WoWu hat geschrieben: ↑Mo 16 Apr, 2018 22:43
@Roland
Du gehst immer davon aus, dass WB erst in der Post bei RAW gemacht wird.
Die Annahme ist falsch denn bereits aufgrund der unterschiedlichen Quanteneffizienz nimmt der Hersteller im RAW Format einfluss auf den ersten Verstärker (im Sensor, bzw. bei Dual gain) direkt nach dem Sensor. Grund dafür ist die Beeinflussung des Noisepegels im Signal.
Dazu wird eine Reglung an der Stelle durchgeführt, an der das wenigste Rauschaufkommen vorliegt und möglichst noch vor der Quantisierung stattfindet, weil die weitere Rauschquellen hinzufügt. Auch ist es mit einer einfachen Pegelanhebung nicht getan sondern entlang der Farbanalyse des Bildes müssen bei hohen Grün und Rot Werten, diese verhältnismässig abgesenkt werden, und Blau nur mässig angehoben, damit der Rauschpegel im Bild sich noch gleichmässig verteilt.
Solche Vorgänge bedürfen einer relativ aufwändigen Bildanalyse, sind aber sicher von Kameratyp zu Kameratyp unterschiedlich und nicht jeder handelsübliche Camcorder wird einen so aufwändigen Prozess durchlaufen, wohl aber kommerzielle Kameras.
Daher funktionieren solche Recovery Algorithmen auch nur begrenzt und auch nicht für weißes Licht, weil es dabei keinen Kanal mehr gibt, der nicht ausgeglichen ist.
Das der WB "immer" im Post gemacht wird habe ich nicht behauptet, Ausnahmen sind bekannt. Ich denke nur dass wir zu der von Dir beschriebenen Vorgehensweise "heute" wahrscheinlich keine belegbaren Nachweise/Beispiele mehr finden.
Es war aber bei der Nikon D2x tatsächlich so (hatte ich schon beschrieben), dass man den WB ungleichmäßig (R, G, B auf Bayerbasis) in der Kamera vorverstärkt hat. Hilfestellung war dazu der externe Sensor im Dachkant oben (ähnlich EOS 1D MKI).
Wie würde das bei einer Kamera ohne Hilfssensor funktionieren?! Hier kann der WB nur aus den Bilddaten abgeleitet werden. Wird hier eine Farbtemperatur abgeleitet die nicht der "nativen Farbaufnahmetemp." des Sensors entspricht müssten ein bis zwei Kanäle der R,G,B Kanäle auf Bayerbasis durch individuelle Analogverstärkung angepasst werden.
Kann man ohne weiteres so machen und macht auch Sinn wenn die A/D Quantisierung "stark limitiert" ist. Die Dynamik der A/D Wandlung würde so besser ausgenutzt. Auf der anderen Seite verliert man aber eine Haupteigenschaft der RAW Verarbeitung, den WB im Post frei und vor allem verlustfrei zu setzen.
Kann mir beides vorstellen und beides hat seine Vorteile. Was wo heute zum Einsatz kommt, glaube das bleibt Herstellergeheimnis. Mir liegen keine Nachweise vor.
Selbst wenn es heute noch so wäre wäre das aber trotzdem keine Vorraussetzung dafür dass die vorliegenden RAW Daten vor dem Debayering nochmal verändert werden müssten.
Es hat hier auch wie Du richtig sagst hauptsächlich nur den Grund die Quantisierung der A/D Wandlung der Analogsignale besser auszunutzen, es wurden die Analogsignale angepasst/ungleichmäßig verstärkt.
Im Post macht das aber keinen Sinn da wir hier technisch "nicht" begrenzt sind. Es hätte hier keinen sinnvollen Nutzen mehr.
Nochmal zu meiner Aussage: ich sage dass bereits aufgezeichnete RAW Daten im Post nicht mehr auf Basis der RAW Daten vor dem Debayering angepasst werden. Wir stellen lediglich Werte für black shading fest sowie bad pixels.
Die gesamte folgende Bearbeitung findet auf Basis der debayerten Daten statt. Auch im "RAW Dialog" wird zuerst debayert.
Gerade bei der Standbildverarbeitung macht das Sinn da der Debayeringprozess deutlich aufwändiger ist als eine RGB Transformation. Für eine Änderung auf RAW Basis muss ich u.A. die CFA kennen und invers debayert die Daten manipulieren. Dann zur Ansicht nach einer Änderung jedes Mal aufwändig debayern.
Einfacher und schneller ist es die vorliegenden RAW Daten 1:1 zu debayern und anschließend sämtliche Transformationen auf RGB Basis zu machen, alles weiterhin mit hoher Quantisierung.