andieymi hat geschrieben: ↑Mo 04 Jul, 2022 09:39
Ich weiß nicht wie es Dir geht - aber ich finde es unglaublich bereichernd mit Coloristen zu arbeiten. Nicht, dass man nicht selbst eh eine Vorstellung hat, wie etwas gehört - aber nach der Prämisse kann man auch alles selbst machen: Regie, Kamera, Schnitt, ... ich übertreib leicht, aber Du weißt, worauf ich hinaus will.
Finde das an sich ähnlich wichtig, wie eine gute Regie - Kamera - Arbeitsbeziehung. Was da oft an Inputs kommen, die - und davon bin ich fest überzeugt - keinem noch so irgendwie perfektem Kameramann in der oft kurzen Zeit kommen würden, weil allein die Dreherfahrungen normalerweise zu einem recht fixen Mindset hinsichtlich gewisser Dinger führen, kann für ein Projekt nur bereichernd sein.
Ja und nein - als DP hab ich eigentlich schon vor dem Dreh ne 100% genaue Vorstellung von dem was ich am Ende haben will, entsprechend dreh ich es dann auch so.
Da für mich persönlich (your mileage may vary) das CC integraler Teil der Photographie ist - und ich in der glücklichen Situation bin es auch selbst machen zu können (ich hab das in den 90er Jahren auf ner Renaissance 8:8:8 gelernt) - mach ich das auch am liebsten selbst.
"Input" eines Coloristen, würde meiner ursprünglichen Gestaltungsabsicht ja entgegenlaufen - wobei das natürlich auch ne Bereicherung sein kann, aus meiner Erfahrung heraus aber eher selten ist - es ist dann meistens halt nur anders, aber nicht zwingend besser.
Liegt wahrscheinlich auch an meiner Kontrollfreak Natur, und daran daß ich halt schon von Anfang an eine sehr konkrete Vorstellung vom Bild habe.
andieymi hat geschrieben: ↑Mo 04 Jul, 2022 09:39
Ich glaube auch kaum, dass es bei szenischen Projekten dann tatsächlich so ist, dass Color gegen Kamera arbeitet, wie es bei Werbung schon oft der Fall sein kann.
Hatte ich leider schon zwei mal, und zwar in einem Maße, daß ich ernsthaft darüber nachgedacht habe, meinen Namen aus dem Film entfernen zu lassen - war für mich ein weiterer Grund, da ne Aversion dagegen zu entwickeln.
Wobei das ganze von der Produktion/Regie aus ging (die im Nachhinein erst ihre Meinung geändert hatten, und am Ende das Gegenteil von dem wollten auf was wir uns ursprünglich geeinigt hatten), der Colorist hat nur gemacht was man ihm sagte.
Auch beim Editing hängt das wohl in erster Linie damit zusammen, wie stark die ursprünglich Vision des Regisseurs bei Dreh ist.
Wenn sich ein Editor mit "frischem Blick" an - bereits mit anderer Intention gedrehtes - Material setzen kann und da tatsächlich noch was signifikantes raus holen kann, deutet das IMHO eher auf eine schwache Vision hin.
Wir kennen ja alle diese Sorte von Regisseuren, die auf Teufel komm raus 500% Coverage aus allen möglichen Winkeln drehen, und behaupten sie würden den Film dann im Schneideraum "finden".
Nach meiner Erfahrung findet man da nix, was man nicht vorher mit entsprechender Intention gedreht hat, und der Editor macht eigentlich Schadensbegrenzung - was zugegeben auch ne Kunst ist.