roki100 hat geschrieben: ↑Do 30 Jun, 2022 09:24
Das verstehe ich trotzdem nicht.
Um es noch komplizierter zu machen^^ :
Mit 16:9 Super35 + Sphärische Linse bekomme ich ungefähr das selbe, hier Beispielbilder:
viewtopic.php?f=35&t=149202&hilit=Linse ... 0#p1136103
Ich habe es mit Speedbooster getestet: MFT 2xCrop x0.71 Speedbooster ist = Crop: 1.42
MFT 4/3 + 1.33x ist aber dennoch ein anderes Format, siehe oben Bilder... was ist das dann für ein Crop!?
Du gerätst hier mit der Semantik "Crop" durcheinander - und zwar mit der Weise, wie "Crop" (a) in der (Amateur-)Fotografie und (b) in der Videografie verwendet werden.
Ersteres - "Crop-Sensor" als alle Sensorformat unterhalb Kleinbild/FF - gehört IMHO auf den Müllhaufen der Geschichte. Das stammt noch aus der Zeit, in der Kleinbildfotografie der universelle Amateurfoto-Standard war und Amateurfotografen (sowie Fotojournalisten) nicht gewohnt waren, in verschiedenen Filmformaten und den korrespondierenden Brennweiten (wie Großformat, Mittelformat, Kleinbild) zu rechnen. Als um die Jahrtausendwende die ersten Digital-Spiegelreflexkameras von Nikon, Canon und Pentax auf den Markt kamen, hatten die alle APS-H- oder APS-C-Sensoren, aber dieselben Bajonette und Objektive wie deren analogen 35mm-Kleinbild-Vorläuferkameras. Es gab damals noch keine dezidierten APS-C-Objektive. Also mussten Fotografen, die vom analogen Kleinbild kamen, ihre Brennweiten umrechnen, weil ihr 35mm-Weitwinkelobjektiv nun plötzlich ein Normalobjektiv war und ihr 50mm-Normalobjektiv ein Porträt-Tele. Dadurch kam der Begriff des "Crop-Faktors" bzw. "Crop-Sensors" in die Welt - und ab 2002 (bzw. bei Nikon erst ab 2007!), als die ersten DSLRs mit Kleinbild-Sensor auf den Markt kamen, dann "Full Frame", weil damit der Beschnitt der alten Kleinbildobjektive wegfiel...
Zweiteres - "Crop" in der Videografie. Wenn man z.B. mit einer MFT-Kamera mit ihrem 4:3-Sensor kameraintern 16:9-Video aufnimmt, wird der Sensor vertikal beschnitten bzw. nur ein Teil der Sensorfläche verwendet. Nicht anders ist es bei APS-C- und Full Frame-Kameras, deren 3:2-Sensoren ebenfalls für 16:9-Video beschnitten werden. [Das ist im Prinzip das gleiche Verfahren wie bei analogem Super35-Film, bei dem für Breitwandformate ebenfalls ein schmaleres Bild bzw. weniger Perforationslöcher pro Einzelbild benutzt werden.]
Wenn man mit einer MFT-Kamera wie der GH5/6 Open Gate-Video bzw. Video im vollen Sensorformat aufnimmt, kriegt man logischerweise eine höhere vertikale Auflösung (weil mehr Sensorpixel verwendet werden), erhält aber ebenso logischerweise nur 4:3-Video wie in 30er/40er Jahre-Kinofilmen oder 70er/80er Jahre-Fernsehserien. Um sowohl Open Gate und voller Sensorauflösung, als auch im Breitbild-Format aufzunehmen, könnte man z.B. vor seine GH5 das anamorphische Sirui 50mm 1.33x-Objektiv schrauben, denn dann kriegt man folgendes: Bei der 4:3 Open Gate-Aufnahme wird das Bild horizontal um den Faktor 1.33 gestaucht und verändert sich das Seitenverhältnis also nach der Entzerrung/reziproken Streckung in der Post zu (4*1.33):3 = 5.33:3 = 1:1.777 = 16:9. Abgesehen von Flares, (bei 1.33x nur leicht...) ovalem Bokeh und sonstigen Retro-Effekten hat man hier also den Vorteil, Open Gate und 16:9-Bild kombinieren zu können.
Bei den meisten Hybridkameras ist jedoch keine Open Gate-Aufnahme möglich, sondern nur 16:9-Video - also (echter, nicht nur virtueller bzw. Amateurfotografen-rechenkrückenhafter) Sensorbeschnitt. Dann muss den Stauchfaktor des Anamorphoten noch dazurechnen, also bei 16:9: (16*1.33):9=21.33:9=1:2.37, was dem klassischen Cinemascope entspricht. Deswegen sind 1.33x-Anamorphoten neuerdings so beliebt, eben weil sie 16:9-Kameras auf Cinemascope bringen. Wobei man natürlich auch einfach 16:9 aufnehmen und in der Post auf 1:2.37 (bei UHD: 3840x1620, bei HD: 1920x810) beschneiden kann, was i.d.R. optisch sauberer ist, als die verzerrenden und optisch eher Lo-Fi-artigen Budget-Anamorph-Objektive... Aber viele wollen halten den LoFi- und Retro-Look.
Durch seine Stauchung wirkt der Anamorphot außerdem als Weitwinkel-Konverter, aber nur auf der horizontalen Achse. Im Falle des 50mm-1.33x-Sirui ist also die faktische, entzerrte Brennweite 50/1.33=37.5mm auf der Horizontalachse ggü. 50mm auf der Vertikalachse. An MFT verhält sich das Objektiv daher als ein Hybrid aus leichtem Porträt-Tele (75mm-Kleinbild-äquivalent) und Standard-Tele (100mm-Kleinbild-äquivalent). Wenn man stattdessen die APS-C-Variante desselben Sirui-Objektivs kauft, hat man 37.5mm + 50mm eine Kombination von Standard-Brennweite und leichtem Porträt-Tele.
Die kleinere der beiden Brennweiten definiert dabei den Bildwinkel, die größere die Bildwirkung (bzw. Telekompression, bzw. das Größenverhältnis von Bildvordergrund und -Hintergrund). Wenn ich vor eine Kleinbildkamera z.B. einen 75mm-2x-Anamorphoten schraube, habe ich den Blickwinkel eines leichten 37,5mm-Weitwinkelobjektivs kombiniert mit der Bildwirkung eines leichten Porträt-Teles.