MrMeeseeks hat geschrieben: ↑Mo 06 Okt, 2025 11:50
stip hat geschrieben: ↑Mo 06 Okt, 2025 11:42
Wenn man mit der ZR keine kinoreifen Bilder machen kann liegt es nicht an der Kamera. Das gilt schon seit Jahren für die meisten Hybriden. Ich weiss nicht warum diese Diskussion immer noch geführt wird. Meiner Erfahrung nach sind die fleissigsten Pixelpeeper die untalentiertesten Kameraleute.
Wie du schon sagst das geht seit Jahren mit Kameras im 1000€ Bereich.
Inzwischen denke ich die günstigen Kameras haben genau den gegenteiligen Effekt, man hat den Kram Daheim stehen und hat keinen Grund was zu filmen weil einem einfach das Talent fehlt. Früher kam man ohne einen Funken an Talent nicht an solch Kameras.
So geht es ja auch iasi, er schaut seit Jahren nach der passenden Kamera, dabei setzt nie die Realität ein und fragt ihn ob er überhaupt damit umgehen kann.
Es gibt keine nachweisliche Kausalität zwischen den immer besser (günstiger) werdenden Kameras und einem Anstieg an talentierten Filmemachern. Mal abgesehen von den ganzen Youtube-Schönwetter-Clips ohne Zusammenhang.
Die Sache ist ja die, dass zwar Kamera, Computer und Technik billiger geworden sind (komplettes, vollwertiges Kamera-Set mit Licht, Stativ, Dolly, Kran, Steady-Cam ... und dazu noch Schnittcomputer mit ausreichend Speicherplatz kann man sich für unter 5000€ zusammenstellen) - der Rest einer Filmproduktion aber nicht. Und dann stellt man fest, dass Kamera und Schnittcomputer und Licht und Zubehör nur ein Bruchteil der totalen Kosten einer Filmproduktion sind.
Waren es vorher vielleicht 10% mit 35mm Film und Licht im 1000+Watt-Bereich. Allein die Filmrollen können locker 40-50.000$ für ein Spielfilm kosten. Dazu noch Entwicklung ...
Aber ein Schauspieler nach Mindestgage für ein 20-Tage-Dreh kostet (in den US nach SAG) für ein Ultra-Low-Budget Dreh immer noch ~5000$.
Und solche Mindestgagen muss mein schon einplanen, wenn man ein Langspielfilm machen will, einfach weil man sonst so gut wie niemanden findet, der sich so lange aus Spaß an der Freude einfach freinehmen kann und will.
Es ist eine Sache seine Kumpels zu fragen, einen Kurzfilm an einem Wochenende zu drehen, hab ich auch gemacht - aber schon zehn Wochenenden dafür zu blocken, damit auf 20 Drehtage kommt für einen Langfilm (und dann noch die Continuity erhält ...) - da wird es schon kritisch.
Realistisch gesehen, wenn man Kamera/Licht/Dreh/Schnitt/PostProductions-Equipment schon hat, dann braucht man immernoch mindestens 10.000€, um einen Ultra-Low-Budget-FIlm zu drehen um etwas Talent vor und hinter der Kamera zu haben.
7 Drehtage (10 Minuten Footage pro Tag, hart, aber machbar):
- ~4 Schauspieler a 200€ pro Tag = 5600€.
Sound-Guy und 1 Assistent - 200€ pro Tag = 2800€.
Produzent, Kamera und Regie= Macht man selbst für umme.
Essen = 700€.
Props/Gardrobe = 600€.
Transport= 300€
Locations = Welche, die man Umsonst bekommen kann (Wohnung, Straße ...)
Man kann pro Drehtag mit minimum 1500€ kosten rechnen.
Das begrenzt das ganze schon auf Drama/Comedy - aber nichts, was Special-Effect lastig ist. Wenn man dann noch Splatter will (Horror!), oder Action oder SciFi/Fantasy-Elemente, sollte man noch mal ein paar tausend Euro drauflegen. Und solche Szenen sind aufwendiger und brauchen dann noch mehr Drehtage, was alles andere wieder teurer macht.
Das heißt, das Problem ist hier dann noch, dass das Drehbuch richtig gut sein muss, sonst wird das ein Film, den keiner sehen will.
Und dann muss man Studenten oder Amateure nehmen, weil es für richtige Schauspieler und Crew entsprechende Mindesthonorare gibt, die schon weiter drüber liegen.
Also, zusammengefasst:
Um einen Film zu drehen, 2 kostenlose Locations, 4 Schauspieler, 1 Sound Guy und 1 Assistent, muss man locker 10.000€ ohne Filmequipment blechen, wenn man das extra anschafft ist man bei 15.000€ und wenn man noch einen Puffer haben will, weil Dinge schief gehen, bei 20.000€. Und dazu brauch man zu aller erst noch ein gutes Drehbuch mit 70 Seiten (=70 Minuten fertiger Film), die sich leicht (heißt, keine umständlichen, komplexeren Szenen) verfilmen lassen.
Und das ist dann schon eine Tortur, weil 10 Minuten fertiges Drehmaterial pro Tag ist hart. Das ist so Output von Seifenopern, die pro Tag ne 20 Minuten-Folge für das RTL-Vorabendprogramm raushauen müssen. Ich weiß, für meine Kurzfilme damals waren ein Drehtag so ca. 3-4 Minuten fertiger Film.