Reaktionen auf "mehr als nur Kamera"

[G9Cam]

Hallo allerseits,

mich würde interessieren, wie die Leute reagieren wenn man mit mehr als nur einer Kamera in der Hand, in der Öffentlichkeit Videos dreht. Hintergrund ist, dass ich mir vermutlich immer etwas viele Gedanken mache und irgendwo "Angst" habe dass mich die Leute komisch anschauen, wenn ich mit Gimbal und Puschelmikro in der Öffentlichkeit Videos drehe. Sobald mehr als nur die reine Kamera in Aktion ist, sieht es für mich persönlich schon "professionell" aus, was mein Interesse weckt. Und ich denke, anderen geht es da genauso.

Nun habe ich allerdings eine Lumix G9 samt richtig cooler Objektive (Panasonic irgendwas-300mm Zoomobjektiv, 16mm/F1.4 und das 16-50mm Kitobjektiv), ein schönes, flauschiges Aufsteck-Puschelmikro, ab Morgen auch ein Weebill S Gimbal und einen geeigneten Schnittcomputer mit Davinci Resolve. Damit will ich schicke Videos drehen und ganz sicher nicht immer nur im Garten. Denn das wird auf Dauer auch irgendwann langweilig. Entstehen sollen sowohl reine Familienvideos, als auch Youtube taugliche Videos, bei denen entsprechend auf Einhaltung der Persönlichkeitsrechte und Datenschutz geachtet wird.

Rein von meiner Logik her, kann mir egal sein, was andere von halten, sofern ich auf die Einhaltung der Persönlichkeitsrechte und des Datenschutzes achte. Dennoch würden mich Eure Erfahrungen interessieren, wenn Ihr mit mehr als nur der Kamera in der Öffentlichkeit unterwegs seid. Wurdet Ihr angesprochen? Wie sind die Reaktionen?

[Pianist]

Also ich bewege mich ja nun wirklich seit Jahrzehnten mit großer Kamera durch den öffentlichen Raum, auch durch Bereiche mit vielen Menschen, wenn ich zum Beispiel ÖPNV-Aufnahmen drehe, und ich muss sagen, dass ich da noch nie irgendwelche Probleme hatte. Vereinzelt fragt mal jemand, was man da filmt, aber nie mit aggressivem, sondern stets mit interessiertem Unterton. Von daher würde ich mal sagen: kleine Kamera auf Gimbal ist nichts, womit man irgendjemanden hinter dem Ofen hervorlockt.

Wir sind ja glücklicherweise eine freiheitliche Gesellschaft, auch wenn einige das Gegenteil behaupten, und da stellen kleine und große Kameras in der Öffentlichkeit kein Problem dar. Und Du scheinst ja ein Grundverständnis für die Rechte und Befindlichkeiten anderer Leute zu haben, von daher ist alles prima.

Natürlich kann man immer mal Pech haben, und zur falschen Zeit am falschen Ort sein, aber das gilt dann genauso für mit wie auch für ohne Kamera.

Matthias

[andieymi]

Wurdet Ihr angesprochen? Wie sind die Reaktionen?

99% sind sich sicher, dass das Fernsehen da ist. Für überhaupt diesen Prozentsatz an Passanten dreht scheinbar nur "das Fernsehen" in der Öffentlichkeit, die auch alle Inhalte "im Fernsehen" produzieren. Egal, ob das Werbung, TV-Spielfilm, Reportage/Beitrag, Doku oder auch nur ein Musikvideo ist. Große Kamera und mehr als eine Person = Fernsehen. Paradox, wie sich eigentlich "das Fernsehen" ansonsten eher zu kleineren Produktionen mit weniger Leuten hin-entwickelt...

Hab schon mal überlegt mir T-Shirts drucken zu lassen und an die Crew zu verteilen: "Nein, wir sind nicht vom ORF/Fernsehen."

Aver es kommt halt wirklich drauf an. DSLM auf Gimbal ist was, das kennen Menschen mittlerweile zunehmend, große Mühle auf Stativ oder gar Dolly schreit immer noch, eben, Fernsehen!

Je nachdem was Du vorhast sicherheitshalber (Stadt-)gemeinde Bescheid geben & Genehmigung einholen, meiner Erfahrung nach ist es durchaus nicht unbedingt leichter je weniger man an Crewstärke dabei hat - die Trennlinie sind wohl absperrende PAs: Großer Dreh mit Absperrern cool, kleiner Dreh zu dritt auch cool. Mittelgroßer Dreh zu sechst blöd, weil dann trotzdem niemand wirklich nur dafür da ist und den Nerv hat, den einen Besoffenen am Bahnhofsvorplatz der das alles hochspannend findet auf die galantest-mögliche Art vom Set wegzugeleiten.

[roki100]

...dass mich die Leute komisch anschauen, wenn ich mit Gimbal und Puschelmikro in der Öffentlichkeit Videos drehe.

Kommt auf die Schritte drauf an, wenn Du wegen smoothere bewegung Ninja Schritte vorwärts oder rückwärts machst, ist etwas anderes, als auf die Zehenspitzen... ;)

[Pianist]

Da gibt es doch diese Aufnahme aus Asien, wo jemand mit Gimbal in einem Stadion mit den Kurzstreckenläufern mitrennt und dabei nicht langsamer ist als die...

Matthias

[robbie]

ab Morgen auch ein Weebill S Gimbal und einen geeigneten Schnittcomputer mit Davinci Resolve.

ich denke, solange du den resolve-rechner nicht auch mitschleppst wird es egal sein ;)

[Bildlauf]

99% sind sich sicher, dass das Fernsehen da ist.

ja ist bei mir auch so. Wenn nicht ersichtlich ist, daß es ein Musikvideo ist oder was anderes Vergleichbares.
Obwohl ich die Kamera doch gar nicht auf der Schulter trage.....
Kommt wohl durch meinen einigermaßen großen 7 Zoll Monitor aufm Blitzschuh und den Akkugriff, der die Kamera doch insgesamt auffälliger macht. auch und ggf. Mikrofon und Steadycam.
Bei Interviewszene ist es für viele die Vermutung für TV. Für YouTube Channels geht man noch von insgesamt viel reduziertem Equipment aus. (Also eben nur eine Kamera, sonst nichts).

Insgesamt aber alles positiv, eher interessiert.
Manchmal kommen auch mal andere Leute die Filmen, die wollen dann schnacken über Technik.
Wenn es ersichtlich ist, daß es um Musikvideo geht, dann wollen manche gerne auch spontan mitwirken.

Auch mit der Polizei habe ich gute Erfahrungen, die sind auch immer äußerst cool drauf. Dieses Draufhauen auf die Polizei nervt mich so und so abgrundtief.
Wir haben eine super Polizei hier, und wenn die mal streng werden liebe Antifa, dann hört auf Steine zu werfen. Ist ganz einfach.
Habe Polizei stets super entspannt erlebt, freundlich, interessiert. Nur einmal bestand bei mir bzw. uns dreien der Verdacht, wir seien Klimaaktivisten ("Klimakleber"). weil wir haben da auf einer Verkehrsinsel gefilmt und das machte so eine Anmutung als ob wir da gerade etwas planen, als ob es gleich los geht mit der Aktion.
Aber die waren auch super nett, nachdem sich das aufgeklärt hat. Wollten dann noch Instagram von der Künstlerin und sind wieder abgedüst.

Ganz selten gibt es halt so sture Böcke, die einem extra durchs Bild laufen obwohl Masse an Platz ist und dann einen bescheuerten Spruch abgeben.
Aber sehr selten.

In UBahn/Sbahn auch alles entspannt. Werde manchmal auf die Steadycam angesprochen, weil das ist ein Konstrukt, was den meisten nun wirklich nicht geläufig ist.

[roki100]

Ich denke, es hängt auch von der Aufrüstung ab. Wenn zum Beispiel jemand eine Kamera aus der Beifahrerseite des Autos rausholt und ich bin der andere, der das sieht, schaue ich vielleicht einmal hin und denke mir nichts dabei... aber wenn er mehrere Kameras aus dem Handschuhfach rausholt, von Pocket 6k bis Pocket 4K und RED und BMCC... dann schau ich länger hin und "ah schau, das muss iasiiii sein...".

[G9Cam]

Ich danke Euch für Euer Feedback. Eure Erfahrungen decken sich mit meinen Erfahrungen die ich einst beim Fliegen mit meiner DJI Mini 2 gemacht habe. Auch da haben die Leute entweder interessiert aus der Ferne zugeschaut, oder sind auf mich zugekommen und wollten mehr übers Drohne fliegen und die Drohne selbst wissen. Durch die Drohne bin ich auch mit Modellfliegern ins Gespräch gekommen. Leider wurden die Drohnengesetze derart verschärft, dass man ausser mit so einer kleinen Mini2 (<250g Startgewicht) kaum noch ohne größeren Aufwand fliegen kann. Und da mir die Motive fehlen, staubt das gute Stück leider derzeit im Schrank vor sich hin. Da hat man mit Kamera am Boden doch deutlich mehr Möglichkeiten.

Die Ausrüstung soll sich bei mir erst einmal in Grenzen halten. Kamera mitsamt ordentlicher Objektive, Gimbal, vernünftiges Mikro. Mikromäßig habe ich seit Jahren ein Nierenrichtmikro in Verwendung, welches sich bei der Aufnahme von Vogelgesängen prima macht, da es durch die Richtcharakteristik den Vogelgesang besonders gut einzufangen vermag. Für die privaten Familienvideos, wo auch mal Gespräche mit dabei sein werden, dürfte ein Stereomikro (beispielsweise sowas) recht interessant sein. Aber alles zu seiner Zeit. Erst einmal will das Filmen, die Filmgestaltung (Storytelling), Videoschnitt, Grading usw... geübt werden. Den Gimbal hab ich mir zugelegt, da ich Gimbals von der Mini 2 her kenne und das cool finde. Egal wie die Drohne darüber herum tanzt, die Kamera zeichnet immer ein Video auf, wie mit Kranwagen gefilmt. Zudem ermöglicht so ein Gimbal (bestellt und Morgen eintreffend ist der Weebill S) ungewöhnliche Aufnahmepositionen, wie beispielsweise mit der Kamera durchs hohe Gras.

Gut, dank Eures Feedbacks werde ich es nicht scheuen beim nächsten Ausflug in Tierpark/Wildpark oder wohin auch immer, das komplette Set mitzunehmen und auch zu verwenden. Und bis zum nächsten Familienausflug werde ich im heimischen Garten üben. Der Star der auf dem Dach trällert, Bienen und Schmetterlinge an den Blumen, die Frösche im Teich, die Katze die verägert ist, weil die Frösche immer kurz bevor sie sie hat, in den Teich springen :D ... Unser Garten hat schon mal zum üben reichlich Motive.

Und Ihr seid weiterhin herzlich eingeladen, in diesem Thread Eure besten Storys beim Dreh Preis zu geben. Gerade in Hinblick auf die Reaktionen vorbei kommender Passanten. Denke, da gibt es die eine oder andere interessante/lustige Geschichte zu erzählen ;) .

Grüße ins Forum, Stefan.

[berlin123]

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In UBahn/Sbahn auch alles entspannt. Werde manchmal auf die Steadycam angesprochen, weil das ist ein Konstrukt, was den meisten nun wirklich nicht geläufig ist.

Holt ihr euch Drehgenehmigungen für die Bahn?

Wir haben neulich ohne gefilmt, ich weiß nicht was passiert wenn das kontrolliert wird.

[Pianist]

Denke, da gibt es die eine oder andere interessante/lustige Geschichte zu erzählen ;)

Na logisch!

Zwei meiner Lieblinge:

Im Spätsommer 2008 stand ich auf dem öffentlichen Gehweg an der Mühlenstraße in Berlin-Friedrichshain, nachts gegen 3.00 Uhr. Am nächsten Tag sollte die dortige Veranstaltungshalle eröffnet werden, die deshalb von einem privaten Sicherheitsdienst bewacht wurde. Prompt kommt ein Mitarbeiter und fragt mich, was ich da mache. Ich weise ihn darauf hin, dass ich mich auf öffentlichem Straßenland befinde und daher nicht in seinen Zuständigkeitsbereich falle (die freundliche Variante von "geht Sie nichts an"). Aber da ich ja nett bin, habe ich ihm verraten, dass ich auf eine Straßenbahn warte. Er dann: "Hier ist weder Schiene noch Oberleitung, wollen Sie mich verarschen?" - und in diesem Moment kam sie auch schon: die erste neue Straßenbahn für Berlin, verladen auf einem Schwertransport, den ich in den Stunden zuvor auf seiner Fahrt vom Werk in Bautzen nach Berlin begleitet habe.

Ähnliche Situation, zehn Jahre früher: Ich stehe an der Ecke Heerstraße / Wilhelmstraße, so gegen 23 Uhr. Jugendliche holen Getränke an der dortigen Tankstelle. Einer fragt mich, was ich da mache. Meine Antwort: "Ich warte auf ein Flugzeug". Er dann: "Willst Du mich verarschen?" - ich dann: "Warte noch ein paar Minuten, wenn Du mir nicht glaubst". Prompt sah man die ersten Blaulichter, dann gelbe Rundumleuchten, und schon war sie da: Die JU-52, die in dieser Nacht rückwärts auf ihren eigenen Rädern aus einem Hangar auf dem Flugplatz Gatow ins Deutsche Technikmuseum gezogen wurde.

Matthias (der immer die Wahrheit sagt)

[Bildlauf]

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In UBahn/Sbahn auch alles entspannt. Werde manchmal auf die Steadycam angesprochen, weil das ist ein Konstrukt, was den meisten nun wirklich nicht geläufig ist.

Holt ihr euch Drehgenehmigungen für die Bahn?

Wir haben neulich ohne gefilmt, ich weiß nicht was passiert wenn das kontrolliert wird.

Nein nie geholt. Haben auch schon einige Stunden an einer Station gefilmt, die recht extravagant ist. Alles kameraüberwacht. Denke man hätte es irgendwann gesehen und dann wäre Sicherheitsdienst gekommen. Die haben das bestimmt auch gesehen. Ich vermute die beobachten das und wenn alles cool läuft geht das für die klar. man sollte den Öffi nur nicht verunglimpfen, aber das sind ja eh alles eher coole Locations, als das man da auf Verunglimpfungsgedanken kommt.
unser Verkehrsverbund ist ziemlich easy drauf mit Filmen. man sollte da nur kein Set aufstellen :-)

Aber so ganz normal mit Kamera kein Problem.
Und natürlich kein (Farb)Licht benutzen, daß kann als Signal interpretiert werden. Genaus wie am Hafen und erst recht natürlich am Flughafen.

Theoretisch kann was passieren. Aber noch nie gehört, daß es Probleme gab. Und es wird viel in Öffis und Haltestellen gefilmt.
Wenn Du sicher gehen willst hole eine Genehmigung, nur je nach Vorhaben wird diese nicht erteilt oder kostet zu viel Geld, weil dann aus Sicherheitsgründen der Zugverkehr ruhen muss. Also wenn es offiziell geht, dann machen sie es auch 100%, um sich abzusichern. Weil dann ist es niedergeschrieben.

Das sind Sachen die können sich nur Tatort und große Musikvideoproduktionen leisten. denn stillgelegter Zugverkehr, das kostet......

[ruessel]

Habe in den 2000er Jahren mit einem SVHS Schultercamcorder auf dem Bremer Hauptbahnhof mit einem Modell spontan kurze Einstellungen gedreht. Nach ca. 10 Minuten kam der Sicherheitsdienst und wollte die Drehgenehmigung sehen. Nach 2 Minuten Diskussion wurde ich zum verlassen des Bahnhofes aufgefordert - keine Personenkontrolle oder ähnl.
Es waren halt viele Ãœberwachungskameras vor Ort. Hatte aber meine Einstellungen zu 90% im Kasten, Rest improvisiert mit Nahaufnahmen ohne Hintergrund.

[G9Cam]

Weil gerade das Stichwort VHS Schulterkamera fällt: Zu meiner Schulzeit war ich Ausgangs der 90iger in einer AG Video. Dort hatten wir auch eine dicke VHS Schulterkamera, mit welcher wir Ausflüge und Interviews gemacht haben. Leute im Einkaufscenter interviewen, oder an Tankstellen, bei Mitgliedern der AG zuhause drehen... Das wir deswegen mal Stress hatten, kann ich mich allerdings nicht wirklich erinnern. Und die Kamera damals war schon ein wuchtiges Teil. Damit sind wir auf jeden Fall aufgefallen. Zumal wir meist auch als 4er/5er Gruppe unterwegs waren. Für Schnitt haben wir uns einen Videoschnittplatz aus Potsdam kommen lassen. War schon ne interessante Zeit. Klar das ich zuhause auch mit unserem Sony Hi8 Camcorder gefilmt habe, bis die Kassette raucht. Mein analoges Schnittpult (Wetekom AV300) kam auch oft zur Verschlimmbesserung des Bildes und Einbindung von Nachvertonungen zum Einsatz. Vom Prinzip her, wars damals wie heute. Schon damals bin ich mit dicken Kameras vor dem Auge durch die Gegend gerannt und habe alles gefilmt. Nur heute, zu Zeiten von Videoaufnahme per Smartphone, fallen Foto/Videografen mit Spiegelreflex/Systemkamera schon eher auf. Wobei, gefilmt und fotografiert wird heute dank Smartphone fast überall und ständig.