Seit Montag-Abend hab ich meinen jetzt schlussendlich auch und bin sehr zufrieden. Eigentlich fast die Erwartungen noch übertroffen.
Wollte eigentlich damit starten mal systematischer Vergleichsaufnahmen zwischen Komodo, Ursa Mini 4,6K und dem OP3 zu machen, aber hab mittlerweile eigentlich fast die Lust am systematisch Testen verloren, weil was bringt's zu merken, dass die halt wahrscheinlich eine Blende mehr schaffen, wenn der OP3 für das, was er ist, SO gut ist? Das Teil macht saumäßig Spaß, die Bildquali ist meines Erachtens nach das Beste, was man im Moment im Hosentaschenformat bekommt und ich hätte keine Probleme (oder Skrupel :D), den Osmo für Content-Sachen einzusetzen wo sonst jemand eine A7SIII-A7IV mit 20mm auf f/5.6 am RS2 mit Autofokus rumfährt (ohne eine R5/R5C mit auch nur knapp über 10 Blenden DR), wo dann eine Insta-Story draus wird, die Leute einen Tag 10s lang sehen und ab dafür (weils 3 Tage drauf eh die nächste gibt). Ich würde jetzt keine Werbung damit drehen, aber verglichen mit dem sonstigen Social Media Content, der sich so aufdrängt, gibt es wenig, was ursächlich an einem OP3 scheitern würde. Vergleichsweise drängt sich vermutlich ein iPhone 15 Pro auf, hab ich aber nicht. Das Pixel 6, das an sich meines Erachtens keine schlechte Smartphone-Kamera hat lässt der OP3 jedenfalls völlig im Regen stehen, zumindest für Bewegtbild. Fotos hab ich ehrlich gesagt noch nicht getestet, da glaub ich ist man mit dem Smartphone aber fast immer besser bedient.
Bzgl. Handling und Verarbeitung glaub ich, wird's viele geben, die das Ding in 6 Monaten ruinieren. Aber wenn ich links und rechs schau, wie manche Leute mit ihrem Zeug umgehen wundert mich das auch nicht. Ist halt ein etwas fummeliger Mini-Gimbal mit einem Klappmechanismus-Display, das kann man jetzt gefühlvoll öffnen oder jedes mal dagegen schnalzen.
Für professionelleres Arbeiten braucht es sicher NDs, ich hatte das Ding jetzt 2-3 mal beim Spazieren mit Hund dabei (gerade weil Schnee und Wald so ein gutes Dynamik-Testfeld sind) und bin ehrlich gesagt sehr erstaunt, wie treffsicher die Belichtungsautomatik funktioniert, einfach auf -0,3EV lassen und passt. Da ich aber auch wenig bis keinen Content mache, ist das (+Reisen oder mal ein BTS?) auch irgendwie der Haupteinsatzzweck von dem Ding bei mir und ich glaube, da würde gleichzeitig der Nachteil für professionelles Arbeiten mit dem Ding liegen: In seiner Einfachheit ist das Ding super. Sobald Du aber anfangen musst NDs wechseln, vielleicht ISO am Touchscreen zu verstellen verliert der das vollkommen und wird glaub ich nervig. Da nehm ich dann halt lieber ein Komodo-Rig mit internen Revolva-NDs (vmtl. sogar 4x5,65 im Kompendium), Blende an der Optik und gut ist's. Das Ding ist fummelig, sobald Du mehr dran machen musst.
Der Gimbal als solches funktioniert erwartungsgemäß gut, 4. & 5. Achse stabilisieren wäre sicher wünschenwert, aber da wirds vielleicht mal ähnlich kompaktes Zubehör geben. Mit Winterschuhen auf teilweise überfrorenen, knöchelhohen Schnee funktioniert das Ding im Gehen "gut genug". Irrsinnig schwierig, wenn auch erwartbar, ist tatsächlich weniger die fehlende Stabilisierung verbleibenden Vertikalachse, als einfach der verbleibenden Horizontalachse in Kombination mit dem 20mm für Close Ups aus der Hand. Durch die notwendige (nahe) Perspektive und mit dem "fehlenden Gewicht" reichen 1-2cm, die man aus der Hand naturgemäß leicht vor und zurückgeht für Linien, Nasen, Hintergrundstürzen im Frame, das wäre mit einem 25-28mm weniger ein Problem und resultiert in de facto nicht in der Post zu stabilisierenden perspektivischem Wobble.
Es wäre cool, wenn DJI mit einer Firmware mal ein Update für etwas weniger schnell ziehenden Autofokus bringen würde. Gemeinsam mit dem extremen Breathing der Optik ruiniert das wirklich Einstellungen, wo die Kamera schnell von z.B. OTS auf Unendlich-Hingergrund umschärft. Das geht so rapide und mit so starkem Atmen, dass es eigentlich nicht zu verschneiden ist. Firmwarelösung dafür geht ja, in Sonys gibt's ja z.B. die verschiedenen Autofokusgeschwindigkeiten für Video.
Ein tatsächliches Funktionsproblem, das mir aufgefallen ist und wo ich auf Rückmeldung vom DJI Support warte, ist, dass der OP3 mit einem 65W PD-Ladegerät in einem Art Ladeloop hängt und das Schnellladen dauernd neu startet bzw. zwischen Schnellladen und Laden wechselt. Mit 27W an einem anderen Ladegerät funktioniert alles tadellos, mit den 65W die maximal vorgesehen waren nicht. Mal schauen, was da die Entwicklungsabteilung sagt, die vermuten jetzt ein "Firmwareproblem".
Zur Akkulaufzeit: Bei ca. -3 bis -5°C hab ich in einer Stunde - ohne dass das Ding dauerhaft an war - immer so zwischen 30% und 40% Akkukapazität gebraucht. Also über einen Tag zu kommen halte ich bei den Temperaturen für völlig ausgeschlossen und geht wohl auch in wärmeren Szenarien kaum. Andererseits lädt das Teil (selbst mit dem 27W Charger) wirklich so schnell, dass man bis ganz gegen Ende eigentlich daneben stehen kann und die Prozent zählen, von 50 auf 51% dauert da keine 30s. Es ist als möglich, das Teil einfach unterwegs.
Ich hab jetzt nicht die Creator Combo sondern nur die Kamera, das Zubehör ist spärlich aber sinnvoll, das Transportcase find ich recht durchdacht und auch relativ gut designed, der Gimbal klappt ausgeschaltet die Optik nach innen und mit Display nach unten ist eigentlich alles halbwegs staub und sehr transportsicher geschützt. Ich hab dementrsprechend das weitere Zubehör auch nicht getestet, aber was man bisher vom Mist Filter für den Osmo sieht, scheint (mir persönlich) das ein ziemlicher Verhau zu sein. Der Osmo bloomt selbst völlig nackt bei Highlights etwas, absolut nicht unschön und flared sogar halbwegs gefällig. Der DJI Black Mist Filter ist (wie fast alle) einfach viel zu stark um den sinnvoll einzusetzen und eher was für die Neon-Cintematic-Youtuber-Fraktion, meine Meinung. Aber absolut nicht mit sinnvoller Diffusion vergleichbar, was ansonsten dem OP3 auch gut tun könnte, aber dann eher in Richtung Intensität bei einem 1/8 Schneider HBM oder einem 1/8 Black Satin liegen müsste.
Mir war in erster Linie wichtig, dass die Sensordynamik hoch genug ist und das Material in der Post nicht in einer Form zerbricht, als man im Endeffekt kaum mehr was damit machen kann. Da interessiert mich eh fast nur "Detuning", also im Zweifelsfall weniger Schärfe (hatte jetzt Schärfe und NR auf -2, passt für mich), mehr Filmfarbsimulation als akkurate Farb(-separation), Halation, Grain und auch etwas Post-Diffusion, das funktioniert für meine Begriffe und macht Spaß.
Hab hier, falls es jemanden interessiert, mal 3 TIFs in DLog-M von verschiedenen Motiven mit hohem (Motiv-)Dynamikumfang hochgeladen:
https://we.tl/t-Y3RWunFMOP