bluestargfx hat geschrieben:Leider tue ich mich mit einem Umstieg von meiner jetzigen Canon XH-A1 auf eine DSLR-Cam sehr sehr schwer. Irgendwie wirft das Suchen nach Antworten immer mehr Fragen auf.
Der Vergleich ist aber erhellend, wie du sehen wirst.
bluestargfx hat geschrieben:Mein Anspruch an das Medium ist eher künstlerischer Natur. Also geht es mir in erster Linie um den 35mm-Effekt und auch um Zeitlupen.
Künstlerisch: Du willst manuelle Kontrolle. Die hast du mit DSLR auch. Und sogar mehr, und teilweise daher nicht einfacher. So hat dieser 35mm-Effekt, also der kleinere Schärfebereich, seine Kehrseite: Die kleinere Schärfe! Zeitlupen gehen mit A1 sowie mit DSLR und sind bei beiden mit ungefähr ähnlichen Auflösungsverlusten verbunden, dieser Punkt wäre neutral zu bewerten. Eine größere künstlerische Freiheit hat man mit DSLR vor allem aber durch die potenziell (abhängig nicht zuletzt auch von der Optik) gewaltige Lichtstärke. Man kann und sollte immer noch dramaturgisch ausleuchten, aber es ist ein gewaltiger Unterschied, ob ich 3000 Watt dazu brauche oder 30. Im Vergleich zu einer DSLR muss man sagen, hat die A1
überhaupt keine Lowlightfähigkeiten. Basta.
bluestargfx hat geschrieben:Aber Objektivbrennweiten, die Tonfrage und die eigentliche Bildqualität stellen mich ebenfalls vor Verständnisprobleme.
Die eigentliche Bildqualität? Die A1 (A1s, G1, H1) ist die am besten auflösende HDV-Kamera, vielleicht kommt sie ihren nominellen 1440 Pixeln nahe. Keine DSLR dagegen schafft 1280, geschweige denn ihre nominellen 1920. Aber was heißt das? Die Bilder sind voller Fehler. Einige davon bewirken, dass die Bilder aussehen,
als wären sie viel, viel besser aufgelöst, andere muss man zu vermeiden lernen (Moiree, Clipping). Ein DSLR-Bild kann und wird unter Ausreizung aller Mittel besser aussehen als das einer A1.
Die 550D, die 60D und die 7D haben (im Gegensatz zur 5D und 1D) keinen Vollformatsensor. Wenn du davon ausgehst, dass bei Vollformat (a.k.a. Kleinbild, a.k.a. 24 x 36 mmm) ein 50mm das Normalobjektiv ist (was noch für das Foto-Seitenverhältnis von 2:3 - eben 24 x 36 - gelten mag, nicht aber für das Video-Breitbild 16:9, da tendiert man zu 35mm WW), so müsste das mit dem Faktor 1,6 multipliziert werden, wäre also bei dem kleineren APS-C - Sensor genau ein 80mm, und ein 31,5mm (was es nicht gibt) entspräche einem 50mm, wegen Breitwand aber wiederum eher ein 24mm. Diese Tatsachen solltest du vielleicht einfach mal so nachvollziehen und hinnehmen, konkrete Objektiv-Empfehlungen folgen.
bluestargfx hat geschrieben:Wenn ich umsteigen wollen würde, welche Cam sollte ich dann in Betracht ziehen? Eine 7D - einfach weil sie teuer ist? Oder reicht als FILMER-ONLY auch eine Canon 60D, wie sie jetzt bald rauskommt? Oder sogar eine 550D? Und welches Objektiv würde Sinn machen?
Ich weiß nicht, welche Verbesserung genau ein ausklappbares Display wie bei der 60D bedeutet. Lass dir jedenfalls gesagt sein, dass du keine brauchbaren Aufnahmen aus der Hand machen wirst. Du brauchst wenigstens ein "Rig", d.h. eine Schulterauflage. Nicht alle dieser Rigs verschieben das Display der Kamera, von rechts, wo es tendenziell liegt, wenn du das Rig auf der recxhten Schulter hättest, mittig vor deine Augen. Findest du aber ein solches Rig - der langen Rede kurzer Sinn - tut es die 550D.
Die zwei empfehlenswerten Optiken (
Tamron als Standardoptik und Canon oder Nikon 35mm f1.4, beide von mir in
diesem für Einsteiger erhellenden Thread erwähnt) lassen zusammen kaum Wünsche offen.
bluestargfx hat geschrieben:Wie bekomme ich den Ton via XLR in die Cam? Oder lieber doch nen tauglichen Field-Recorder?
Field Recorder, definitiv. Gib das Geld, das du gespart hast, indem du die günstigste DSLR und nur zwei Optiken (für den Anfang) gekauft hast, für einen besseren Rekorder aus. Der
Marantz z.B. kostet 150 € mehr als der vergleichbare Tascam, sieht aber sexy aus und macht auch für 150 € mehr Spaß (hat auch, genau wie die A1, Phantomspeisung für XLR). Kleine Anmerkung zum 350 € "ZOOM H-4 N", der wegen seiner Fähigkeit gepriesen wird, die eingebauten Stereomikrofone
gleichzeitig zu zwei XLRs aufzunehmen: Verrate mir jemand eine praktische Nutzanwendung!
Wie synchronisieren? Sehr einfach: Laut und deutlich vor der Aufnahme: "Ton läuft,
Take sieben" sagen. Der immer gut erkennbare Peak in der Waveform bei einem "T" lässt sich leicht einrasten, die DSLR hat den Ton ja mitlaufen gehabt. Schaue nach, ob dein NLE Video und neues Audio zusammenmuxen kann (jeweiliges Handbuch), dann ist das Sekundensache für jeden Clip.
bluestargfx hat geschrieben:Ach ja, und was ist mit dem fehlenden AF im LiveViewModus der Canons? Wird der mich vielleicht vor ein Problem stellen?
Verabschiede dich von Automatik. Übe Scharfstellen. Die Canon DSLRs haben eine Ausschnittvergrößerung (war bei A1 "Mag") als Schärfeassistenten, hier wie dort nur
vor der Aufnahme, aber kein Peaking, also bist du während der Aufnahme durch ein nicht voll auflösendes Display quasi sehbehindert. Erzieht dich ja vielleicht dazu, auf spielerisches, anfängerhaftes Schärfeverlagerungs-Gedöns zu verzichten. Ja, es wird dich vor Herausforderungen stellen, aber andere haben sie gemeistert, und darum: Haltung annehmen!
Letzter Tip: Alles anfangs einfach halten. Wir
haben einen Follow-Fokus, benutzen ihn aber mit unserer 7D selten. Sieh dir, ganz im Ernst, erst
dieses an.