dienstag_01
Beiträge: 14691

Re: Ins Kino in Coronazeiten - Sehnsucht größer als die Angst

Beitrag von dienstag_01 »

cantsin hat geschrieben: Mi 06 Mai, 2020 22:00
dienstag_01 hat geschrieben: Mi 06 Mai, 2020 17:02 In meinen Augen ist es ja nur etwas sehr naiv zu glauben, wir ändern mal kurz die Förderbedingungen und haben dann bessere Filme, ein anders Publikum und ein anderes Kino.
Natürlich. Aber man sieht ja schon in anderen gesellschaftlichen Bereichen, dass nationale Masterpläne, bei denen Politik, Wirtschaft und andere Beteiligte sich auf konkrete und eingreifende Schritte zur Verbesserung der Lage einigen und an einem Strang ziehen, viel verändern können. Beispiele waren z.B. die Reform der Fußball-Nachwuchsausbildung mit Leistungszentren und neuen Trainingsmethoden im Fußball, nachdem der deutsche Fußball in den 90ern so auf den Hund gekommen war, dass die Nationalmannschaft sogar gegen die Farö-Inseln verlor. In begrenzteren Maße auch in der Wissenschaft, wo die Exzellenzinitiativen den Absturz der deutschen Universitäten verhindern konnten.

Wenn es so einen nationalen Masterplan deutsches Kino gäbe, bei dem alle Steine umgedreht würden (von Film- und Schauspiellehrplänen in Schulen über die Filmhochschulen, Universitäten, Filmförderung, private Finanzierung, ÖR, Kinematheken und kommunale Kinos) und die Systeme anderer, bezogen auf die Einwohnerzahl erfolgreicherer Länder (nicht nur Frankreich und Großbritannien, sondern z.B. auch Dänemark und Südkorea), könnte man wahrscheinlich innerhalb von zehn Jahren viel erreichen.

Stattdessen dümpelt der deutsche Film sozusagen auf Berti Vogts-Niveau.
Wir trainieren jetzt alle und alles von Klein auf in Filmkunst, so wie die Viererkette im Fußball in allen Nachwuchsmannschaften bis zum Erbrechen (und zum 0:10) exerziert wird. Mit sowas kann ich nun gar nicht anfangen. Ich würde da sogar als allererstes mal fragen, ob die international erfolgreichen Regisseure wirklich alle überhaupt durch ein Filmausbildungssystem gegangen sind. Vermutlich nicht.

Edit: Als PR Aktion hätte es wahrscheinlich was und würde Aufmerksamkeit generieren.



cantsin
Beiträge: 17055

Re: Ins Kino in Coronazeiten - Sehnsucht größer als die Angst

Beitrag von cantsin »

dienstag_01 hat geschrieben: Mi 06 Mai, 2020 22:37 Wir trainieren jetzt alle und alles von Klein auf in Filmkunst, so wie die Viererkette im Fußball in allen Nachwuchsmannschaften bis zum Erbrechen (und zum 0:10) exerziert wird. Mit sowas kann ich nun gar nicht anfangen. Ich würde da sogar als allererstes mal fragen, ob die international erfolgreichen Regisseure wirklich alle überhaupt durch ein Filmausbildungssystem gegangen sind. Vermutlich nicht.

Edit: Als PR Aktion hätte es wahrscheinlich was und würde Aufmerksamkeit generieren.
Sorry, das ist einfach Quatsch. Es fängt damit an, dass in Deutschland Schauspiel, Film und Mediengestaltung in den Oberschulen bestenfalls als AG (unbenotete Freiwilligen-Veranstaltung) angeboten wird und nicht als Notenfach wie in anderen Ländern (einschließlich der USA) und hört damit auf, dass es nur wenige Filmhochschulen gibt, Film- und Medienwissenschaften an Universitäten nur als Orchideenfach existiert und nur als Theoriestudium angeboten wird etc.etc.

Um mal ein anderes Beispiel zu wählen: Wäre Deutschland noch Weltspitze im Bereich der Orchestermusik und Aufführung klassischer Musik (sowie Komposition zeitgenössischer klassischer Musik), wenn es nicht (a) benoteten Musikunterricht in allen Schulen ab der Grundschule gäbe, (b) darüber hinaus städtische Musikschulen, (c) Oberschulen mit Musik-Spezialisierung für Hochbegabte sowie Landesjugendorchester und Nachwuchsförderung für Instrumentalisten, (d) ein gut ausgebautes, auf hohem Niveau operierendes System von Musikhochschulen und (e) Spitzenorchester sowohl auf Länderebene, als Rundfunkorchester und als Opernorchester in praktisch jeder Großstadt (und jeder Landeshauptstadt, selbst wenn sie eine Kleinstadt ist)?

Oder hier in den NIederlanden ist man absolute Weltspitze im Bereich Design (Produkt- und Grafikdesign), und Studenten aus aller Welt (einschließlich Südostasien) kommen hierher, um Design zu studieren - was damit zusammenhängt, dass es nicht nur 12 Kunsthochschulen in einem Land so groß wie Nordrhein-Westfalen gibt und dazu noch Designstudiengänge an allen großen Fachhochschulen und den drei technischen Universitäten, sondern auch damit, dass jede größere Stadt ein "Graphisch Lyceum" hat - also eine Ober- und Berufsschule speziell für Grafiker und visuelle Gestalter.

Wenn es auch nur eine annähernd vergleichbare Ausbildungsinfrastruktur und Talentförderung für Film und Mediengestaltung in Deutschland gäbe wie für Orchestermusik, sähe der deutsche Film garantiert anders aus. Und umgekehrt: Wäre die Talentförderung für Orchestermusik so mager wie die Talentförderung für Film und Medien, wäre die Konzertmusik in Deutschland innerhalb von 20 Jahren auf Provinzniveau.
"Wieso eigentlich überhaupt was drehen? Warum nicht jahrelang nur darüber philosophieren?" -stip



dienstag_01
Beiträge: 14691

Re: Ins Kino in Coronazeiten - Sehnsucht größer als die Angst

Beitrag von dienstag_01 »

cantsin hat geschrieben: Do 07 Mai, 2020 00:45
dienstag_01 hat geschrieben: Mi 06 Mai, 2020 22:37 Wir trainieren jetzt alle und alles von Klein auf in Filmkunst, so wie die Viererkette im Fußball in allen Nachwuchsmannschaften bis zum Erbrechen (und zum 0:10) exerziert wird. Mit sowas kann ich nun gar nicht anfangen. Ich würde da sogar als allererstes mal fragen, ob die international erfolgreichen Regisseure wirklich alle überhaupt durch ein Filmausbildungssystem gegangen sind. Vermutlich nicht.

Edit: Als PR Aktion hätte es wahrscheinlich was und würde Aufmerksamkeit generieren.
Sorry, das ist einfach Quatsch. Es fängt damit an, dass in Deutschland Schauspiel, Film und Mediengestaltung in den Oberschulen bestenfalls als AG (unbenotete Freiwilligen-Veranstaltung) angeboten wird und nicht als Notenfach wie in anderen Ländern (einschließlich der USA) und hört damit auf, dass es nur wenige Filmhochschulen gibt, Film- und Medienwissenschaften an Universitäten nur als Orchideenfach existiert und nur als Theoriestudium angeboten wird etc.etc.

Um mal ein anderes Beispiel zu wählen: Wäre Deutschland noch Weltspitze im Bereich der Orchestermusik und Aufführung klassischer Musik (sowie Komposition zeitgenössischer klassischer Musik), wenn es nicht (a) benoteten Musikunterricht in allen Schulen ab der Grundschule gäbe, (b) darüber hinaus städtische Musikschulen, (c) Oberschulen mit Musik-Spezialisierung für Hochbegabte sowie Landesjugendorchester und Nachwuchsförderung für Instrumentalisten, (d) ein gut ausgebautes, auf hohem Niveau operierendes System von Musikhochschulen und (e) Spitzenorchester sowohl auf Länderebene, als Rundfunkorchester und als Opernorchester in praktisch jeder Großstadt (und jeder Landeshauptstadt, selbst wenn sie eine Kleinstadt ist)?

Oder hier in den NIederlanden ist man absolute Weltspitze im Bereich Design (Produkt- und Grafikdesign), und Studenten aus aller Welt (einschließlich Südostasien) kommen hierher, um Design zu studieren - was damit zusammenhängt, dass es nicht nur 12 Kunsthochschulen in einem Land so groß wie Nordrhein-Westfalen gibt und dazu noch Designstudiengänge an allen großen Fachhochschulen und den drei technischen Universitäten, sondern auch damit, dass jede größere Stadt ein "Graphisch Lyceum" hat - also eine Ober- und Berufsschule speziell für Grafiker und visuelle Gestalter.

Wenn es auch nur eine annähernd vergleichbare Ausbildungsinfrastruktur und Talentförderung für Film und Mediengestaltung in Deutschland gäbe wie für Orchestermusik, sähe der deutsche Film garantiert anders aus. Und umgekehrt: Wäre die Talentförderung für Orchestermusik so mager wie die Talentförderung für Film und Medien, wäre die Konzertmusik in Deutschland innerhalb von 20 Jahren auf Provinzniveau.
Du scheinst nicht zu wissen, wer hier in Deutschland in den Orchestern sitzt.

Aber egal, ich habe überhaupt nichts gegen eine exzellente Ausbildung, deinen Bundesliga-Vergleich halte ich nur für kontraproduktiv.
Zuletzt geändert von dienstag_01 am Do 07 Mai, 2020 01:02, insgesamt 1-mal geändert.



cantsin
Beiträge: 17055

Re: Ins Kino in Coronazeiten - Sehnsucht größer als die Angst

Beitrag von cantsin »

dienstag_01 hat geschrieben: Do 07 Mai, 2020 00:55 Du scheinst nicht zu wissen, wer hier in Deutschland in den Orchestern sitzt.
Dann erklär's mir mal. (Dein Kommunikationsstil ist mal wieder gewöhnungsbedürftig.)
"Wieso eigentlich überhaupt was drehen? Warum nicht jahrelang nur darüber philosophieren?" -stip



dienstag_01
Beiträge: 14691

Re: Ins Kino in Coronazeiten - Sehnsucht größer als die Angst

Beitrag von dienstag_01 »

cantsin hat geschrieben: Do 07 Mai, 2020 01:01
dienstag_01 hat geschrieben: Do 07 Mai, 2020 00:55 Du scheinst nicht zu wissen, wer hier in Deutschland in den Orchestern sitzt.
Dann erklär's mir mal. (Dein Kommunikationsstil ist mal wieder gewöhnungsbedürftig.)
Naja, die kommen aus aller Herren Länder. Und sind sicher nicht alle von Kindesbeinen an hier ausgebildet.
Gerade was Ausbildung mit Üben bis zum Abwinken betrifft, scheint hier die Zeit vorbei zu sein.

Jetzt geht es gerade gegen die Staatliche Ballettschule in Berlin, wegen Menschenquälerei oder noch schlimmerem.



cantsin
Beiträge: 17055

Re: Ins Kino in Coronazeiten - Sehnsucht größer als die Angst

Beitrag von cantsin »

dienstag_01 hat geschrieben: Do 07 Mai, 2020 01:02 Naja, die kommen aus aller Herren Länder. Und sind sicher nicht alle von Kindesbeinen an hier ausgebildet.
Gerade was Ausbildung mit Üben bis zum Abwinken betrifft, scheint hier die Zeit vorbei zu sein.

Jetzt geht es gerade gegen die Staatliche Ballettschule in Berlin, wegen Menschenquälerei oder noch schlimmerem.
Okay, lebe jetzt beinahe 20 Jahre nicht mehr in D und habe daher wahrscheinlich ein Bild aus der Vergangenheit. Aber in der deutschen Filmbranche kann man ja nicht mal davon reden, dass es da irgendwelche harten und weltberühmten Schulen gegeben hätte, die jetzt den Bach runtergehen.

Wenn man sich nur mal ansieht, wer z.B. alles Studienabsolvent der Tisch School of the Arts in New York ist, dann sieht man, welchen Unterschied auch nur eine einzige Spitzenhochschule machen kann: https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_N ... rts_people
"Wieso eigentlich überhaupt was drehen? Warum nicht jahrelang nur darüber philosophieren?" -stip



Bluboy
Beiträge: 5501

Re: Ins Kino in Coronazeiten - Sehnsucht größer als die Angst

Beitrag von Bluboy »

Schlecht schauts aus.

Viele Verbraucher wollen ihr Verhalten im Alltag aufgrund der Corona-Krise ändern: Sie wollen auch nach Abflauen der Pandemie weniger ins Kino oder in Konzerte gehen, seltener reisen und einen Bogen um öffentliche Verkehrsmittel machen. Das geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten repräsentativen Umfrage der Unternehmensberatung McKinsey hervor.

https://www.t-online.de/finanzen/boerse ... ndern.html

Andere Meldungen berichten darüber dass den TV-Sendern die Werbeeinnahmen bis zu 40% wegbrechen.
Zuletzt geändert von Bluboy am Do 07 Mai, 2020 10:35, insgesamt 1-mal geändert.



dienstag_01
Beiträge: 14691

Re: Ins Kino in Coronazeiten - Sehnsucht größer als die Angst

Beitrag von dienstag_01 »

cantsin hat geschrieben: Do 07 Mai, 2020 01:15
dienstag_01 hat geschrieben: Do 07 Mai, 2020 01:02 Naja, die kommen aus aller Herren Länder. Und sind sicher nicht alle von Kindesbeinen an hier ausgebildet.
Gerade was Ausbildung mit Üben bis zum Abwinken betrifft, scheint hier die Zeit vorbei zu sein.

Jetzt geht es gerade gegen die Staatliche Ballettschule in Berlin, wegen Menschenquälerei oder noch schlimmerem.
Okay, lebe jetzt beinahe 20 Jahre nicht mehr in D und habe daher wahrscheinlich ein Bild aus der Vergangenheit. Aber in der deutschen Filmbranche kann man ja nicht mal davon reden, dass es da irgendwelche harten und weltberühmten Schulen gegeben hätte, die jetzt den Bach runtergehen.

Wenn man sich nur mal ansieht, wer z.B. alles Studienabsolvent der Tisch School of the Arts in New York ist, dann sieht man, welchen Unterschied auch nur eine einzige Spitzenhochschule machen kann: https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_N ... rts_people
Du scheinst wirklich der Meinung zu sein, dass in Deutschland die Ausbildung zu schlecht sei. Gut, da fehlt mir jeder Vergleich. Du vergisst dabei aber einiges. Die Marktmacht der großen Studios? Die deutschen Kinos sind der verlängerte Arm von Hollywood (sicherlich als Nachkriegsergebnis so gewachsen). Die Budgets? Auch Hollywood gibt nicht zum Spaß mehr als die Hälfte für Marketing aus. Die nutzen jedes Mittel, um sich durchzusetzen. Der Föderalismus ganz allgemein - kann Vielfalt bedeuten, aber eben auch Zersplitterung.
Das was du hier vorschlägst, so eine Art konzertierte Aktion (vor allem im Nachwuchsbereich) für den deutschen Film, mir kommt das total aus der Zeit gefallen vor. Bissel wie Erdogan, der vor ein, zwei Jahren das *türkische* Automobil postulierte. Kann sein, dass wir da bald bekommen, aber brauchen wir das?
Kino ist auch immer ein Blick *nach draußen* gewesen. Wenn das mal nicht mehr so sein sollte, ich weiß nicht, ob ich das als Fortschritt empfinden würde.



cantsin
Beiträge: 17055

Re: Ins Kino in Coronazeiten - Sehnsucht größer als die Angst

Beitrag von cantsin »

dienstag_01 hat geschrieben: Do 07 Mai, 2020 10:35 Du scheinst wirklich der Meinung zu sein, dass in Deutschland die Ausbildung zu schlecht sei. Gut, da fehlt mir jeder Vergleich.
Ich hab' eben mal spaßeshalber auf der Homepage der IFFR München nachgesehen, bei wem man da landet, wenn man Filmregie studiert. Die beiden Regie-Professoren dort sind Doris Dörrie und Marcus Rosenmüller, sowie ein Andreas Gruber, der laut IMDB u.a. eine "Bella Block"-Folge gedreht hat. Das zeigt ja geradezu beispielhaft, wie sich das Elend fortsetzt.

Du vergisst dabei aber einiges. Die Marktmacht der großen Studios? Die deutschen Kinos sind der verlängerte Arm von Hollywood (sicherlich als Nachkriegsergebnis so gewachsen). Die Budgets? Auch Hollywood gibt nicht zum Spaß mehr als die Hälfte für Marketing aus.
Ich sage ja auch nicht, dass Deutschland mit Hollywood konkurrieren muss (obwohl das vor hundert Jahren tatsächlich einmal klappte...). Und noch nicht einmal mit Frankreich oder England. Sondern nur, dass man mal die Ambition haben könnte, auf dem Niveau Dänemarks oder Südkoreas zu produzieren.
Das was du hier vorschlägst, so eine Art konzertierte Aktion (vor allem im Nachwuchsbereich) für den deutschen Film, mir kommt das total aus der Zeit gefallen vor. Bissel wie Erdogan, der vor ein, zwei Jahren das *türkische* Automobil postulierte.
Die deutsche Automobilindustrie gäbe es nicht ohne die vielen und guten Ingenieursstudiengänge in Deutschland, Hollywood nicht mehr ohne die großen Filmhochschulen (USC, American Film Institute, UCLA - alle drei direkt am Ort, plus Tisch in New York), Silicon Valley nicht ohne Stanford und Berkeley, den heutigen Reichtum der ehemaligen armen Agrarländer Baden-Württemberg und Bayern nicht ohne die Infrastruktur- und Industrieansiedelungspolitik ihrer Landesregierungen der Nachkriegszeit, die Hafenindustrie hier in Rotterdam nicht ohne einen schon im 19. Jahrhundert geschmiedeten, gigantischen Kanalbau-Masterplan. Natürlich können solche Unternehmen schiefgehen oder lächerlich sein, wenn man sie falsch anpackt.
"Wieso eigentlich überhaupt was drehen? Warum nicht jahrelang nur darüber philosophieren?" -stip
Zuletzt geändert von cantsin am Fr 08 Mai, 2020 00:30, insgesamt 1-mal geändert.



srone
Beiträge: 10474

Re: Ins Kino in Coronazeiten - Sehnsucht größer als die Angst

Beitrag von srone »

cantsin hat geschrieben: Fr 08 Mai, 2020 00:18 Ich sage ja auch nicht, dass Deutschland mit Hollywood konkurrieren muss (obwohl das vor hundert Jahren tatsächlich einmal klappte...). Und noch nicht einmal mit Frankreich oder England. Sondern nur, dass mal die Ambition haben könnte, auf dem Niveau Dänemark oder Südkorea zu produzieren.
wäre ein traum...:-)

speziell der asiatische film, ist uns in diversen ausdrucksformen weit überlegen, aber auch die skandinavier haben weit mehr mehr profil, als der dt einheitsbrei.

lg

srone
ten thousand posts later...



dienstag_01
Beiträge: 14691

Re: Ins Kino in Coronazeiten - Sehnsucht größer als die Angst

Beitrag von dienstag_01 »

cantsin hat geschrieben: Fr 08 Mai, 2020 00:18
dienstag_01 hat geschrieben: Do 07 Mai, 2020 10:35 Du scheinst wirklich der Meinung zu sein, dass in Deutschland die Ausbildung zu schlecht sei. Gut, da fehlt mir jeder Vergleich.
Ich hab' eben mal spaßeshalber auf der Homepage der IFFR München nachgesehen, bei wem man da landet, wenn man Filmregie studiert. Die beiden Regie-Professoren dort sind Doris Dörrie und Marcus Rosenmüller, sowie ein Andreas Gruber, der laut IMDB u.a. eine "Bella Block"-Folge gedreht hat. Das zeigt ja geradezu beispielhaft, wie sich das Elend fortsetzt.

Du vergisst dabei aber einiges. Die Marktmacht der großen Studios? Die deutschen Kinos sind der verlängerte Arm von Hollywood (sicherlich als Nachkriegsergebnis so gewachsen). Die Budgets? Auch Hollywood gibt nicht zum Spaß mehr als die Hälfte für Marketing aus.
Ich sage ja auch nicht, dass Deutschland mit Hollywood konkurrieren muss (obwohl das vor hundert Jahren tatsächlich einmal klappte...). Und noch nicht einmal mit Frankreich oder England. Sondern nur, dass mal die Ambition haben könnte, auf dem Niveau Dänemark oder Südkorea zu produzieren.
Das was du hier vorschlägst, so eine Art konzertierte Aktion (vor allem im Nachwuchsbereich) für den deutschen Film, mir kommt das total aus der Zeit gefallen vor. Bissel wie Erdogan, der vor ein, zwei Jahren das *türkische* Automobil postulierte.
Die deutsche Automobilindustrie gäbe es nicht ohne die vielen und guten Ingenieursstudiengänge in Deutschland, Hollywood nicht mehr ohne die großen Filmhochschulen (USC, American Film Institute, UCLA - alle drei direkt am Ort, plus Tisch in New York), Silicon Valley nicht ohne Stanford und Berkeley, den heutigen Reichtum der ehemaligen armen Agrarländer Baden-Württemberg und Bayern nicht ohne die Infrastruktur- und Industrieansiedelungspolitik ihrer Landesregierungen der Nachkriegszeit, die Hafenindustrie hier in Rotterdam nicht ohne einen schon im 19. Jahrhundert geschmiedeten, gigantischen Kanalbau-Masterplan. Natürlich können solche Unternehmen schiefgehen oder lächerlich sein, wenn man sie falsch anpackt.
Natürlich kannst du dir größere Ambitionen für den deutschen Film, vermutlich meinst du ja damit die deutsche Filmindustrie, wünschen und erhoffen. Ich kann nur mit deinen Vorschlägen nichts anfangen. Benotung für Schauspiel in der Schule? Sprich doch mal mit den Musikern, deren Videos du hier immer zeigst. Verstehen die dich da? Eigentlich reift in der Bildung gerade langsam die Erkenntnis, dass man damit die Kreativität kaputt macht. Dass ich das Gegenteil von jemanden höre, der ständig die größten musikalischen Spinner (positiv!!!) vor der Kamera hat, das irritiert mich.
Übrigens: wenn ich mir so die ersten Filme von Kim Ki-Duk ins Gedächtnis rufe, die sind so krass, die sehe ich in keiner Filmindustrie. Sowas macht einer einfach. Weil er das muss. Und das, dass darf man nie vergessen, lernt man an keiner Filmhochschule.



srone
Beiträge: 10474

Re: Ins Kino in Coronazeiten - Sehnsucht größer als die Angst

Beitrag von srone »

dienstag_01 hat geschrieben: Fr 08 Mai, 2020 00:50 Natürlich kannst du dir größere Ambitionen für den deutschen Film, vermutlich meinst du ja damit die deutsche Filmindustrie, wünschen und erhoffen. Ich kann nur mit deinen Vorschlägen nichts anfangen. Benotung für Schauspiel in der Schule? Sprich doch mal mit den Musikern, deren Videos du hier immer zeigst. Verstehen die dich da? Eigentlich reift in der Bildung gerade langsam die Erkenntnis, dass man damit die Kreativität kaputt macht. Dass ich das Gegenteil von jemanden höre, der ständig die größten musikalischen Spinner (positiv!!!) vor der Kamera hat, das irritiert mich.
Übrigens: wenn ich mir so die ersten Filme von Kim Ki-Duk ins Gedächtnis rufe, die sind so krass, die sehe ich in keiner Filmindustrie. Sowas macht einer einfach. Weil er das muss. Und das, dass darf man nie vergessen, lernt man an keiner Filmhochschule.
das eine ist das machen müssen, da bin ich gerne dabei, das andere konstruktive kritik zu erhalten, nein keine noten, um sich weiterzuentwickeln, aber anleitung, im sinne von weiterentwicklung, auseinandersetzung, lernen sich zu behaupten, da wäre noch viel raum.

lg

srone
ten thousand posts later...



cantsin
Beiträge: 17055

Re: Ins Kino in Coronazeiten - Sehnsucht größer als die Angst

Beitrag von cantsin »

dienstag_01 hat geschrieben: Fr 08 Mai, 2020 00:50 Eigentlich reift in der Bildung gerade langsam die Erkenntnis, dass man damit die Kreativität kaputt macht. Dass ich das Gegenteil von jemanden höre, der ständig die größten musikalischen Spinner (positiv!!!) vor der Kamera hat, das irritiert mich.
Interessanterweise haben ca. 50% der Spinner (da bin ich völlig bei Dir...), die ich aufnehme, ein abgeschlossenes Musikhochschulstudium... Und natürlich bin ich auf der Seite von Underground und DIY beim Filmemachen, ob das nun im Experimentalfilmbereich ist oder bei Low Budget-Splatter. Aber in dem Moment, wo wir von Millionbudgets und einer Filmindustrie reden, kommen professionelle Strukturen ins Spiel - die sich früher oder später auch in professionalisierter Ausbildung niederschlagen.

Kim Ki-Duk war abgebrochener Kunststudent in Paris... Und der konnte in Korea nur werden, was er wurde, weil es da eine professionelle Industrie gab. (So, wie wahrscheinlich auch ein David Lynch ohne Hollywood nicht funktionieren würde.)
"Wieso eigentlich überhaupt was drehen? Warum nicht jahrelang nur darüber philosophieren?" -stip



 Aktuelle Beiträge [alle Foren]
 
» Netflix kauft Warner/HBO
von ruessel - Fr 17:46
» James Cameron will Schauspieler nicht durch Prompts ersetzen
von Drushba - Fr 17:38
» ARD Produzentenbericht 2024
von freezer - Fr 16:39
» Sony Alpha 7 V ist da: 33MP Partially Stacked Sensor, 4K 60p ohne Crop und 16 Stops
von cantsin - Fr 16:33
» ARRI soll (Teil)Verkauf erwägen
von dienstag_01 - Fr 16:03
» ZILR ZIPR - Kamerawagen mit Elektroantrieb vorgestellt
von slashCAM - Fr 15:04
» Ist Videojournalist/Videoproducer/Kameramann ein aussterbender Beruf?
von Mantas - Fr 14:32
» Sehr Leichte Doku Kamera?
von cantsin - Fr 13:46
» Antigravity A1 - die erste 360° Drohne ist da
von tom - Fr 13:39
» Kling Video O1 - Multimodales Modell für generative und editierende Video-KI
von Xergon - Fr 4:31
» Was schaust Du gerade?
von pillepalle - Fr 2:38
» Bye Bye Crucial - Micron stellt Speichergeschäft für Privatkunden ein
von Drushba - Do 19:26
» Nikon ZR Lesertest - kleine Kamera, riesiges Interesse
von cantsin - Do 17:56
» Automatische Umschaltung auf Single‑ Viewer bei Widescreen- Monitor deaktivieren
von AndySeeon - Do 17:38
» Antigravity A1 - erste 360°-Kameradrohne ist offiziell
von Clemens Schiesko - Do 17:09
» Nikon ZR - Cinematische Anmutung durch halbiertes Debayering mit RED RAW NE
von Magnetic - Do 17:07
» Sony und slashCam verlosen eine FX2 Cinema Line Kamera
von Magnetic - Do 14:19
» Zeitrafferaufnahme in Hannover?
von Pianist - Do 13:09
» Biete Sony FX2
von dnalor - Do 10:20
» Externe Stromversorgung für Nikon ZR
von Clemens Schiesko - Do 0:30
» Was hörst Du gerade?
von Nigma1313 - Do 0:27
» Suche DZOFilm Catta Zoom 18-35mm, Kauf oder Tausch
von FocusPIT - Mi 20:56
» Fell für DeadCat - evtl. Meterware gesucht
von Jörg - Mi 9:21
» Zlog2 und V-Log Vergleich
von Darth Schneider - Di 19:10
» PITCH DEIN DREHBUCH!
von Nigma1313 - Di 14:08
» Blackmagic DaVinci Resolve 20.3 bringt Support für 32K-Workflows und mehr
von Jott - Di 11:59
» Runway Gen-4.5 ist da - wieder auf Augenhöhe mit Veo und Sora?
von slashCAM - Di 10:45
» !!BIETE!! DJI AIR 3 Fly More Combo RC2
von klusterdegenerierung - Di 9:22
» Dedo Weigert gestorben
von pillepalle - Di 2:43
» Mini DV auf PC übertragen - verlustfrei
von blueplanet - Mo 21:26
» Audio zu dünn und leise – bitte um Unterstützung
von Chiara - Mo 20:48
» ZUNOW WCZ-280 4K Weitwinkelvorsatz
von kasar - Mo 17:22
» ByteDance Vidi2 produziert selbstständig fertige Videos aus Rohmaterial
von slashCAM - Mo 15:57
» Pilot-Film "The Last Dwarf" am K3 Film Festival (BMPCC4k)
von Erik01 - Mo 12:19
» F1 - offizieller Teaser Trailer
von rob - Mo 11:16