Wow, kaum kommt hier das Thema Performance-Capturing auf, fallen hier die Schlagworte nacheinander. Nicht das man sich hier nur fragt, ob nun die Technik schon weit genug ist, nein manche befürchten gar den Untergang des anspruchsvollen Films und verweisen auf dass epische Theater oder auf's Dogma 95.
Zu erst einmal muss ich sagen, dass Cameron mit Avatar technisch wirklich ein Meisterstück gelungen ist. Im Gegengsatz z.B. zu "Peter Jacksons King Kong" wirken die Interaktionen der echten und virtuellen Schauspieler untereinander und mit der Umgebung wirklich wie aus einem Guss. Manche rätselten nach der Vorstellung gar ob es überhaupt echte Darsteller im Film gab.
Sicherlich, aus der Story von Avatar hätte man mehr machen können (die Idee mit dem gedankengesteuerten Avatar lädt doch gerade zu der philosophischen Frage ein: Wer bin ich jetzt?). Aber auch Titanic glänzte ja eher bei der Umsetzung als bei der Orginalität des Plots, doch gerade dies schien ja bei den Besuchern gut angekommen zu sein.
Stellt sich also die Frage: Was soll ein guter Film sein. Für die einen ist ein Film sicherlich dann gut, wenn es überall kracht, die Sinnesorgane viel "Input" bekommen und das Gehirn nur auswerten muss ohne groß eigene Überlegungen anzustellen.
Und dann gibt es, als anderes Extrem noch die Gruppe, der es nicht ausreicht im Alltag das Gehirn zu beanspruchen, sondern sich auch im Kino mit Problemen befassen will.
Letztere Gruppe hat hier im Forum vorgworfen, dass all' die Effekte doch unnötig seien und vom Eigentlichen ablenken.
"Traumwelt", "Illusionen", ich nehme an, ihr seid eher Disney- oder Fantasyfans? Kennt ihr eigentlich Brechts Theorien über das Theater, oder Godards über Film? Oder das Dogma-Konzept? Grob gesagt, wollten die alle genau das Gegenteil. Im Theater ist dieses Traumwelt-Ansinnen schon lange total "out".
(Zitat von ennui)
Das mag sein, dass das Theater früher mehr versucht hat mit allerei Maschienen und Konstruktionen eine gute Illusion zu erzeugen. Nur wieso ist man davon abgekommen? Wieso verzichten viele Theater heute auf große Kulissen und Effekte? Ganz einfach, sie hätten keine Chance gegen das Kino, den der Film ist die weiterführung des "Illusionstheater" in einer neuen technischen Dimension. daher sollte man nicht den Fehler machen Theater mit Film zu vergleichen. Ein Film muss mehr (bzw. etwas anderes) sein als Theater.
Ich denke ein Film, auch ein anspruchsvoller, darf uns sehr wohl in eine Traumwelt/aus dem Alltag führen, ja ich denke es ist sogar seine Aufgabe, der Fantasie wieder neue Element geben, die sie dann wieder weiterverwerten kann (Fantasie ist nichts anderes als bekannte Eindrücke neu kombiniert und ohne Eindrücke kann sie auch nicht's kombinieren). Der Film sollte interessante Charaktere besitzen und es ist dabei doch ganz egal, ob sie real oder nur virtuell existieren. Wichtig ist ebenfalls: Der Film muss uns Anstöße geben selbst aktiv zu werden, nachzudenken, wie die Hauptperson wohl weiterlebt (z.B. durch offenes Ende) oder was wohl gewesen wäre, wenn die Hauptfigur etwas anderes gemacht hätte. Kurz: Ein Film sollte uns in eine interessante Umgebung, mit interessanten Menschen so einführen, dass die Zuschauer während und nach dem Film diese Geschichte in ihren Köpfen erweitern und verändern können.
Ein Film als reine Abbildung der Realität, in welche Richtung zum Beispiel das Dogma 95 geht halte ich generell für nicht notwendig, denn die realität kenn' ich aus meinem Alltag genug, zu dem ist es in unserer Mediengesellschaft einer DER GRÖSSTEN FEHLER überhaupt, etwas durch die Kamera aufegnommenes zeige die Welt REIN Objektiv. Auch Lars-von-Trier (Mitbegründer des Dogma-95) ist ja mittlerweile davon abgerückt.
Nach meiner kleinen Ausschweifung also wieder zurück ins Thema:
Ein Film erhält seinen Wert daraus was er behandelt und wie er es zeigt. Vor allem letzteres wird aber beschränkt von der Technik. Wenn nun die komplette digitale Filmproduktion kommt, wird es auch mehr Möglichkeiten für das 'wie' geben. Das 'was' verliert aber trotzdem nicht an Bedeutung.