Hallo Leute! Diesen Bericht habe ich in der Kaufberatung Ciao kopiert. Ich möchte mir die GS 280 eigentlich kaufen und da traf ich auf diesen Bericht. Was meint ihr zu diesem Bericht? Habt ihr eine andere Meinung oder passt das alles so? Katastrophales Display usw?
Beim Betrugsversuch erwischt
Erfahrungsbericht von englaender1 über Panasonic NV-GS280
24. Juni 2006
Produktbewertung des Autors:
Bildqualität: sehr gut
Klang: gut
Bedienung: ausgezeichnet
Ausstattung: schlecht
Verarbeitung: sehr gut
Zuverlässigkeit: ok
Akkulaufzeit: ok
Pro: klein, gutes Bild
Kontra: katastrophales Display, vorgetäuschte Funktionen
Empfehlenswert? nein
Kompletter Erfahrungsbericht
Gleich zur Vorbeugung: dieser Bericht enthält nur das, was ich selber an dem Gerät entdeckt habe. Datenblätter schreibe ich nicht ab. Und wochenlang alle Funktionen durchtesten werde ich auch nicht, nur um einigen ewigen Nörglern gerecht zu werden. In den Ciao-Vorgaben zu den Erfahrungsberichten steht übrigens nichts anderes. Wer grundlegende Daten sucht, findet diese in Ciao hinter dem Reiter "Produktdaten" bei jedem Artikel.
Ich habe die Kamera über das Wochenende zum Testen zu Hause gehabt. Gemeinsam mit der Canon XM2, die bei einem Verkaufspreis von über 1.700 € (Stand: Juni 2006) allerdings in einer anderen Liga mitspielt. Erfahrungen habe ich mit der Canon MVX2i /4i und der analogen Sony CCD-TR3100E (Hi8 - etwa 10 Jahre alt).
Der Camcorder verspricht mit 3-Chip-Technik (3 x 800.000 Pixel), optischem Bildstabilisator, 3,1 Megapixel-Fotos und und guten Testergebnissen ein Leckerbissen zu sein.
Der erste Eindruck
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Enttäuscht und zugleich erfreut war ich zunächst über die geringe Größe beim Auspacken. Soll das schon alles sein? Leicht in der Hand liegt er ja. Kippt zwar (da ungewohnt) anfangs etwas nach unten ab, aber nach kurzer Eingewöhnung empfand ich das Handling als angenehm.
Funktionsumfang
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Gerade im Vergleich zu meiner alten analogen Mittelklasse-Sony zeigte sich: der NV-GS280 wurde für eine andere Zielgruppe geschaffen.
Manuelle Einstellmöglichkeiten sind Mangelware. Es überwiegt der Automatikmodus. Die meisten Einstellungen muss man umständlich über ein Menü vornehmen. Also nicht mal schnell den Fader einschalten. Vorteilhaft aber für Einsteiger, die somit nicht versehentlich eine Einstellung verändern können.
Der Fokus lässt sich manuell einstellen - über Joystick im Menü. Wegen dem schlechtem Display bzw. Sucher aber ein Witz, da man nicht deutlich erkennen kann, wann es scharf ist.
Der Schutz des Objektivs erfolgt durch einen automatischen Klappverschluss. Das ist sehr praktisch, da man nicht ständig einen Schutzdeckel mitführen und aufstecken muss.
Bedienung
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Gerade einmal 9 Bedienelemente hat der Camcorder. Plus Akkuentriegelung und Kassettenauswurf (zum Vergleich: meine alte analoge Sony hat 32!). Einige Tasten sind mehrfach belegt. Die Bedienung der vorhandenen Funktionen ist kinderleicht. Der kleine Joystick ist dabei sehr hilfreich. Wer allerdings gerne etwas experimentiert, probiert oder seine Erfahrungen beim Filme drehen erweitern will, wird wahrscheinlich sehr schnell von dem Gerät enttäuscht sein. Dieser Camcorder ist etwas für Leute, die sich um Himmels Willen bloß nicht zu tief mit der Materie beschäftigen wollen. Also Camcorder ein, Aufnahme, Camcorder aus.
Der augenscheinlich vorhandene Objektivring hat keine Funktion. Er ist nicht drehbar. Es stellt sich für mich die Frage, warum er vorhanden ist. Der Camcorder ließ sich dadurch nicht einmal besser halten. Einzige Erklärung ist in meinen Augen: Panasonic versucht, potenziellen Käufern Funktionen vorzutäuschen, die das Gerät nicht hat (z. B. Focus/Zoom über den Ring). In meinen Augen eine Unverschämtheit. K.o. -Kriterium.
Das Display und der Sucher sind von enttäuschend geringer Qualität. Das 2,7 ''-Display mit 123.000 Pixeln hat zwar nominal die selbe Auflösung wie die ohnehin schon schlechten Canon-Displays (z. B. MVX4i), ist aber nochmal mindestens eine Klasse schlechter. Etwas dermaßen miserables habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Selbst die Menütexte sind aufgrund der Grobpixeligkeit auf Display / im Sucher nicht optimal zu erkennen. Von einer guten Schärfekontrolle kann keine Rede sein. Die Winkelabhängigkeit empfand ich als extrem. Wenn man die Kamera vom Körper weg dreht, muss man immer das Display mitdrehen, um noch etwas zu erkennen. Besonders nach unten hin sieht man auf dem Display schnell nichts mehr. Absolutes k.o.-Kriterium in meinen Augen.
In der Bedienungsanleitung steht, dass "aufgrund von Einschränkungen in der LCD-Herstellungstechnologie ... auf dem LCD-Monitor winzige helle oder dunkle Flecken auftreten..." können. Eine lustige und volkstümliche Umschreibung von Pixelfehlern. Gute Displayhersteller sortieren fehlerhafte Displays ab einer gewissen Anzahl von Pixelfehlern übrigens aus. Zu haben sind solche Ausschüsse dann für ein geringes Entgelt im Ramschhandel...
Der 10-fach Zoom ist nicht besonders viel, sollte für einen weniger anspruchsvollen Benutzer aber reichen. Den 700-fachen Digitalzoom finde ich wenig sinnvoll, denn das hält man nicht einmal mit dem besten Stativ wackelfrei. Also auch hier versuchte Täuschung durch Heraushebung eines Produktmerkmals ohne Nutzen.
Die Akkulaufzeit habe ich nicht getestet. Bereits vor deren Ablauf hat mir das Filmen mit dem NV-GS280 keinen Spaß mehr gemacht und mir war klar, dass ich den Camcorder nicht behalte. Während der 20 Minuten Aufnahme ist die 5-stufige Ladeanzeige im Display auf voll geblieben.
Bild und Ton
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Das Bild ist sehr gut. Selbst bei schlechten Lichtverhältnissen macht der Camcorder noch recht gute Bilder.
Der Ton ist in der Regel sehr gut. Allerdings gibt es ein paar Abstriche. Bei direkter Scheinwerfereinstrahlung habe ich erhebliche Tonstörungen registriert. Das eingebaute Mikrofon ließ sich irgendwie vom Scheinwerfer irritieren, denn die Tonstörungen waren im Original nicht vorhanden. Außerdem gibt es hässliche Verzerrungen bei hohen Lautstärken. Die Automatik regelt zwar den Pegel herunter - aber verzerrt das Original dabei erheblich. Das klingt dann so, als sitzt man in einem startenden Flugzeug und der Druckausgleich in den Ohren funktioniert nicht. Sehr unangenehm.
Anschlüsse
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Der Anschluss an einen PC wird in der Bedienungsanleitung nicht beschrieben. Lediglich auf einem beiliegenden Blatt ist diese Möglichkeit erwähnt. Ein DV-Kabel fehlt demzufolge. Ein Kabel für die analoge Ausgabe dagegen liegt bei. Also ein weiteres Zeichen dafür, dass als Zielgruppe eher technisch unbedarfte Nutzer anvisiert werden. Mit einem in meinen Beständen vorhandenen DV-Kabel funktionierte die Verbindung zum PC problemlos. Ich konnte die Videos auf den PC überspielen.
Ein USB-Anschluss ist vorhanden. Der scheint allerdings nur für den Direktdruck zu sein. Videos bekommt man nach der Bedienungsanleitung damit nicht auf den PC. Möglicherweise geht das aber mit der Software.
Ein externes Mikrofon lässt sich anstecken. Dafür ist sogar ein Zubehörschuh vorhanden. Die Signalverbindung muss allerdings extern über eine separate Mikrofonbuchse erfolgen.
Software
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Zwei Programme ("MotionDV Studio 5.6E LE for DV" und "Sweet MovieLife 1.0E") liegen auf CD bei. Ich habe diese aber nicht getestet, da nach meinen Erfahrungen den Geräten beiliegende Software in der Regel nicht gerade hochwertig ist und besser durch einschlägige Freeware bzw. durch andere Software ersetzt werden kann.
Lieferumfang
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Das wichtige DV-Kabel fehlt (Nachkauf z. B. bei Pollin für 1,95 € - andere Händler verlangen gern schon mal das 10-fache). Akku, Ladegerät, Stromanschluss für Camcorder, analoges Videokabel, Fernbedienung, USB-Kabel, Software und Schultergurt werden mitgeliefert. Mehr nicht.
Preis
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Der empfohlene Verkaufspreis von derzeit 799 Euro ist angesichts des geringen Funktionsumfangs und der teilweise minderwertigen Ausstattung in meinen Augen eine Unverschämtheit
Fazit
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Trotz 3 Chip-Technik, optischem Bildstabilisator und hohem Preis ist der Camcorder in meinen Augen ein absolutes Einsteigermodell. Panasonic versucht dem Gerät durch ein Objektivring-Imitat und einen praktisch wertlosen digitalen Zoombereich aufzuwerten, was aber ziemlich ungeschickt ist, denn selbst Anfänger fallen darauf nicht lange herein. Anspruchsvollere Filmer werden sich vermutlich nach Alternativen umsehen.


