Drushba hat geschrieben: ↑Sa 18 Feb, 2023 15:58 möchte meine neue Wohnung durchgängig mit CRI 95+ Deckenleuchten ausstatten, [...]
Die CRI-Angaben bei den Baumarktlampen kann man IMHO knicken, oft sind das auch immer noch nur 80+ Leuchten.
Ich möchte hier vor einer allzu großen CRI-Gläubigkeit warnen. Ein hoher CRI sagt bestenfalls aus, dass unter der betreffenden Lichtqelle die Farben untereinander passen. Er sagt aber nichts darüber aus, wie gut die angegebene Farbtemperatur getroffen wird, ob es Abweichungen in Richtung Grün oder Magenta gibt und wie gut sich das Licht mit anderen Lichtquellen der nominell gleichen Farbtemperatur mischen lässt.
Ich hatte schon Warmton-LED-Leuchten mit einem CRI über 95 (nicht nur Herstellerangabe, sondern auch selber nachgemessen), die aber im Vergleich zu Glühlampen einen deutlichen Grün- oder Magentastich hatten (mit bloßem Auge und auch im Kamerabild zu sehen). Diese Lampen kann man dank des hohen CRI sehr gut für Repro-Aufnahmen und dergleichen verwenden, solange nur Leuchtmittel einer Sorte im Einsatz sind und der Weißabgleich manuell drauf gemacht wird. Aber das Mischen mit Glühlampen und/oder mit LED-Lampen anderer Hersteller ist nicht zu empfehlen – ebenso wenig wie das Verwenden von reinen Farbtemperatur-Werten beim Weißabgleich.
Dagegen meine billigen Ikea-LED-Leuchtnmittel hier im Wohnzimmer haben gemessen nur einen CRI knapp über 80, aber dafür im Vergleich zu Glühlampen keinen auffälligen Farbstich. In der Filmpraxis würde ich diese Ikea-Lampen als Grundlicht jederzeit bevorzugen. Den Unterschied zwischen der Lichtqualität von CRI 80 und CRI 95 sieht eh kein Mensch, aber den Unterschied von grün- und magentastichigem Licht sieht man im Vergleich sofort.
Das heißt natürlich nicht, dass alle CRI 80+ Leuchtmittel schön farbneutral sind und alle CRI 95+ Leuchtmittel einen üblen Farbstich haben. Es gibt auch farbneutrale Leuchtmittel mit hohem CRI. Allerdings hatte ich schon mindestens zweimal das Problem, dass ausgerechnet die CRI 95+ Leuchtmittel stärkere Grünabweichungen zeigten (Produkte unterschiedlicher Hersteller). Vielleicht werden da konstruktiv faule Kompromisse eingegangen, um den messtechnisch hohen CRI zu bekommen.
Der TLCI ist ganz allgemein etwas besser und aussagefähiger als der CRI. Das Grundproblem, dass seine Definition die Abweichungen in Richtung Grün oder Magenta nicht berücksichtigt und ein hoher TLCI insofern kein Schutz vor Farbstichen ist, teilt er sich aber mit dem CRI.
Ursache des Problems ist die Definition der CCT (Correlated Color Temperature), die jeder Lichtquelle einen eindimensionalen Farbtemperaturwert zuweist und Abweichungen auf der Grün-Magenta-Achse schlicht verschweigt. Der CCT gibt lediglich die Farbtemperatur an, die der tatsächlichen Lichtfarbe am nächsten liegt (wobei selbst das nicht ganz stimmt, weil die dem Standard zugrundeliegende Berechnung des Farbabstandes veraltet und ungenau ist).