Darth Schneider hat geschrieben: ↑Di 25 Jun, 2024 05:15
Dann brauchst du aber das Oly 12-35 auch zum Oly 40-150, oder zum Sigma, Bei MFT ist 40/24 am an Anfang nicht weitwinklig genug. Das macht nochmal mindestens 900 €. Blende aber nur 2.8….
Diese 2.8-Universalzooms sind ein gutes Beispiel für die Stärken und Schwächen des MFT-Systems.
Vergleichen wir also mal:
(a) das Olympus 12-40mm/2.8 [Blickwinkel-äquivalent zu einem FF 24-80mm-Zoom] und Panasonic 12-35mm/2.8 [Blickwinkel-äquivalent zu einem FF 24-70mm]
(b) das Sigma 24-70mm/2.8, Sigma 28-70mm/2.8, sowie scheinbar außer Konkurrenz das Panasonic 20-60mm/f3.5-5.6 Kitzoom.
Vorteil der beiden MFT-Zooms ist, dass sie sehr kompakt sind (Olympus: 382g + 84mm Länge; Panasonic: 305g + 74mm). Bei den FF-Zooms ist das Sigma 24-70mm/2.8 mehr als doppelt so schwer mit 830g und anderthalb mal so lang mit 123mm.
Die beiden MFT-Zooms haben einen Ladenpreis von jeweils 1000 EUR, das Sigma 24-70mm/2.4 gibt's in der ersten Version aktuell im Ausverkauf für 880 EUR, in der neuen Version für 1350 EUR; das Sigma 28-70mm/2.8 für reguläre 880 EUR, das Panasonic 20-60mm regulär für 600 EUR, i.d.R. aber als Kitzoom für einen Aufpreis von 300 EUR ggü. dem nackten Body.
Jetzt die Nachteile der beiden MFT-Zooms:
- Laut den Tests von Optical Limits lösen beide 2000-3000 LW/PH (je nach Zoomstufe und Blende) auf, was zu wenig ist für 6K und 25MP. Hier bräuchte man 4000 LW/PH. Bei Aufnahme von overgesampleten 16:9 UHD erreicht man UHD-Auflösung dann nur in den optimalen Zoom- und Blendenstufen. [Rechnung: 3000 Linien bei 75% vertikalem Beschnitt bei 16:9-Aufnahme=2250 Linien, passend zu UHD 2160 vertikalen Pixeln.] Oder anders ausgedrückt: Schon bei UHD, aber definitiv bei 6K Open Gate oder 25MP-Fotos werden die Auflösungsschwächen bzw. Unschärfen beider Objektive sichtbar.
- Blende 2.8 bei MFT ist nur bedingt mit Blende 2.8 bei FF vergleichbar. Die Freistellung entspricht nur Blende 5.6 bei FF. Wenn man das Gesamtsystem Kamera + Sensor betrachtet, ist auch die Lichtstärke geringer, weil MFT-Bilder ungefähr so stark rauschen wie FF-Bilder mit der vierfachen ISO. D.h. mit einer S5ii bei 50mm, Blende 5.6 und ISO 800 erzielt man faktisch das gleiche Bild hinsichtlich Belichtung, Bildwinkel, Freistellung und Bildrauschen wie mit einer G9ii oder GH6/7 bei 25mm, Blende 2.8 und ISO 200.
Nachteile der f2.8-FF-Zooms sind, wie gesagt, Größe und Gewicht, beim Oberklasse-Sigma vermeintlich auch der Aufpreis von 350 EUR....
...ABER: Das Sigma 24-70mm/2.8 spielt optisch in einer anderen Liga als die beiden MFT-Zooms. Das alte Modell hat laut Optical Limits Auflösungen zwischen 3300 und 5000 LW/PH. Auch das preiswertere 28-70mm/2.8 liegt in diesem Bereich. Da gibt es an 24MP/6K-Sensoren kaum praxisrelevante Auflösungsschwächen.
Interessant ist auch der Vergleich mit dem Panasonic 20-60mm-Kitzoom. Laut
diesem Test hat es eine ähnliche optische Performance wie die beiden MFT-Zooms, zwischen 2000 und 3000 vertikalen Linien. Da, wie oben ausgeführt, man bei f5.6 an einer FF-Kamera und vervierfachter ISO das äquivalente Bild einer MFT-Kamera bei f2.8 erreicht, bringt das Kit einer S5/ii + 20-60mm/f3.5-5.6 faktisch die gleiche Performance wie eine GH9ii/GH6/GH7 mit den teureren f2.8-Zooms von Olympus und Panasonic. Man kann die Blende bei dem 20-60mm auf konstante f5.6 stellen, oder alternativ im Weitwinkel sogar noch bessere Gesamt-Lichtstärke und Freistellung erzielen als mit den MFT-Kits. Außerdem - und vielleicht am praxisrelevantesten - ist das 20-60mm Kitzoom im Gegensatz zu den MFT-Zooms optisch stabilisiert, hat minimiertes focus breathing und modernere, leise (Stepper-) Fokusmotoren.
Und: das Panasonic 20-60mm wiegt nur 350g und ist 87mm lang, und damit in derselben Größen- und Gewichtsklasse wie die beiden MFT-Zooms. Ein preiswertes Kit einer S5ii mit 20-60mm-Zoom für aktuell 2000 EUR bringt also eine vergleichbare optische Leistung wie z.B. eine GH9ii + 12-35mm/2.8 für 3000 EUR. Auch Abmessungen und Gewicht von Kamera + Objektiv sind identisch, MFT bietet in so einem Kit also keinerlei Vorteile hinsichtlich der Kompaktheit/Tragbarkeit.
Und wenn man diesen Vergleich mal umdreht, dann ist das Leistungs-Äquivalent zum Sigma 24-70mm/2.8ii für 1350 EUR eben nicht das Panasonic 12-35mm/2.8 für 1000 EUR, sondern das Panasonic 10-25mm/f1.7, dann allerdings für 1800 EUR, mit einem geringerem Zoombereich, einer immer noch geringeren Freistellung und System-Lichtstärke (äquivalent zu f3.5 FF), und der praktisch gleichen Länge (128mm) und einem ähnlich Gewicht (690g) wie das Sigma.
Man kann das Fazit also so ausdrücken: Bei MFT muss man tief (1000 EUR...) in die Tasche greifen, um ein Zoomobjektiv zu bekommen, mit dem das Kamerakit vergleichbare optische Leistung erzielt wie eine FF-Kamera mit Kitzoom, noch tiefer (1800 EUR...), um annähernd vergleichbare Leistungen eines FF-Kamera mit Oberklassen-Zoom. Im ersteren Fall hat man immer noch Nachteile bei Stabilisierung, Focus breathing, AF, die einfach dem Fakt geschuldet sind, dass diese f2.8-MFT-Zooms schon seit über einem Jahrzehnt auf dem Markt sind (und auch die Neuauflagen des Panasonic 12-35mm kosmetisch waren). Bzw.: bei FF kann man bedenkenlos zu preiswerten Objektiven greifen, wenn man "nur" 24MP/6K bedienen muss, bei MFT hingegen muss man zu teuren Objektiven greifen, wenn man (für MFT) "massive" 25MP/6K bedienen muss.
Die relativ teuren f2.8-MFT-Zooms haben keine realen Vorteile ggü. dem billigsten FF-Kitzoom, sobald man die (Marketing-zugkräftigen) f2.8 nicht isoliert betrachtet, sondern auf die Performance des Gesamtsystems bezieht. Und: Je mehr Objektive man anschafft, desto teurer wird unter dem Strich MFT, weil man für jedes Budget-FF-Objektiv bei MFT zu einem Oberklassen-Objektiv greifen muss, um vergleichbare Leistungen zu bekommen.