Hmm, dieses Interface ist natürlich extrem preiswert, ob es wirklich zuverlässig am Mac funktioniert? Naja, viel verlieren kann man nicht.
Ansonsten: Ja, auf FS oder -1dBFs aussteuern für das Master. Ich bin halt der Meinung, dass es wenig Sinn hat, ein Master extra für die DCP-Konvertierung zu verbiegen, und ein 'normales' Master steuert man halt entweder auf FS aus, oder, wenn man schon irgendeine Referenz berücksichtigen will, auf den Broadcast-Standard -23LUFS. Wenn FCP-X ein eigenes LUFS Meter hat, wäre es mal interessant, dessen Werte mit denen von DCP-o-matic zu vergleichen.
Du kannst beim True-Peak problemlos bis 0dB gehen. Das sehe ich ständig auch bei kommerziell gemasterten HighEnd Trailern. Sample/True Peak bis zur Clipping Grenze ist vollkommen in Ordnung, RMS und LUFS sind relevant.
Ist natürlich wichtig, dass man das, je nachdem wie man sein Projekt in DCP-o-matic anlegt, auch unter dem DCP-Tab->Audio mit dem Levelmeter anschaut. Dort sieht man die Pegel, die tatsächlich im DCP landen - unter 'Inhalt(e)->Audio sieht man die inhaltsbezogenen Pegel. Die werden bei deiner Arbeitsweise mit einem einzigen Inhaltsfile und Mehrkanalaudio zwar identisch sein, aber man sollte den Unterschied im Hinterkopf behalten. DCP-o-matic gibt eine Warnung aus, wenn man bei Sample Peak/TruePeak zu nahe an Null kommt, aber das ist nur eine Warnung, sich nochmal zu vergewissern, was in den Pegeln passiert.
Eine etwas teurere, aber sehr elegante Möglichkeit für eine Surround-Abhöre ist ein normaler Hifi-Surround-Receiver, der kann über HDMI digitales Mehrkanalaudio vom Rechner entgegen nehmen und hat die Endstufen für die Passivlautsprecher schon integriert. Kostet ein bißchen mehr, erlaubt aber problemlos den Ausbau auf vollwertiges 5.1 oder 7.1, auch schrittweise. Der Vorteil ist auch, dass diese Systeme ein vollständiges EQ und einen Master-Regler integriert haben, das erlaubt sehr viel einfacheres Einmessen und Arbeiten als mit Einzelsystemen. Du investierst zwar mehr Geld in den Receiver, aber dafür sind die Endstufen gleich mit drin und Du kannst mit preiswerteren Passivlautsprechern ausbauen.
Ältere, aber taugliche Receiver z.B. von Marantz oder Denon, Pioneer, etc. kriegt man bei ebay nachgeworfen, die Hifi und Heimkinofreaks sind sehr aufrüstversessen.
LFE würde ich vorläufig vergessen. Viele Leute glauben, der LFE im Kino sei ein Subwoofer wie im Hifi-Bereich, der die Wiedergabe der tiefen Frequenzen im Kino-Ton übernimmt. Der heisst im Kino aber nicht ohne Grund 'LFE' (Low Frequency Effects) und nicht 'Subwoofer'. Dort werden gezielt sehr niederfrequente Effektsounds ausgespielt, nicht die unteren Frequenzen der L/C/R Kanäle. Die 3 Frontsysteme in Kinos sind explizit Fullrange. Dort sind üblicherweise Mehrwegsysteme mit Bassreflex-Tieftönern in 15" verbaut - die können auch ohne LFE Benutzung alleine schon ziemlich rumpeln. Ohne einen richtig guten eigenen separat ansteuerbaren LFE in der Abhöre würde ich an deiner Stelle da also lieber nichts rein legen, das ist nämlich Blindflug, wenn Du das nicht selbst abhören kannst. Und einen 20-30Hz tauglichen LFE für einen Abhörraum musst Du erstmal finden und ordentlich einmessen.
Du wirst dich schon wundern, was in deinen Mischungen untenrum passiert, wenn Du sie zum ersten Mal in einem Kino hörst, auch wenn überhaupt nichts im LFE passiert. Lieber potente L/C/R Lautsprecher, das bringt mehr.
Die erwähnten Surround-Receiver erlauben es übrigens, einen Subwoofer sowohl diskret mit eigener Signalversorgung einzusetzen, als auch 'BassManaged' zu betreiben, wobei die tiefen Frequenzen aus (möglicherweise) zu kleinen Frontsystemen abgezogen und über den (dann) Subwoofer wiedergegeben werden. Das ist aber wie gesagt Heimkino/Hifi, in Kinos wird der LFE grundsätzlich aus einem eigenen Kanal (der '.1') versorgt.
Das Einpegeln einer Surround-Abhöre sollte nach Kinonorm erfolgen, dabei spielen die LUFS-Werte erstmal keine Rolle.
Du musst Dir ein File mit rosa Rauschen bei -20dBFS (RMS) besorgen, das ist ein Normfile, das man an verschiedenen Stellen im Netz findet. z.B.
http://thedubstage.com/pink_noise.html (nicht selbst verifiziert).
Das gibt man nacheinander über jeweils eines der Frontsysteme wieder und pegelt jeweils auf -85dB SPL(C). Surrounds jeweils einzeln auf -82dB SPL(C). Dafür kannst Du Dir ein preiswertes SPL Meter bei ebay kaufen. Falls Du ein iPhone hast, gibt es auch eine recht verlässliche SPL App von StudioSix Digital.iPhone deswegen, weil die Mikrophone in den Dingern engere Toleranzen haben als in beliebigen anderen Smartphones und die SPL-Angaben daher etwas verlässlicher sind.
Es ist dann wichtig, an der Pegelung der Strecke nichts mehr zu ändern und sicher zu gehen, dass die Signale 1:1 rausgehen, da muss man ganz schön Disziplin einhalten was die Regler in Anwendungen, System, Interface, Endstufen etc. angeht. Seit DCP-o-matic 2.11.x kann Audio auch in der Hauptanwendung und im Standalone Player wiedergegeben werden, übrigens auch über HDMI/Displayport Mehrkanal. Ich habe bei uns im Kino schon 7.1 Mischungen über HDMI aus meinem MacBook auf die Kinoanlage gespielt. Auch das spricht für den Surround-Receiver. Ich würde aber wie gesagt im Schnitt noch garnicht auf die Kinopegelnorm achten, sondern nach Gehör und auf FS oder notfalls eben -23LUFS arbeiten, und den finalen Pegel dann über das Loudnessmeter in DCP-o-matic und ggfs. ein Kontrollabhören über die kalibrierte Anlage direkt aus DCP-o-matic heraus festlegen. Zusätzlich wäre es kein Fehler, wenn man die Frequenzgänge in allen Kanälen leidlich gradebiegt, auch das geht mit einem Surroundreceiver in der Regel einfacher und konsistenter als mit Softwaretools
Übrigens - Carl, der Programmierer von DCP-o-matic hat seit kurzem Familie. Wäre schön, wenn Du auf der DCP-o-matic Seite die Option, einen Betrag über PayPal zu spenden wahrnehmen könntest (das gilt auch für andere, die das hier lesen). Er investiert enorm viel Zeit in die Entwicklung, und jeder kann sich vorstellen, was das heisst, wenn man Beziehung und Baby hat. ;-)
- Carsten
and now for something completely different...