Glaubt wirklich jemand, das sei eine neue Entwicklung? Ich habe mich 1984 als Kameraassistent bei einer Industriefilmfirma (16 und 35mm) anheuern lassen, die auf Elektronische Berichterstattung für den WDR erweitern wollte, mit dem Ziel, Kameramann zu werden. Die neu angeschaffte Ausrüstung war eine fette Sony 3 Röhren U-Matic Highband (seinerzeit etwa 1/8 Million Kracher) und in allen Belangen den WDR eigenen Ikegami überlegen. Die Komplettmiete für Drehs außerhalb betrug zwar DM 1200/Tag incl. Lichtkoffer, Auto und Anfahrt, die WDR-Miete soll deutlich darunter gelegen haben. Die freien Teams wurden gegeneinander ausgespielt, eine garantierte Mindestbuchung gab es nicht. Die Konkurrenten liefen bald als selbstumgeschulte Metzger mit den damals neuen Betacams als 1-Mann-Teams herum. Der WDR akzeptierte plötzlich auch Aufnahmen mit 1-Röhren-Kameras, die es schon für 15000 DM gab. Ich bekam als angelernter Kameraassi (Recorderschlepper, Tonmann und Fahrer in der Hauptsache) 1200 DM im Monat, was allgemein von Kollegen als sehr gute Bezahlung angesehen wurde. Die Arbeitszeiten lagen um die 60 Wochenstunden. Ein sehr junger freier Konkurrent erzählte mir bei einem Bier, er bekäme 300 DM pro Tag - von der Besprechung mit dem Redakteur, der Hin- und Rückfahrt mit eigenem Kombi, den Aufnahmen mit eigenem Licht bis zur Anwesenheit beim Schnitt und der Endabnahme im Studio-, sei dafür aber permanent gebucht (war wohl das Modell für die "Ich-AG"). Mein Arbeitgeber stellte die EB-Schiene nach zwei Jahren mit hohen Verlusten ein.
Das war vor 20 Jahren und mit dem reichsten Sender der Republik. Was heute mit dem billigen Equipment und den Privaten und Regionalen läuft, macht folgender Beitrag aus diesem Forum deutlich:
madhonk hat geschrieben:Ich stelle ein Programm für einen privaten TV-Sender zusammen.Das Programm muss als MPEG2 Datei exportiert werden,da der Rechner,der das Programm sendet eine TV-Karte hat welche in das Kabelnetz eingespeist wird.
Wenn ich das komplette Material auf DVD brenne und auf HD kopiere,hätte ich einen hohen Qualitätsverlust. (4MBit/s sind sch.... - TV-Programm teilweise über 3h)
Darum muss ich es als MPEG Datei exportieren und DIESE Datei von HD starten! (Die kann ja 12 GB oder größer sein,is ja egal und ich kann mit 8MBit/s fahren)
Was wird der Arme wohl für einen Stundenlohn haben?
Oder ist er ein Semi-Profi?
Ich halte die Bezeichnung für sinnvoll. Für einen, der sich mit einem Hauptjob finanziert und dessen Liebe der Filmerei gilt. Unter diesen Bedingungen ist ein hoher technischer Qualitätsstandart nicht möglich, deshalb ist es unfair, professionelle Maßstäbe anzulegen. Zynisch könnte man sagen, das kreative Engagement schafft hier einen deutlichen Mehrwert, und Konkurrenz belebt das Geschäft.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...