pilskopf hat geschrieben:Ich will für wenig Geld mir so ein altes Glas kaufen. An die GH2 kann man ja vieles adaptieren aber nun frag ich mich von welcher Marke ist jetzt am besten ein altes 1.4er holen soll. Nikkor? Pentax? Zuiko? Canon? Irgendjemand einen Tipp? Natürlich müsste ich einen Adapter dazu kaufen.
Hallo,
hier meine 10 cent aus der Sicht eines Menschen mit (zu) grosser Objektivsammlung (und einer gh13...).
Beim Adapter: Investition in einen teuren Novoflex (oder, alternativ und etwas preiswerter: Fotodiox, obwohl ich damit keine eigenen Erfahrungen habe) lohnt und kann ev. sogar Geld und Reue sparen. Warum?
- Auflagemass: Der Adapter muss das Fremdobjektiv millimetergenau auf Abstand halten. Bei Abweichungen/Toleranzen holt das adaptierte Objektiv keinen unendlichen Focus, oder geht darueber hinaus.
- Mechanische Qualitaet: Gerade billige Adapter koennen leicht im M4/3rds-Kamerabajonett ueberdrehen und koennen dann nur noch mit der Fraese herausgeholt werden... (Mir ist das mit einem c-mount-Adapter tatsaechlich so passiert.) Umgekehrt muss auch die Fassung fuers Fremdobjektiv gut gemacht sein, mit klaren Eindrehpunkt, klarem Einrasten, gutem Ausrastknopf/-mechanismus. Ein teueres Objektiv, oder einen teueren Kamerabody im Billigadapter verhakelt will man nicht...
Objektivempfehlungen:
Canon FD stuende bei mir eher unten auf der Liste. Die meisten FDs sind weich eher im schlechten Sinne von nicht so scharf/abbildungsstark wie Nikon, Zeiss oder Leica, und auch schlechter als Pentax Takumar. Ausserdem lassen sie sich nicht qualitaetsverlust-/adapterlinsenfrei an moderne Spiegelreflex-Fotokameras wie Canon EOS adaptieren.
Hier meine Prioritaet:
- Zeiss-Contax. Im Prinzip dieselben Optiken, die heute auch als Zeiss-Objektive mit Nikon- und Canon-Bajonett verkauft werden, nur mit Yashica/Contax-Bajonett, einem Kamerasystem, das es heute nicht mehr gibt. Laesst sich aber (auch mit Novoflex) an Micro Four Thirds adaptieren. Ich hatte grosses Glueck und mein Zeiss/Contax 50mm/1.7 in einem Fotoladen fuer 40 Euro gekauft, normal sind ca. 100. Die Zeiss-Optiken sind 'weich', aber unglaublich detail- und abbildungsstark.
- Wenn Du das Geld hast, Leica... Leica-M-Messsucherobjektive sind prinzipbedingt viel kompakter als Spiegelreflexobjektive (weil sie dichter am Film sitzen), aber ein teueres Luxusspielzeug... Etwas preisguenstiger sind Leica R-Spiegelreflexobjektive. Auch die lassen sich fuer m4/3rds adaptieren.
- Nikon, mit manuellem Fokus (d.h. non-AI, AI, AIs). Scharf, gut, die besten japanischen Spiegelreflexoptiken. Ich habe das 50mm/1.4 gegen das Asahi Pentax Super Multicoated Takumar 50/1.4 (in adaptierter M42-Fassung) getestet, und es ist schaerfer und besser in der Farbwiedergabe. (Das Takumar ist mir zu warm in den Farben.) Ein Geheimtip ist das sehr alte 50mm/2.0, Nikons schaerfstes 50mm-Objektiv - hab dafuer 20 Euro auf einem Flohmarkt bezahlt. Detaillierte Einzelkritiken zu manuell Nikon-Objektiven findest Du auf http://www.kenrockwell.com/nikon/nikkor.htm#mf. Der Vorteil bei Nikon ist, dass selbst aelteste Objektive noch auf heutigen Nikon-Spiegelreflexkameras verwendet werden koennen, und dass die Auswahl sehr gross ist (mit so attraktiven Objektiven wie dem 50mm/1.2, 35mm/1.4 und 85mm/1.4).
- Asahi Pentax Takumar, in den alten M42-Schraubfassungen. Gute, massiv metallene Objektive, die man mit Glueck sehr billig finden kann. (Habe jeweils 40 Euro fuer mein 50mm/1.4 und 200/4.0 bezahlt.) Allerdings ziemlich warm in den Farben (Zeiss mit seinen kalten Farben ist das andere Extrem; Nikon hat sehr lebendige Farben.) Ansonsten gibt's bei M42 viel Billigschrott, mit der Ausnahme einiger guter DDR- und UdSSR-Objektive (wie dem Carl Zeiss Jena Flektogon 20mm/2.8, das mittlerweile leider teuer ist, oder dem Jupiter-9 85mm/2.0, einem ausgezeichneten und preiswert zu findendem Objektiv)
Man kann natuerlich argumentieren, dass bei den 2 Megapixeln, Crop-Sensor und dem h264-Codec der GH2 sowie kein Unterschied bei der Aufloesung/Schaerfe sichtbar ist, der "Look" eines Objektives kommt dann mehr durch Farben/Kontrast/Bokeh. Ein Vorteil der o.g. Loesungen gegenueber Canon FD ist, dass sich die Objektive an Canon-Spiegelreflexcameras adaptieren bzw. bei Nikon weiterverwenden lassen und man auf diese Weise gleich richtig gute Optiken fuer gute Fotokameras hat. (Die GH1/2 bzw. m4/3rds finde ich in der Fotobildqualitaet eine Totalenttaeuschung verglichen mit dem Standard von Nikons und Canons digitalen Spiegelreflexen).
Fuer ein lichtstarkes 50mm-Objektiv gibt's ausserdem noch zwei Aussenseiterempfehlungen: Mit sehr viel Glueck findest Du irgendwo ein altes Voigtlaender Color-Ultron 50mm/1.8 in M42-Schraubfassung. Das ist ein von Rollei in den 70er Jahren in Lizenz produziertes Zeiss-Objektiv, das weitgehend dem Contax-Zeiss 50/1.7 entspricht. Koennte eine Loesung sein, wenn Du Dich fuer M42-/Takumar-/Praktica-Objektive entscheidest.
Zweite Aussenseiterempfehlung: Das russische Jupiter-3 1.5/50 mit m39-Schraubfassung (Vorkriegs-Leica-Standard, eine Kopie eines Vorkriegs-Zeissobjektivs). Als Messsucherobjektiv sehr kompakt, gibt bei F1.5 extreme Bokehs und Flares (mein Video
http://vimeo.com/14513899 ist ab 1:50 mit diesem Objektiv und offener Blende bei extremem Schwachlicht gedreht). Dieses Objektiv ist auch fuer wenig Geld zu kriegen, hat eine stufenlose Blende (!) und macht an der GH1/2 grossen Spass.