dosaris hat geschrieben: ↑Mi 17 Feb, 2021 10:11
Pete O hat geschrieben: ↑Di 16 Feb, 2021 20:23
Ich habe sowieso den Eindruck dass den TV-Autoren nichts mehr einfällt....Das kommt einem beinahe so vor als hätten unterschiedliche Kamerateams genau das selbe Drehbuch verfilmt.
mh
vielleicht.
Und wie sähe Dein absolut innovatives Drehbuch dazu aus?
Was ist der plot darin?
Ich hätte einige Plots die wirklich etwas aufdecken, anstatt wie ein verfilmter Wikipedia-Eintrag zu wirken "Was ist Urban Exploring?". Denn die gibt es übergeordnet alleine in deutscher Sprache so gut wie von jedem Produktionshaus. Nicht falsch verstehen: Ich denke mal für den Otto-Normal-Bürger und Zuseher ist das nicht so störend, wie für Leute aus der Szene. Die dann ständig damit konfrontiert werden dass immer wieder die selben Fragen und Phrasen durchgekaut werden. Teilweise aber von Protagonisten wo das entweder sehr lächerlich, verlogen oder vorgebetet rüber komnt. Auch die Wahl der Orte ist dementsprechend fade so dass die Protagonisten eher als Spinner rüberkommen (sie gehen durch eine vollgesprühte und vandalierte Graffitihalle), weil kein Zuseher so die Gründe erfassen kann, warum man sich so für diese Orte begeistert. Der Redakteur erfasst halt immer nur die 10% der Szene, die an der Oberfläche ist.
Deswegen war ICH so enttäuscht von der NZZ-Produktion, wo ich zuerst nur die Kamera machen sollte, dann aber in die Vorproduktion integriert wurde. Und letztendlich dann sogar Protagonist wurde weil der eingekaufte Protagonist sich vor Ort quer stellte. Aber wir hatten uns wirklich ein Konzept überlegt wie wir die Leidenschaft erklären. Visuell und in Worten. Und wir hatten wirklich tolle Orte. Leider wurden die Orte so gut wie gar nicht gezeigt. Sondern nur wie wir irgendwo einsteigen, rumwühlen und sehr herausgepickt wirkend wieder die selben Phrasen zusammen editiert von uns geben. Wir kamen uns daher wirklich vorgeführt vor. Was auch der Grund ist weshalb ich jetzt noch mehr als früher jedem Urban Explorer davon abrate, sich für sowas zur Verfügung zu stellen.
Die Autorin/Producerin kam erst in der letzten Minute mit der Information um die Ecke, dass sie uns Go2Know "gegenüberstellt". Quasi der legale Gegenentwurf zu uns. Die habt ihr ja auch in der Sendung gehabt. Der Typ von denen ist natürlich ein Verkäufer und leiert seine auswendig gelernten Katalogsprüche runter, wo er auch gerne subtil die "normalen" Explorer ins Lächerliche zieht. Und genauso kam das dann auch bei uns rüber. Wir wirken wie kleinkriminelle Freaks, die alles nur für den schnellen Kick machen, wo es doch das organisierte Hausfrauen-Urbex gibt, wo man für 50 Euro legal und stressfrei das selbe machen kann. Warum wir anders unterwegs sind wird zwar angedeutet, aber auch von dem OFF-Kommentar ein wenig selbstgefällig und süffisant ins Lächerliche gezogen.
Die Autoren produzieren leider immer alles um die POV des leicht begriffsstutzigen, wenig hinterfragenden Zusehers zu bedienen, für den das Wochenend-Grillen auf dem Balkon schon eine abenteuerliche Grenzerfahrung ist. Dabei gäbe es wirklich spannende Orte und gute Leute, die zeigen, was abseits von albernen Maskeraden und getrashten Buden die echte Szene in den Bann zieht.
All das oberflächliche Abarbeiten wäre noch zu verstehen, wenn es nicht derart viele von diesen Produktionen gäbe. Als hätten all die Autoren Scheuklappen und keine Ahnung, dass es genau diese Produktion mit Beelitz, Go2Know und irgendwelchen Flecktarn-Weekend-Warriors schon gefühlt 30mal vorher gegeben hat. Lief dann halt nicht auf dem NDR, sondern auf MDR, ARTE, BR, RBB, ARD, ZDF, ZDF neo, Servus TV, Pro7, Kabel 1, DMAX etc. etc. etc. (und letztendlich jetzt auch einmal in Gestalt einens NZZ-Beitrages auf SRF, der trotz des ursprünglich guten Ansatzes wieder den selben Käse zeigt). Das ist ähnlich wie das Shopping-Erlebnis in der Kaufinger Straße in München. Jeder Laden hat die selben Hosen, Hemden, T-Shirts etc. Als ob es nur einen Lieferanten und Hersteller weltweit gibt.
Und bezüglich Drehbuch: Es kann hier KEIN Drehbuch geben. Maximal einen Drehplan. Denn ein Drehbuch würde voraussetzen, dass wir garantiert in einen Ort hineinkämen und dort alles so ist wie angenommen. Das kann man aber nicht garantieren. Es ist eben Urban Exploring und kein Urlaub, wo man ein Häkchen bei All-Inklusive setzt. Autoren wollen aber das Thema behandeln, dann aber für die Produktion alles safe haben. Was natürlich ein Widerspruch ist. Denn das zeigt kein Urban Exploring, sondern einen Picknickausflug mit Leuten, die sich als Urban Explorer ausgeben. Passend dazu wird dann in der Location gekocht (als ob sich ein echter Explorer den Rucksack mit solchen Kram vollstopfen würde. Da reicht ne BIFI und ein Snickers bis zum Abend). Der Unterschied bei der NZZ-Produktion war, dass wir wirklich alles illegal gemacht haben. Die Redakteurin hat sogar im Zelt geschlafen. Alles sehr pur und "echt". Aber dann mangels Laufzeit wurde halt wieder alles auf den bereits vorhandenen Käse reduziert. Als ob es ein Formelbuch gibt. "Wie mache ich Fernsehen für Doofe." Und kostenlose Werbung für Go2Know.