iasi hat geschrieben: ↑Di 05 Mai, 2020 17:11
Aber auch wenn wir deinen Vergleich nehmen: Ohne Reservierung war vor der C-Krise oft kein Platz in einem Restaurant zu bekommen.
Und daran wird sich auch nichts ändern, wenn die Krise überstanden ist.
Wir kriegen mindestens noch den Rest dieses Jahres, vielleicht sogar noch Jahre lang "social distancing"-Regeln. Dann werden sich eine ganze Reihe Effekte einstellen und miteinander kombinieren:
- Kinos, Restaurants, Läden etc. werden, wenn sie in der Zwischenzeit nicht schon pleite gegangen sind, nicht mehr profitabel operieren können, weil ihr Geschäftsmodell auf Mindestumsätzen beruht, die einen hohen Durchsatz zahlender Kunden erfordert. Sonst sind Mieten, Betriebs- und Personalkosten nicht mehr tragbar. Wenn nur jeder vierte Kinosessel besetzt werden darf, trägt sich der ganze Laden nicht mehr - oder man muss aus den Kino Luxus-Kinos machen und die Kartenpreise vervierfachen. Das wird sich nur für wenige Kinos rechnen.
- Durch die lange Periode entstehen neue Gewohnheiten. Viele von denen, die sich jetzt an Streaming statt Kino, Delivery statt Restaurant, Online-Shopping statt Läden gewöhnt haben, werden nicht mehr zurückkehren. Selbst wenn das nur eine Minderheit sein sollte, wäre der entsprechende Umsatzverlust existenzbedrohend genug für die verbliebenen Kinos, Restaurants, Läden. Schon jetzt ist auffällig, dass die ehemaligen Online-Snobs und -Verächter verstummt sind und selbst die Feuilletons neuerdings Streaming-Tipps veröffentlichen. Man sieht auch in diesen Zeiten, dass die Online-Infrastruktur erstaunlich gut funktioniert.
- Auf der Nachfrageseite: Große Teile der Bevölkerung sind arbeitslos, in ihrer Existenz als Unternehmer vernichtet etc. - was mit jedem Monat schlimmer wird. Millionen Leute werden ihre Ausgaben radikal kürzen müssen, oder tun das jetzt schon. Kinokarten, Restaurantessen und Kaufen in Läden werden die ersten Dinge sein, auf die man zugunsten preiswerterer Alternativen verzichtet.
- Auf der Anbieterseite: Die Anbieter müssen durch den Wegbruch der Kundschaft umgekehrt ihre Kosten senken. Einige Programmkinos und Festivals haben schon jetzt auf Streaming umgestellt und werden in der Zukunft vielleicht nur noch kleine Büros von ein paar Mitarbeitern sein, die Streamingprogramme zusammenstellen. Restaurants werden ihre teuren Immobilien aufgeben und in Industriegebieten als Garküchen für Delivery-Dienste weitermachen. Läden werden pleitegehen oder sich als spezialisierte Onlinehändler neuerfinden. (In einem Segment, dass ich durch Freunde gut kenne, ist das bereits so: die meisten Plattenläden sind heutzutage nur noch soziale Dekoration, und der eigentliche Umsatz wird über Onlineverkäufe via die Website Discogs gemacht. Gleiches gilt für Antiquariate - via ZVAB - und auch viele Fotohändler.)