Bekommt Ihr manchmal auch Mails mit Anfragen, bei denen man am liebsten in die Tischkante beißen möchte? Vor ein paar Tagen meldet sich (per Empfehlung um drei Ecken) ein großer Baukonzern. Inhalt der Mail: „Preisanfrage 2 Baustelleneinsätze für 2 Kräne mit anschließender Bearbeitung der Bilder“. Meine telefonische Nachfrage ergab, dass keine zusätzlichen Informationen verfügbar seien ("wurde mir so gesagt, soll ich anfragen").
Erstens: Was geht im Kopf eines Mitarbeiters vor, wenn er seine Kollegen bittet, eine solche Anfrage loszuschicken? Ihm muss doch klar sein, dass da viel zu viele Informationen fehlen.
Zweitens: Was geht im Kopf einer Mitarbeiterin vor, die eine solche Anfrage in die Welt hinausschickt, obwohl sie doch selbst erkennen müsste, dass es darauf keine belastbare Antwort geben kann.
Warum ist es für einige Leute (die in großen Unternehmen arbeiten!) so schwer, ihre Anfrage in klare Sätze zu verpacken? ("Am soundsovielten haben wir in Musterstadt eine Baustelle von morgens bis mittags, wo wir mit zwei neuen Kränen dieses und jenes tun, und da wollen wir gerne einen kurzen Film auf deutsch, englisch und französisch drüber haben, um zu zeigen, was diese Kräne leisten können")
Was waren bisher Eure beklopptesten Anfragen? Meiner Meinung nach kann man eine Zusammenarbeit eigentlich schon ausschließen, wenn die erste Anfrage bescheuert ist. Und wenn die erste Anfrage vernünftig formuliert ist, dann wird auch die Zusammenarbeit gut.
dosaris hat geschrieben: ↑Fr 02 Jul, 2021 09:30
viele "Kunden" wissen nicht was sie wollen, bevor sie nicht sehen, was möglich ist.
Das ist klar, macht aber nichts. Hier geht es jedoch um elementare Basisinformationen. Wie soll jemand einen Preis nennen, wenn nicht mal gesagt wird, wann und wo etwas stattfindet? Das ist doch das absolute Minimum. Über alle weiteren Details kann man ja dann diskutieren.
Der Kunde ist es halt so gewohnt Leistungen einzukaufen: 1 Stück 46er Maulschlüssel.
Damals war jede zweite Anfrage so bei mir. Einfach Tagessatz melden und schreiben das man von 1 Tag filmen und 1 Tag nachbearbeiten ausgeht, plus Gema freie Musik und Material macht Summe X (möglichst klein bleiben). dann soll man vorbei kommen und danach kommt das richtige Angebot. So habe ich schon aus 1.200 EUR 12.000EUR gemacht. Musst grundsätzlich in dem Job auch ein Verkäufer sein.
Ich werde doch aber kein Angebot abgeben, wenn ich nicht mal weiß, wann das stattfinden soll. Womöglich habe ich an dem Tag gar keine Zeit und muss dann einen Ersatzspieler hinschicken, weil ich blind zugesagt habe. Und vor allem nicht, wenn ich nicht weiß, wo das stattfinden soll. Wenn das bei mir vor der Haustür passiert, kann es sehr günstig werden. Ist es jedoch am Bodensee, wird es ein Vielfaches kosten.
Von daher bleibe ich dabei: Anfragen von miserabler Qualität werden kaum zu einer gedeihlichen Zusammenarbeit führen...
Anfragen von miserabler Qualität werden kaum zu einer gedeihlichen Zusammenarbeit führen..
Oh Mann..... auf welcher Wolke schwebst du? ;-)
Du sollst den Kunden nicht zu Deiner Geburtstagsparty einladen, hier geht es um das Geschäft...Dienstleistung/Geld. Bei diesen Jobs bekommst Du eh keinen zweiten Auftrag, auch wenn das alles super verlief. Mitnehmen wenns passt und gut.
ruessel hat geschrieben: ↑Fr 02 Jul, 2021 10:09
Oh Mann..... auf welcher Wolke schwebst du? ;-)
Du sollst den Kunden nicht zu Deiner Geburtstagsparty einladen, hier geht es um das Geschäft...Dienstleistung/Geld. Bei diesen Jobs bekommst Du eh keinen zweiten Auftrag, auch wenn das alles super verlief. Mitnehmen wenns passt und gut.
Ich habe aber bei der Auswahl meiner Auftraggeber schon immer auf Qualität geachtet, daher auch null Ärger in 25 Jahren. Warum also sollte ich mich mit sowas belasten, wenn ich genug gute Aufträge habe? Womöglich bindet der schlechte Auftrag so viele Kapazitäten, dass die guten Aufträge drunter leiden, dann würde ich mich ärgern. Ich will mich aber nicht ärgern.
Gehe mal davon aus, das der Auftraggeber schon einen Filmer hat, seinen Sohn - der macht was mit Medien. Der Chef wollte aber noch ein Vergleichsangebot, da hat der Sohnemann gesagt, die sollen bei dir Anfragen, damit er den Job für 500 machen kann. ;-)
So eine dämliche Anfrage hatte ich jetzt noch nicht. Eher den alltäglichen Ärger mit Agentur-Mädels, die mittlerweile - dank jahrelanger Zusammenarbeit - eigentlich wissen sollten was Sache ist. Und die bei 10% bis 20% vom Kuchen auch ihren Job wahrnehmen sollten, nämlich Stress und Ärger von mir zu nehmen. Aber stattdessen wird mir der schwarze Peter zugeschoben, wenn sie was verbummelt haben. Nach dem Motto: Schön nach unten treten. Und die eigene Inkompetenz verschleiern. Mit dem hatte ich bis zum Ausbruch von COVID-19 zu kämpfen.
Jetzt ist diese Branche am Boden.
Mittlerweile arbeite ich wieder - wie früher - als Kameramann und Seniorcutter in narrativen Formaten fürs Fernsehen. Bei weniger Tagessatz, aber deutlich weniger Stress, echten Feierabenden und guter Kollegialität. Es kommen zwar langsam wieder Anfragen für Imagefilme und ich muss wieder schmunzeln, dass es Leute gibt, die zwar Kohle zu haben scheinen, aber irgendwie keine Ahnung von Nichts. Wie zum Teufel haben die ihr Geld verdient.
Dass die Leute keine Ahnung haben, ist ja nicht schlimm. Mich stört ja nicht mal, wenn die nicht so genau wissen, was sie wollen. Aber sie sollen das dann einfach sagen. Mir ist das viel lieber, wenn die Leute mir ein paar Basisinformationen geben und mich dann machen lassen. In der Regel kommt dabei ein Ergebnis raus, was viel besser ist als die Leute es sich vorher gedacht haben, und die sind dann hochzufrieden. Aber ganz ohne Informationen geht es eben nicht. Mich ärgert dabei ja auch nicht in erster Linie der Mangel an Informationen, sondern eher die Tatsache, dass die Leute diesen Umstand offenbar gar nicht raffen. Also es fehlt schon an der Vorstellungskraft, was sie mir wohl mitteilen müssen, damit ich wenigstens minimal arbeitsfähig bin.
Glücklicherweise kommt das sehr selten vor, ich habe ansonsten nur sehr gute Auftraggeber, mit denen ich mich super verstehe und wo volles Vertrauen herrscht. Aber manchmal fasse ich mir eben echt an den Kopf...
Pianist hat geschrieben: ↑Fr 02 Jul, 2021 11:44
Dass die Leute keine Ahnung haben, ist ja nicht schlimm. Mich stört ja nicht mal, wenn die nicht so genau wissen, was sie wollen. Aber sie sollen das dann einfach sagen. Mir ist das viel lieber, wenn die Leute mir ein paar Basisinformationen geben und mich dann machen lassen. In der Regel kommt dabei ein Ergebnis raus, was viel besser ist als die Leute es sich vorher gedacht haben, und die sind dann hochzufrieden. Aber ganz ohne Informationen geht es eben nicht. Mich ärgert dabei ja auch nicht in erster Linie der Mangel an Informationen, sondern eher die Tatsache, dass die Leute diesen Umstand offenbar gar nicht raffen. Also es fehlt schon an der Vorstellungskraft, was sie mir wohl mitteilen müssen, damit ich wenigstens minimal arbeitsfähig bin.
Glücklicherweise kommt das sehr selten vor, ich habe ansonsten nur sehr gute Auftraggeber, mit denen ich mich super verstehe und wo volles Vertrauen herrscht. Aber manchmal fasse ich mir eben echt an den Kopf...
Matthias
Was ruessel dir sagen will (glaub ich): es gibt Proforma-Anfragen. Aus verschiedenen Gründen. Muss man nicht mitmachen.
Matthias,
das ist ein Neuzeitphänomen und nennt sich Kompetenz & Aufwands Outsourcing.
Dies soll auch dazu führen, das entsprechende Angebote niedrig ausfallen, denn die Anfrage fiehl ja ebenso aus.
Du hast also die ganze Arbeit die der Anfragende eigentlich hätte.
Wenn Du nicht sehr scharf drauf bist, antwortest Du gleichermaßen mit "viel Geld" oder 4 Tagessätze.
Hast Du interesse dran, schreibst Du höflich das Du gerne helfen würdest, du dafür aber noch wesntlich mehr Infos benötigst um die du dich selbstverständlich gegen entsprechender Bezahlung kümmern würdest.
Früher hab ich mich darüber aufgeregt, Heute dreh ich den Spieß um. :-)
Viel Glück, oder besser Spaß. :-)
"Filme dreht man nicht mit der Kamera, sondern mit dem Kopf."
klusterdegenerierung hat geschrieben: ↑Fr 02 Jul, 2021 12:30
Hast Du interesse dran, schreibst Du höflich das Du gerne helfen würdest, du dafür aber noch wesntlich mehr Infos benötigst um die du dich selbstverständlich gegen entsprechender Bezahlung kümmern würdest.
Klar, genau so verfahre ich ja auch. Ich bin immer freundlich und erkundige mich nach weiteren Details, um ein aussagekräftiges Angebot abgegen zu können. Wenn dann keine Antwort kommt, ist die Sache erledigt.
Genau so blöd sind übrigens öffentliche Ausschreibungen, wo man sich extrem viele Texte durchlesen muss, dann aber feststellt, dass genau die interessanten Details nicht drinstehen...
Ich telefoniere bei jeder Anfrage nach, dann kann ich das immer viel bessere einschätzen was eigentlich die Intention der Anfrage ist. Bleibt es vage mache ich ein Standardangebot mit 1 Drehtag und 1 Tag Postproduktion. Oftmals wird aber erst im Gespräch klar was sie wollen. Entsprechend kann ich dann das Angebot gestalten.
Über Sinn und Unsinn von Anfragen denke ich nicht mehr nach. Verschwendete Energie.
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