Rick SSon hat geschrieben: ↑Mo 26 Jun, 2017 12:39 Nikon und Canon spiegellose KB-Modelle? Schwierig. bräuchten sinnvollerweise einen neuen Mount.
Auch dieses Thema wurde an anderer Stelle schon seit Jahren rauf- und runterdiskutiert - mit ebensovielen Pro- wie Contra-Argumenten in Sachen neuer Mount. Aber je mehr Jahre vergehen, desto wahrscheinlicher wird es, dass beide Firmen ihre Bajonette trotz des nicht optimalen Auflagemaßes beibehalten werden. Denn die möglichst wenig eingeschränkte Nutzung bestehender Objektivparks wird immer wichtiger, je länger die Einführung dauert.
Über Sony wurde ja anfangs viel gelästert, es gebe zwar schöne Kameragehäuse, aber kaum passende Objektive dazu (außer Adapterlösungen mit allerhand Einschränkungen). Inzwischen ist das Objektivsortiment für Sony E schon ganz nett; gelästert wird jetzt nur noch über die hohen Preise - und wenn jetzt Sigma in den E-Bajonett-Markt einsteigt, wird es ja auch bald günstigere Alternativen zu den Sony-/Zeiss-Originalen geben.
Man stelle sich vor, Canon und Nikon würden erst in ein oder zwei Jahren, also mit zeitlichem Nachteil von fünf bis sechs Jahren gegenüber Sony, neue Spiegellos-Bajonette bringen. Dann würde es ja nochmal Jahre dauern, bis sie wenigstens ein Grundsortiment an nativen Objektiven dazu auf dem Markt hätten. Bis dahin wäre Sony längst weit an ihnen vorbeigezogen. Wenn Bestandskunden sich ganz neu mit Objektiven eindecken müssen, waren sie die längste Zeit Bestandskunden gewesen.
Also wenn Canon und Nikon jetzt noch einen Trumpf haben, ist es die Weiterverwendbarkeit der Objektive - und somit die Beibehaltung der Bajonette. Das Argument "klein und leicht" zieht nicht wirklich in einem Markt, wo ohnehin große Profi-Objektive dominieren (Vorteile gibt es höchstens im WW-Bereich; dagegen ein Kaliber wie das 2,8/70-200 wird durchs kürzere Auflagemaß weder kleiner noch leichter - wie auch Sony schon gezeigt hat). Außerdem gibt es längst Konzepte, wie man in einer Spiegellosen mit großem Auflagemaß Linsen ins Innere ragen lassen kann, um näher an den Sensor zu kommen. Somit wären immer noch kleine und leichte Immerdabei-Objektive machbar, ohne die Kompatibilität zu den alten Objektiven zu schmälern.
Alternativ wäre natürlich eine Adapterlösung denkbar - also dass Nikon und Canon eigene Adapter mitliefern, die größtmögliche Kompatibilität zu vorhandenen Objektiven bringen. Mittlerweile wird die aber auch unwahrscheinlicher. Im Fall von Nikon wäre so ein Adapter relativ aufwendig und teuer, weil die meisten Nikon-Linsen immer noch die mechanische Blendensteuerung nutzen. Inwieweit Nikon dann selbst im Profi-Bereich die Kompatibilität zu Stangen-AF-Objektiven aufgeben würde, wäre die nächste Frage. Nikon war ja bisher immer um Kompatibilität bemüht - zumindest, was alte Objektive an neuen Kameras betrifft (nicht so sehr umgekehrt).
Bei Canon wäre die Adaptierung einfacher, aber Canon hat ja mit EF-M schon ein System mit kürzerem Auflagemaß und Adapter am Markt und hat dieses ganz bewusst auf APS-C beschränkt. Warum sollten sie jetzt noch ein drittes/weiteres System einführen? Dann hätten sie doch EF-M gleich für KB-Formt auslegen können. Das alles spricht eher dafür, dass der "Klein und leicht"-Markt künftig mit EF-M und APS-C bedient wird, während das KB-Format auch in spiegelloser Ausführung beim alten Bajonett bleibt.
Sony hat damals bekanntlich trotz vorhandenem A-Bajonett zusätzlich das E-Bajonett eingeführt. Die Ausgangslage war aber anders: Erstens geschah das schon vor soundsovielen Jahren - was ihnen heute einen Vorsprung in Sachen KB-Spiegellose verschafft. Zweitens war und ist der Kundenstamm mit A-Bajonett sehr überschaubar; Sony konnte es sich leisten, quasi bei Null anzufangen und lauter neue Kunden anzuwerben. Hierfür war dann das kurze Auflagemaß auch praktisch wegen der guten Adaptierbarkeit, so dass Umsteiger ihre Objektive mit Einschränkungen weiternutzen konnten. Canon und Nikon dagegen haben (noch) große Bestandskundenzahlen. Das Adaptieren fremder Objektive spielt für sie eine geringe Rolle, die Weiterverwendbarkeit vorhandener Objektivparks dagegen eine sehr große.
Die mögliche Lösung mit neuem Bajonett und Adapter bleibt natürlich noch eine (wenn auch immer unwahrscheinlichere) Option. Aber gerade die Profi-Fotografen dürften davon nicht so begeistert sein - es sei denn, diese Adapter wären wirklich sensationell stabil - und ohne spürbaren Aufpreis im Gehäusepreis enthalten.