cantsin hat geschrieben:Ausserdem: Für Raw-Videomaterial gibt's sehr wohl einen klassischen Weissabgleich-Regler, im Raw-Tab.
rudi hat geschrieben:Drum auch der einleitende Satz im Artikel:
"Außer beim Debayering von RAW-Material gibt es unseres Wissens in DaVinci Resolve weit und breit keine entsprechende Weißabgleichs-Funktion.
Das ist ein Farbtemperatur-Regler. Einen Weiß/Grauwert als neutral zu definieren erlaubt er dagegen nicht.
In Apples Color, dem ersten Farbprogramm, das ich kennenlernte, gab es ebenfalls keinen Weißabgleich. In Color Finesse gab es keinen direkten Weg, genau so wenig in Lumetri (auch der Farbtemperaturregler). Der einzige direkte WB-Picker scheint mir im ACR zu sitzen.
Und nun Resolve - warum?
Vielleicht, weil bei dem Aufwand, den ihr dort in der Redaktion betrieben habt, dies hier herauskam:
Was soll das denn sein? Das fertige, genießbare, präsentable Endprodukt? Bei dem der Betrachter raunt, Potzblitz, na
das sind mal Farben! ???
Denn dann würde ich sagen, igitt, der Puppe wurden aber eben die Weißheitszähne mit der Rohrzange gezogen, und das Kaninchen, das da aus dem Bild springt, glüht irgendwie rosa.
Und als wertemäßig optimierter Ausgangspunkt für die weiteren Gradingnodes taugt es noch viel weniger.
Für Color und Resolve weiß ich aus den Ripple-Kursen, dass ein Schritt der Farbkorrektur die Entfernung eines offenkundigen Stichs ist (der natürlich durch beim Drehen vergessenen Weißabgleich gekommen sein kann). Man stellt eine Farbbalance her, meist unter paralleler Beobachtung des Referenzmonitors und der RGB Parade. Interessanterweise erwähnen die Handbücher solch ein banales Zeug wie "Weißabgleich" erst gar nicht. Zur
A(utomatik)-Funktion sagt Handbuch-Schöpfer Alexis van Hurkman im September 2015 Manual (S.660), dass es zu so ungefähr 50% aller Clips "etwas taugt", meist aber eher nicht.
Eine provokante These: Weißabgleich ist für Live-Fernsehen (das Papier des armen Tagesschau-Sprechers - ist es nicht eigentlich längst eine Requisite wie das Stethoskop um den Hals des Serien-Doktors? - soll natürlich nicht gelb und damit vergilbt aussehen) und aktuelle Berichterstattung, in der ein "Stil" unerwünscht ist.
Ansonsten ist es vermessen, irgendein Motivdetail als weiß oder grau auszuwählen. Per se, weil reines Weiß sowieso selten ist. Im weiteren Sinne, weil Licht eine Farbe hat und nur über dem Stahltisch in der Pathologie eventuell nicht.
Darüber hinaus ist es mit der Farbneutralität auch aus einem weiteren Grund Essig: der verwendeten Kamera. Darum auch gibt es die Farbcharts und Color Match.
Ich bin selbst kein Colorist, aber das Testbild würde ich nur durch
a) eine Zentrierung im Vektorskop durch das globale Color Wheel
b) eine leichte Balance der RGB-Verteilung in der Parade
c) durch leichte Entsättigung
vornehmen.
Das Ergebnis sieht nach Kunstlicht aus, ohne aber einen auffälligen Stich zu haben. Ob die Wand neutralgrau wäre, bei neutralweißem Licht, kann ich nicht entscheiden, ich kenne die Wand nicht. Ich glaube nur, es ist sinnlose Liebesmüh', Neutralität zu erzwingen, die es objektiv sowieso nicht gibt. Und das Fehlen der Weißabgleich-Funktionen in den Color-Programmen scheint mir Recht zu geben?