit dem Begriff "Ideologie" vertraut. Ich für meinen Teil benutze ihn wertungsfrei (nicht so, wie ein gewisser Karl Marx es tut). Ich habe auch eine Ideologie. Jede Person und Körperschaft in irgendeiner Form hat eine (auch wenn nicht über jede Bücher geschrieben werden). Die Frage ist, ob man seine Ideologie - sein Weltverständnis - anderen aufzwingt oder nicht.
Politiker sind zudem i. d. R. Privatpersonen, die sich in politische Ämter wählen lassen. Viele sind vor ihrer Karriere auch ehrbaren Berufen nachgegangen und der eine oder andere war oder blieb auch irgendwo „Experte“. Und es soll unter ihnen auch den einen oder anderen geben, der auch Interessen außerhalb der Politik verfolgt - und das manchmal sogar mittels Politik...
Wer bestimmt denn, wer sich Fachmann nennen darf, wenn noch keiner da war, der die Zulassungsordnung geschrieben hat, nach der man sich Fachmann nennen darf? Es war das Ei... Und jedes dieser Eier wurde von Freiberuflern geschrieben, die es sich selber auf den Leib schrieben. Und zwar von denen, die einen guten Draht zu Politikern hatten, weil Freiberufler, wie du es richtig erkannt hast, in Demokratien keine allgemeingültigen Gesetze auf den Weg bringen können. Dessen dürfen sich nur gewählte Volksvertreter anmaßen. Und je mehr Allgemeingültigkeit von Volksvertretern, die "nur ihrem Gewissen verantwortlich sind" ausgeht - desto unerträglicher wird das ganze. Und eines Tages wird selbst der dümmste Esel sich weigern, es weiterzutragen. Weil's einfach zu viel ist.
Die staatlich organisierten Ausbildungen/Studiengänge zu bildenden Künstlern gibt es schon sehr lange. In den Bildenden Künsten wird es aber - "zum Wohle aller" - hoffentlich nicht so sein, dass alle, die keine "staatlich anerkannten Künstler" sind, Berufsverbot erhalten. Gab es in der Geschichte hin und wieder. War nicht gut. Hat noch nicht mal funktioniert - kann es auch gar nicht.
Und über Sachen, wie das "Gesundheitssystem" oder Berufsverbote im Handwerk in der BRD lasse ich mich gar nicht erst aus. Ich jedenfalls bezahle als Kunde oder Patient lieber nach dem, was ich als Leistung erhalte und nicht nachdem, was der Auftragnehmer leisten könnte. Ich kaufe lieber Ergebnisse als Optionen. Und 3 mal darfst du raten, wonach Politiker gewählt werden, die dann die Fachleute berufen, die dann mittels Zulassungsordnungen Kreativität und Fortschritt aus dem Markt drängen - egal welchem Markt. Wie in der guten alten Renaissance-Zeit, als "Zulassungsordnungen" noch "Pfähle" genannt wurden... die natürlich nur vor Pfuschern schützen sollten, und nicht vor Leuten, die bessere Leistungen oder niedrigere Preise anbieten.