pillepalle hat geschrieben: ↑Sa 23 Jan, 2021 08:17 Du kannst ja gerne glauben woran Du magst, aber das neue Bajonett macht einen ziemlich großen Unterschied aus, was die Bildqualität, Fehlerkorrektur und Baugröße bei Objektiven betrifft. Es wäre ein völliger Nonsense gewesen das alte Bajonett an den spiegellosen Kameras zu verwenden.
Es gibt im Grunde nur zwei Firmen (Canon und Nikon), die zum Übergangszeitpunkt eine große Nutzerbasis hatten und vor dieser Entscheidung standen. Da galt es jeweils, konstruktive Vorteile des geringeren Auflagemaßes gegen den Vorteil der Rückwärtskompatibilität abzuwägen.
Für Canon war die Sache recht einfach. Dank vollelektronischer Übertragung ist dort ein Adapter leicht zu konstruieren. Wer nur alte EF-Objektive weiterverwenden will, lässt den Adapter dauerhaft auf der Kamera drauf und hat gegenüber einer Spiegellosen mit EF-Bajonett keinen Nachteil. Man verliert also keine Bestandskunden.
Für Nikon war die Entscheidung wesentlich härter, weil eine Adapterlösung hier mehr Kompromisse erfordert. Dass man die mechanische Blende irgendwie ermöglichen musste (und somit der Adapter technisch aufweniger wird), war klar; bis heute haben ja nicht alle F-Objektive die elektronische Blende. Hingegen der mechanische AF-Antrieb und damit die Kompatibilität zu älteren AF-Objektiven wurde bewusst aufgegeben. Für Nikon-Fotografen, die noch relativ viele alte AF-Objektive besitzen (also nicht AF-S, AF-I oder AF-P) sind die spiegellosen Z-Gehäuse damit nicht besonders interessant. Wenn sie spiegellos gehen wollen, müssen sie nicht unbedingt Nikon treu bleiben.
Ich erinnere mich noch gut an die Einführung des FT-Systems. Damals hat uns Olympus immer vorgebetet, ein möglichst senkrechter Lichteinfall sei das Optimum für Objektive an digitalen Kameras. Dafür braucht man aber kein besonders geringes Auflagemaß. Bei Einführung von mFT hatte Olympus die einstigen Überzeugungen wieder vergessen, als erkannt wurde, dass kleine und kompakte Konstruktionen mehr Käufer anlocken (und die Nachteile des schrägeren Lichteinfalls kompakter WW-Objektive hat man dann halt elektronisch ausgebügelt).
Wenn Nikon wirklich gewollt hätte, hätten sie sogar neue Objektive unter Beibehaltung des F-Bajonetts bauen können. Objektive, die nicht mehr an SLRs funktionieren müssen, hätten zur Not auch Linsenelemente haben können, die ein Stück ins Gehäuse-Innere ragen (so wie Nikon das schon zu analogen Zeiten mal mit einem Fisheye praktiziert hat, für dessen Verwendung man den Spiegel hochgeklappt lassen musste). Wirklich nötig gewesen wären solche Verrenkungen ohnehin nur für ganz wenige Objektivkonstruktionen. Denn wenn man sich die bisher erschienenen Spiegellos-Objektive von Canon, Nikon oder Sigma anschaut, haben die meisten noch einige Luft im hinteren Bereich, d. h. der zusätzliche Platz wird nur passiv überbrückt. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Was das neue Nikon-Bajonett natürlich erlaubt, sind "sexy" flache Gehäuse, die mit der Konkurrenz von Sony und Canon eher mithalten können. Dass die Objektive bei vergleichbarer Leistung aber nicht ebenfalls kleiner und leichter werden (eher noch etwas länger, weil der Abstand ausgeglichen wird) übersehen die Käufer gern. (Canon baut ja inzwischen auch einschiebbare Objektive sowie lichtschwache Objektive, damit man kleinere und/oder leichtere Alternativen hat. Das hat aber alles nichts mit dem Auflagemaß zu tun.)
Ob der potentielle Verlust von Bestandskunden am Ende schwerer wiegt als die Vorteile der flacheren Gehäuse, wird man sehen müssen. Dass Nikon sehr spät in den "ernsthaften" spiegellosen Markt eingestiegen ist, macht die Sache auch nicht gerade besser. Mir fällt es im Moment schwer, mir vorzustellen, dass Nikon sich mit seiner Strategie in diesem schrumpfenden Markt noch lange halten kann.