iasi hat geschrieben: ↑Mo 27 Mai, 2024 01:00Erfahrene Leute? Nein, danke.
Gute, kreative und innovative Leute? Ja, bitte.
Mir wären kreative, innovative Leute mit Erfahrung lieber.
Nix gegen unerfahrene, aber bitte nicht als Head of…
Ich hatte es schon mit genug unerfahrenen Menschen in verantwortlichen Positionen zu tun. Sehr häufig kam es vor, dass gewisse Vorstellungen derer einfach nicht mit den vorhandenen Ressourcen (Zeit, Manpower, Equipment) umzusetzen waren. Der ganze Umfang und die Konsequenzen der Idee wurden nicht erfasst. Dann gibt’s immer wieder Tränen am Set, wenn festgestellt wird, dass Wunsch und Realität nicht in den Drehplan passen. Meist wird dann schnell ein Plan B am Set entwickelt und das Ergebnis ist eher schlecht als recht.
iasi hat geschrieben: ↑Mo 27 Mai, 2024 01:00Neulich hatte ich eine Doku gesehen und dann vom DP gelesen, dass er sein nächstes Projekt nur mit mehr Mitteln machen würde.
Hat er also seine „Erfahrung“ bei dieser Doku gemacht und will diese gerne nutzen. Sehr gut. Gib ihm noch 2-3 Dokus, dann ist er sattelfest :)
iasi hat geschrieben: ↑Mo 27 Mai, 2024 01:00Überstunden macht man nur, wenn man einen Haufen Leute bezahlen und die Drehtage unter das Minimum zusammenkürzen muss.
Das ist ein anderes Department, das für die Drehplanung zuständig ist. Ich kann nur für mein Department planen und halte mich an die Erfüllung der Dispo (die andere Leute machen. Ich kann nur nach Besprechung und VB meine geplanten Zeiten für die gewünschten Aufgaben durchgeben. Was dann in der Drehplanung gemacht wird, entscheide nicht ich). Wenn der Drehtag dann länger dauert, liegts daran, dass irgendwo irgendwer etwas nicht berücksichtigt hat, weil falsch geplant wurde. Erfahrung hilft bei der Planung ungemein.
iasi hat geschrieben: ↑Mo 27 Mai, 2024 01:00Den Raum nimmst du dir, indem du das Budget mit deinen professionellen Ansprüchen überdehnst.
Focus-Puller hier, Zusatzbeleuchter da. Dann noch der Fahrer und der Helfer für den Lichtlaster. Und und und ...
Lass dir das mal auf der Zunge zergehen. Du buchst einen Profi und bemängelst seinen professionellen Anspruch? Dann kann ich dir sagen, buch mich besser nicht :D
Ich buche doch keinen Zusatz, weil mir danach ist? Ich habe eine Aufgabe und ein Zeitfenster. Das muss ich bedienen. Ich stelle meine Bedingungen um die von mir gewünschte Aufgabe erfüllen zu können.
Ich glaube du redest eigentlich von Guerilla-Produktionen. Hatte ich in meinen jüngeren Jahren genug. Das würde ich heute nicht mehr ohne weiteres machen. Das war in der Regel Chaos pur bei mäßigen Ergebnissen, weil es an allen Ecken und Enden an allem gefehlt hat sowohl essentiellen Dingen (Essen, Trinken, Unterkunft, Über-/Unterstunden) als auch Gestaltungsmittel (Zeit, Personal, Equipment). Von Arbeitsschutz mal ganz zu schweigen.
Natürlich kann das trotzdem funktionieren, aber ich würde mein Geld lieber beim Roulette investieren.
iasi hat geschrieben: ↑Mo 27 Mai, 2024 01:00Wenn ich bei einem Regentag 30 Leute bezahlen muss, belastet das das Budget nun einmal sehr viel stärker als bei 10 Leuten.
Korrekt, Watson. 5 Leute kosten noch weniger. 60 mehr.
Aber 10 Leute können nicht die gleiche Arbeit von 30 machen. Also muss die Aufgabe an die vorhandenen Ressourcen angepasst werden oder die Ressourcen der Aufgabe. Das muss immer im Gleichgewicht sein, auf einer Seite was wegstreichen funktioniert nicht. Das gibt Überstunden oder unerwartet schlechte Ergebnisse oder Unfälle. Will man alles nicht als Produzent.
iasi hat geschrieben: ↑Mo 27 Mai, 2024 01:00In deinen 29 Jahren Erfahrung sind z.B. nicht die hohen Empfindlichkeiten heutiger Kameras enthalten.
Ich hab doch schon genug über High-Iso hier im Forum geschrieben? Z.B. bei meinen Ausführungen vom 1&1 Dreh als ich es mit Rauschen/Dynamikverlust bei 12.800 ISO zu tun hatte und daraus Lehren gezogen habe (
viewtopic.php?p=1203531#p1203531 ), oder neulich im FX3 The Creator Thread (
viewtopic.php?p=1226866#p1226866 ).
Glaub mir, High-ISO ist ein Werkzeug das ich in meinem Kasten habe und es bei Bedarf auch nutze, das ist ein Teil meines täglichen Brotes… Und ich profitiere aktiv davon.
iasi hat geschrieben: ↑Mo 27 Mai, 2024 01:00Ich habe erlebt, wie Routinen unflexibel machen und diese zunächst auch sklavisch abgearbeitet wurden, um dann am Ende chaotisch versucht hat, mit der verbleibenden Zeit irgendwie hinzukommen.
Erzähl doch mal, dann kann ich diese Routinen, die dir unnütz vorkommen, besser beurteilen.
iasi hat geschrieben: ↑Mo 27 Mai, 2024 01:00Wenn ich 40 Drehtag mit einer kleinen Crew zur Verfügung habe, komme ich weniger unter Zeitdruck, wie wenn ich mit 20 Drehtagen bei normaler Crew auskommen muss.
Korrekt, aber was willst du damit ausdrücken?
Ich brauche doch nicht pauschal ein großes Team mit viel Equipment und viel Zeit? Ich brauche immer so viele Ressourcen, wie die Aufgabe erfordert, die ich bewältigen muss. Ich kann Jobs auch alleine machen (
viewtopic.php?p=1227398#p1227398) wenn genug Ressourcen da sind. Beim verlinkten Beispiel war die wichtigste Ressource Zeit. Hätte ich davon weniger gehabt, hätte ich mehr Personal gebraucht, ist doch ganz einfach? Ich erfülle einfach meinen Job, also die Anforderungen und nutze dafür angemessene Ressourcen. High-ISO und AF waren auch schon mit einberechnet.
iasi hat geschrieben: ↑Mo 27 Mai, 2024 01:00Tja - und wo sind sie denn dann, die innovativen Produktionen auf besserem Qualitätsniveau?
Ich kann dir nix zu Produktionen sagen, bei denen weder ich noch mein Umfeld dabei waren.
Aber ich kann dir sagen AF, Stabi, High-ISO sind alles Mittel, die ich ständig nutze. Der AF bringt mir in vielen Einstellungen eine Schärfe on Point, die kein Puller jemals haben könnte. Natürlich kann der AF nicht alles, was der FP kann, aber andersrum genauso. Aber heute kann ich wählen, ob ich den AF nehme oder MF/FP. Auch dass die Stabilisierung mir heute Aufnahmen aus der Hand/Easyrig gelingen, die ohne Stabi bzw. mit leichter Kamera einfach zu unruhig wären. High-ISO kann ich dann einsetzen, wenn ich dadurch einen Vorteil sehe, z.B. available Light oder kleinere Einheiten zu verwenden.
Aber das ist etwas müßig darüber zu reden, weil das haben wir alles schon durchgekaut. Das Thema möchte ich ungern vertiefen, hatten wir alles schon. Ich bin ein Freund von Innovationen und nutze sie gerne am Set und auch in der Post (allerdings ist Frank mir da glaube ich um Lichtjahre voraus :))
iasi hat geschrieben: ↑Mo 27 Mai, 2024 01:00
Ich würde die Handlung, die Drehorte, die Anzahl der Darsteller, die Größe der Crew ... dem Budget anpassen, das zur Verfügung steht.
Ja ist doch prima, top!
Allerdings bist du dann Drehbuchautor und gleichzeitig Produzent. Ist mir sehr selten vorgekommen.
Wie ich schon sagte, Drehbuch (Künstler) und Produzent (Geschäftsmann/Buchhalter) ticken vom Naturell her anders. Beide Eigenschaften findet man selten bei einer Person, deshalb gibt’s das nicht so häufig.
Aber auch das hatte ich schon, als der (charismatische, gutaussehende) Stuntman, per Erbe an ein großes sechsstelliges Budget gekommen ist und Produktion, Regie und Hauptdarsteller eines Kurzfilmes in einer Person war. Zugegeben, sein Auftreten hat suggeriert, er wüsste auf was er sich einlässt. Von wegen. Was für ein chaotischer, verpeilter Dreh über mehrere Tage, weil an allen Ecken und Enden Expertise gefehlt hat und die Drehtage völlig unterschätzt wurden. Ich habe nie eine Veröffentlichung des Filmes gesehen, ich denke, das ganze Projekt war ne Null-Nummer, bei der der Stuntman sein Erbe verzockt hat…
iasi hat geschrieben: ↑Mo 27 Mai, 2024 01:00Und ich würde die Produktion so planen, dass mehr Drehtage zur Verfügung stehen, als die üblichen Routinen errechnen würden.
Dann erzähl mal, auf welche Routinen du verzichten würdest, dann kann ich dir sagen, welche Routinen mir sinnvoll erscheinen. Ich kann natürlich immer nur von dem Reden womit ich Erfahrung habe, das ist Kamera, Licht und Grip.
iasi hat geschrieben: ↑Mo 27 Mai, 2024 01:00Und wichtig: Wer mit 1 Million Budget einen 10 Millionen-Film drehen will, bekommt dann am Ende einen Film hin, der aussieht, als habe er nur 100.000 gekostet.
Pauschales Geschwätz.
Letztlich fand ich deinen letzten kompletten Beitrag argumentativ total dünn, aufgebaut auf Pauschalisierungen und Vermutungen.
Du unterstellst den erfahrenen Leuten eine gewisse Fortschrittsmüdigkeit, differenzierst dabei nicht einmal, sondern machst hier einen Schwarz/Weiß Teilung.
Du sagst eigentlich:
Erfahrene Leute = Träge, in Routinen verhaftet, nicht innovativ
Unerfahrene/Unbefangene Leute = Kreativ und in Verbindung mit Innovationen deutlich überlegen
Das ist auf allen Ebenen falsch, weil ich das jeden Arbeitstag erlebe, dass es eben genau nicht so ist und ich bin am Puls der Zeit, jedenfalls in meinen Bereichen und deshalb lasse ich Pauschalisierungen hier nicht zu.
Schau mal, viele dieser Routinen zu machen haben doch nichts mit Spaß oder Zwangsneurose zu tun. Wenn ich vom Lichtbereich spreche, dann kann ich getrost sagen, dass 30-40% der geleisteten Arbeit sich oft nicht direkt aufs Ergebnis auswirken. Z.B. was ich als Oberbeleuchter alles unternehmen muss um meine Bauten abzusichern. Wenn ich diese Absicherungen vernachlässige und jemand was auf den Kopf fällt, die Konsequenzen will niemand tragen, ich schon gar nicht.
Oder, wenn ich etwas vorsorglich aufbaue, was (meiner Erfahrung nach) evtl. benötigt wird, dann spare ich in dem Moment wenn es eingesetzt wird wichtige Drehzeit. Das ist eine Abwägung. Wenn mir ein verantwortlicher sagt, das und das braucht man nicht. Okay, damit kann ich leben. Wenns dann doch gebraucht wird, dauerts halt länger. Das ist mir unterm Strich egal. Aber ich muss mich irgendwann bei irgendwem dafür rechtfertigen, warum das so lange gedauert hat. Dann will ich gerne sagen können: "Der hats so angesagt."
Ich baue das nicht zum Spaß auf. Das ist Arbeit die ich nicht umsonst machen will. Aber nicht benutzen heisst nicht gleichzeitig unnütz.
Oder, wenn du nicht auf Pausen so wie sie gesetzlich vorgeschrieben sind beachtest, hast du ein gewaltiges Problem, wenn etwas in der 7. Stunde passiert und du noch kein Mittag gehabt hast. Dann fragt sich die Berufsgenossenschaft ob der Unfall mit Pause nie passiert wäre und fragt dich warum du dich nicht an die Gesetze hälst. Gleiches trifft auf entsprechende PSA zu. Wenn die Leute nicht ausreichend geschützt sind, bekommt der der das sagen hat ein Problem. Hier ein kleiner Leitfaden dazu (Downloadlink PDF):
https://kinematografie.org/service/dlat ... aftung.pdf
Lass doch deine Routinen mal beim Autofahren weg. Einsteigen, nicht blinken, kein Schulterblick, einfach losfahren. Ja geht das geht bestimmt schneller. Und wenn man keinen Unfall macht, braucht man auch keinen Gurt. Wozu also überhaupt anschnalllen? Und was soll der Erste-Hilfe-Koffer? Der letzte ist ja schon wieder ungenutzt abgelaufen - braucht man also gar nicht. TÜV? Unnötig - Auto läuft doch.
Du willst Kosten bei einer Produktion sparen, das verstehe ich, finde ich auch sinnvoll.
Du willst dazu Ressourcen sparen, auch das verstehe ich.
Ich sage dir, dass Ressourcen am falschen Ende gespart Einbußen bringt. Entweder du verheizt die Leute, das Equipment, riskierst ggf. Unfälle, musst Überstunden bezahlen oder schmälerst dein Ergebnis.
Innovationen verändern meinen Ressourcenbedarf, das ist aber schon berücksichtigt. Das ist der Punkt, von dem du ausgehst, dass alle Filmschaffenden mit Erfahrung sich keinen Innovationen bedienen? Ich kann davon das Gegenteil berichten und frage mich wie du auf dieses dünne Brett kommst.
So ziemlich alle, die ich in der Branche kenne und ihren Job ernst nehmen, beschäftigen sich damit. Das hat nicht einmal was mit Lust zu tun. Das ist Geschäftssinn. Wer nicht mithält, wird schnell überholt. In den ganzen letzten 20 Jahren hat es nur so gescheppert von Innovationen in unserem Bereich, das ist normaler Alltag. Infos über Neuheiten lesen, Videos über Produkte gucken, das Zeugs selbst ausprobieren, das hat einen Platz in der täglichen Routine. Wenn dir das auch noch Spaß macht, dann haste auch eine wichtige Eigenschaft, die man als Filmer braucht.
Ich als Dienstleister (egal als DoP oder Oberbeleuchter) werde mich und meine Leute schützen um mit angemessenen Bedingungen arbeiten zu können, denn wir machen das alle hauptberuflich und planen das ein Arbeitsleben lange zu machen. Ich hab mich schon genug kaputt gemacht, weil irgendwelche Leute dir hierarchisch über dir stehen, die falschen Entscheidungen getroffen haben. In jungen Jahren macht einem das weniger aus, als wenn das schon ein paar Jahre macht.
Du willst wahrscheinlich (nur) diese jungen Leute, die sagen scheiß drauf?
Dann würde ich dir sagen, geh weg aus meiner Branche, ich werde viel dafür tun dir das Leben schwer zu machen. Und wenn du mal selbst in Führungsposition drehen solltest schicke ich dir die BGETEM ans Set ;)
Oder willst du einfach nur, dass aktuelle/innovative Gestaltungsmöglichkeiten genutzt werden? Das passiert jeden Tag, die Branche ist im stetigen Wandel. Erfahrung hilft, Innovationen in der Praxis einschätzen zu können. Wenn man bedenkt wie junge Filmer permanent geködert werden um ihr GAS zu steigern und unnützes Zeugs zuhause rumliegen haben, das nicht eingesetzt wird...