Das liegt aber bei allen mir bekannten Beispielen an der Kamera-Signalverarbeitung der Sensordaten im Kamerachip, nicht am Raw-Format. Bei Foto-Kameras kann z.B. Pentax sowohl sein proprietäres Raw-Format, als auch DNG speichern. Das bedeutet letztlich unterschiedliche Kompressionsverfahren und Dateiformate, aber keinen signifikanten Unterschied der Bilder.pillepalle hat geschrieben: ↑So 14 Sep, 2025 11:06 Das ist ja bei vielen das Mißverständnis, bzw was der Name (Roh-) suggeriert. RAW bedeutet lediglich, daß es später debayert wird, nicht dass das Material völlig unverarbeitet wäre.
Ditto bei Blackmagic-Kameras wie der Pocket 4K, die in ihrer (Firmware-Update-) Geschichte erst CinemaDNG, dann BRaw und nun auch ProRes Raw schreiben konnte. Es gibt da visuelle Unterschiede, weil BRaw z.B. eingebackenes Luma-Denoising hat, aber auch das beschränkt sich auf Effekte der Kompressionsverfahren.
Bei Video-Raw ist der eigentliche Unterschied, dass jeder Hersteller eine eigene Prozessierung-Pipeline und SDKs dafür hat, bzw. entsprechende Daten mit Software-Drittherstellern wie Blackmagic teilt, mit entsprechenden Lizenzvorbehalten. Deswegen wird die RED IPP2-Pipeline erst aktiv, wenn Resolve RED-Material erkennt (und der Umbenennungstrick trickst diese Erkennung aus). Und konnte in REDCINE-X erst dann auch Nikon Raw/NRAW als IPP2/Log3G10-Material exportiert werden, nachdem Nikon RED übernommen hatte und die beiden firmeninternen Video-Raw-Systeme kompatibel zueinander machte. - Die Lizenzvorbehalte zeigen sich auch an der Tatsache, dass die Linux-Version von Resolve Studio Nikon Raw/.NEV-Dateien nur als Audiodateien öffnet, sie aber durch den Umbennungstrick in .R3D klaglos als RED RAW NE-Video importiert, bearbeitet und abspielt.
Das Bild und die Color Science kommt nur in der Verarbeitungspipeline nach der Raw-Encodierung zustande. Dass da schon in einem früheren Stadium irgendwelche mysteriösen Color Science-relevanten Dinge zwischen Sensor und Encoding stattfinden, halte ich für ein Gerücht. Es gibt dafür auch keinerlei Quellen. Natürlich gibt es ein Preprocessing zwischen Sensor und Encoding, in dem z.B. Phase Detect-Fokuspixel rausinterpoliert, das Signal (wie jetzt oft bei Kameraherstellern üblich) leicht rauschgefiltert und bei DGO-Sensoren zwei Sensorsignale gemischt werden. Aber das findet alles statt, bevor es überhaupt Farben gibt. Und es gibt eine Kalibrierung des Sensors, die für den Raw-Output relevant ist. Z.B. musste Blackmagic bei der ersten Charge der OG Pocket den Sensor neukalibrieren, weil er 'white orbs' bei ausgebrannten Spitzlichtern produzierte. Das erforderte damals aber eine Einsendung der Kamera zu Blackmagic (ich war einer der betroffenen Kunden).
Ich halte es für völlig ausgeschlossen und widersinning, dass eine Kamera [zumal mit nur sehr begrenzt programmierbarer ASIC-Prosumer-Chiparchitektur] für zwei (zudem noch intern identische) Raw-Formate seine interne Prozessierung zwischen Sensor und TICO-Raw-Encoding umschaltet und dann in einen mysteriösen "RED-Turbo" geht. Was hingegen auf der Hand liegt, ist, dass Nikon in der RED-Variante seines TICO-Raw mit entsprechende Flags im Dateiformat die RED-Color Science-Pipeline in lizenzierter Software wie Resolve freischaltet. Nur dass die Programmierer von Resolve 20.2 da den einfacheren Weg gewählt haben, diese Erkennung allein anhand der Dateiendung zu machen.
Und der Grund, weshalb ZR-Reviewer lyrisch über das Bild des RED RAW NE-Materials sind, ist, dass es eben die RED-Pipeline freischaltet und Log3G10 mit REDs Creative LUTs nutzbar werden. Der Unterschied kann dann so aussehen (Beispiel mit meinem eigenen Z6iii-Testmaterial):
RED-Pipeline, neutrale/Resolve-Bordmittel-Prozessierung mit Color Space Transform
RED-Pipeline, Log3G10 + RED FilmBias-LUT
[EDIT - wie auch im Artikel der Slashcam-Redaktion am Anfang dieses Threads steht: "Mit dieser umfassenden RED RAW Unterstützung schlägt Nikon gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Zum einen lassen sich mit den LUTS sehr schnelle RED RAW Farbkorrekturworkflows mit sehr guter (filmischer) Hauttonwiedergabe realisieren. Wer keine Zeit für aufwendige Farbkorrekturen hat, nutzt einfach die bereits genannte RED_FIlmBias_to_Rec709_BT1886 LUT und erhält sofort ein erstklassiges Ergebnis, das bisheriger RED RAW Colosrcience kaum nachsteht."]
Die YouTube-Reviewer freuen sich dann halt über das Bild Nr. 2. Und die Marketing-Geschichte ist eben, dass die ZR jetzt RED-Kino-Magic Sauce in einer 2300 EUR-Minikamera bietet, und die ist eben zu schön, um sie sich von etwas ernüchternden Inspektionen des Dateiformats kaputtmachen zu lassen.