cantsin hat geschrieben: ↑Fr 12 Sep, 2025 12:15
Die ZR ist IMO der erste echte Hybride von Budget-Cinecam à la Blackmagic Pocket und einer Hybrid-Systemkamera.
Wenn man die Dinge positiv, bzw. das Glas halb voll, sieht, dann verbindet sie das Beste beider Welten:
- interne Raw-Codecs mit derselben oder besseren Qualität wie bei BM, und anders als bei allen anderen Hybridkameras auch konsequent umgesetzt (d.h. mit ISO-gain als Metadaten statt fest eingebacken etc.etc.)
- Bauform ähnlich der BM Pocket, aber kompakter und mit längerer Akkulaufzeit
- Alle Annehmlichkeiten einer Hybridkamera wie: IBIS, Video-AF und vollwertige Fotokamerafunktion
Wenn man die Ding negativ, bzw. das Glas halb leer, sieht, dann hat sie Schwächen sowohl als Hybrid- als auch als Budget-Cinecam:
- als Budgetcinecam ggü. Blackmagic: kein Open Gate, kein ganzzahliges 24p, kein Timecode-Terminal, keine XLR-Buchsen, kein Fullsize-HDMI, keine Mounting Points, immer noch kleineres Display mit nur der Hälfte der Auflösung des BM Pocket 6K Pro-Displays, ungünstige Ergonomie/Gehäusedesign (Klappdisplay versperrt bei Nutzung der Audioports etc.)
- als Hybrid- und Budgetvideokamera ggü. z.B. einer Sony A7iv, FX30 oder Panasonic S5ii: einige der o.g. Punkte (HDMI, Klappdisplay, XLR + 24p und Open Gate im Vergleich zur S5ii), kein garantierter Dauerbetrieb (S5ii, FX30), schlecht als 10bit-h265-Kamera (da: nur 4:2:0- statt 4:2:2-Chromasampling, sehr stark rauschgefilterter Codec mit weichgezeichneten Details, variable Bitraten mit unzuverlässiger Restaufnahmezeitanzeige) bzw. praktischer Zwang zu ProRes HQ mit seinen vergleichsweise sehr hohen Datenraten für qualitativ hochwertige 10bit-Log-Aufnahmen (die aber nicht sichtlich besser sind als das 10bit-h265 z.B. von Panasonic).
Für die Zielgruppe, die ich selbst bei Kameraankäufen berate - fotografierende und filmende Künstler und Designer - ist die ZR allerdings ein ziemlicher Knaller und in den meisten Fällen klar besser geeignet als z.B. eine preisähnliche Sony A7iv. Diese Gruppe hat auch oft noch ältere Nikon-Spiegelreflexen zuhause und profitiert von der Mount-Kompatibilität. Ich schätze mal, dass sie in meinem Kollegenkreis ziemlich einschlagen wird. Musiker und Performancekünstler, die vor allem Performances/Aufführungen dokumentieren wollen, sind allerdings IMHO mit einer Panasonic oder FX30 wegen der besseren h265-Bildqualität und risikofreien Dauerläuferqualitäten besser bedient.
EDIT: Ich könnte mir aber vorstellen, dass es bei der Social Media-Content Creator und -Eventfilmer-Zielgruppe ähnlich wie früher bei der BM Pocket erst einen Run auf die Kamera gibt und dann doch eine Enttäuschung bzw. ein Verstauben der Kamera im Regal, weil unkompliziertes 10bit-h265 sowie ein großes und preiswertes Objektiv- und Zubehörökosystem (DJI-Mic in den Hotshoe etc.) eben doch das Brot und die Butter dieser Gruppe ist. Würde mich daher nicht wundern, wenn man in 1-2 Jahren die ZR unkompliziert gebraucht schießen kann.