Noch mal zur Ausgangsfrage:
salbei hat geschrieben: ↑Sa 02 Jan, 2021 14:59
ich suche eine DSLR/DSLM (insb. wegen der Tiefenunschärfe und guten Looks), die ich hauptsächlich für Konzertaufzeichnungen (3-4h am Stück) einsetzen möchte. Deshalb darf Sie nicht nach 30 Minuten abschalten und sollte keine Begrenzung hinsichtlich Videolänge haben. Gute LowLight Eigenschaften und eine gute Automatik (inkl. sehr guter Autofokus) wären da auch sehr hilfreich.
Zusätzlich sollte diese Kamera auch ab und an gut für Portraitfotografien nutzbar sein.
Preislicher Rahmen inklusive Objektiv(e) wäre so bis 3000€ - ich hoffe da gibt es was für den Amateurbereich.
Welche Art Konzerte willst Du aufzeichnen? D.h. was sind deren Lichtbedingungen?
Wenn Du Rock-/Jazz-/Clubkonzerte auf kleinen und mittelgroßen Bühnen, in Innenräumen, abends, mit Bühnenlicht im Sinn hast, brauchst Du eine Kamera, die bei 24 oder 25p und Blende 2.8 im Bereich von ISO 3200-12800 noch brauchbare (d.h. nicht zu verrauschte) Bilder liefert. Damit scheiden aus meiner Sicht alle hier angedachten Kompaktkameras mit kleineren Sensoren kategorisch aus, und MFT-Kameras sind bereits am Limit: Eine GH4/5 in Verbindung mit einem Standard-Zoom ist z.B. deutlich zu lichtschwach für diese Drehsituationen.
Da wäre als Minimum eine GH5s (oder Blackmagic Pocket 4K) mit durchgängigem f2.8-Zoom angesagt, oder besser noch f2.0-Festbrennweiten und über Speedbooster adaptierte Objektive.
IMHO steckt aber in Deinem Plan, Konzerte mit einer Kamera 3-4 Stunden nonstop aufzunehmen, ein grundsätzliches Problem:
- Erstens geht so etwas technisch am besten mit professionellen Kameras wie der Canon C200/C300 und Sony FS5/FX6, weil die wirklich für den Dauerbetrieb ausgelegt sind und mit APS-C/s35 auch die nötige Sensorgröße und Lichtstärke haben. Eine gebrauchte C100 oder C300 der ersten Generation mit einem gebrauchten F2.8-EF-Zoom dürfte sich vielleicht noch für 3000 Euro realisieren lassen und wäre IMHO anderen Lösungen vorzuziehen.
- Aber abgesehen von der Technik, gibt es da IMHO ein konzeptuelles Problem. Wenn Du mit einer Kamera stundenlang nonstop drehst, um einen Konzertabend vollständig zu dokumentieren, hast nur zwei Optionen:
(a) Du stellst die Kamera auf ein Stativ und filmst im Weitwinkel statisch - sozusagen im Überwachungskamerastil - die Bühne ab. So ein Video ist dann brauchbar für interne Dokumentationszwecke, aber unansehnlich als Konzertvideo;
(b) Du bewegst die Kamera (auf Stativ/als Hand- oder Schulterkamera) und änderst Einstellungen und Brennweiten (per Zoom oder Objektivwechsel). Dann ist aber Deine Nonstop-Aufnahme nicht als solche zu gebrauchen (es sei denn, als Amateurvideo der untersten Kategorie - oder als technische Steadycam-Meisterleistung auf dem Niveau des Films "Victoria"), sondern Du musst Dein Material schneiden. Wenn Du das tust, kannst Du auch mit einer Kamera drehen, die nicht mehr als 30 Minuten Nonstopaufnahme zulässt, weil Du für Brennweiten- und Perspektivwechsel sowieso die Aufnahme zwischendurch stoppen kannst (was Dir anschließend auch den Schnitt einfacher macht).
Wenn Du tatsächlich ganze Konzerte ungekürzt und ansehnlich dokumentieren willst, brauchst Du mindestens zwei Kameras. Du kannst dann auch eine statisch im Weitwinkel nonstop unbemannt filmen lassen und mit der zweiten dynamisch unterwegs sein und hast dann die Weitwinkel-Aufnahme als Fallback für alle Drehunterbrechungen (oder unbrauchbaren Bilder) der dynamischen Kamera.
Ein absolutes No-Go aus meiner Sicht (aber wiederum typisch für Videoamateure) ist, die Kamera aufs Stativ zu stellen und dann während einer stundenlangen Einstellung auf die Bühne rein- und rauszuzoomen und zu schwenken.
Außerdem solltest Du Dir bei Konzertaufnahmen dringend Gedanken über die Tonaufzeichnung machen (und auf jeden Fall das Budget für einen externen Audiorecorder einplanen)...
- Ansonsten wäre auch eine pragmatische Lösung, eine Blackmagic Pocket mit EF-Speedbooster für die Videos anzuschaffen, eine preiswerte (ggfs. gebrauchte) Canon DSLR für die Fotos, und an beiden nur mit EF-Objektiven zu arbeiten (z.B. dem Canon 17-55mm/2.8).