Funless hat geschrieben:uniquedition hat geschrieben:Meine Hoffnung liegt da - trotz sicherlich mancherlei berechtigter Kritik an dieser Generation - ganz auf den jungen, urbanen Bevölkerungsschichten, die zwar reichlich selbstreferentiell sind, aber in meinen Augen oft eine recht unverbohrte, weltoffene Sicht auf die Dinge haben. Bei den Marchs for Europe war zum erstmal mal auch so etwas wie ein europäischer Patriotismus zu sehen. Das ist sicherlich noch die Ausnahme, macht mir aber den Mut, dass da eine Generation heranwächst, die mit einer anderen Selbstverständlichkeit an das Thema Europa herangeht.
Genau diese Hoffnung habe ich auch. Und das nicht nur für Europa, sondern sogar für den ganzen Planeten.
Dann hofft mal lieber, dass die Jugend anders reagiert, als in der Vergangenheit, denn so eine ähnliche Entwicklung hatten wir schon mal und die verlief völlig anders, als von Euch erhofft.
1926 kaman 503 000 Berufsanfänger in den Markt, 1929 bis 1932 zwischen 358 000 und 406 000. Sie trafen auf eine Wirtschaft, die wenig Einstiegschancen zu bieten hatte, so wie heute.
Die damalige Republik war damit genauso kritisch belegt, wie heute die EU.
Auch in den akademisch ausgebildeten Schichten gab es ein krasses Missverhältnis von Angebot und Nachfrage. So, wie heute, denn selbst wenn Deutschland für den erst Europas noch aufnahmefähig ist, wird der Zustand in absehbarer Zeit sich verändern.
Man sprach damals vom „Studentenberg“.
Dann produzierten die geburtenstarken Jahrgänge der vor 1914 Geborenen eine stark anschwellende Woge von Abiturienten.
Aus Abiturienten werden Examinierte, die natürlich darauf hoffen, mit einer angemessenen Arbeit belohnt zu werden.
Aber die krisengeschüttelte deutsche Wirtschaft konnte auch schon vor der Großen Krise nie genug passende Positionen bieten... so wie die EU heute.
Um 1930 war das Angebot an Uni-Absolventen zwei- bis dreimal so groß wie die Nachfrage. Es gab damals also auch die "Generation Praktikum", so wie heute.
Im Februar 1928, also etwa 1,5 Jahre vor dem „Schwarzen Freitags“ im Oktober 1929, gab es in Deutschland erstmals drei Millionen Arbeitslose. Anfang 1930 begann dann die Depression mit rd. 8Mill gezählten Arbeitslosen.
Am schwersten traf die Arbeitslosigkeit die 18- bis 30-Jährigen, so wie heute.
Aber auch die ganz Jungen sahen sich in hoffnungsloser Lage: 1931 standen 717 000 Volksschulabsolventen nur 160 000 Lehrstellen offen.
Die Weimarer Republik stand mit ihrem sozialstaatlichen Instrumentarium der Großen Krise völlig hilflos gegenüber, so wie die EU heute.
Ausgelegt auf 800 000 Fälle, erlebte die 1927 geschaffene Arbeitslosenversicherung ihr vorhersehbares Desaster.
Notverordnungen der Reichsregierung von 1931 trafen primär die jungen Arbeitslosen, weil sie weitgehend auf Familienunterstützung verwiesen wurden. 1932 lebte ein Großteil der jungen Generation zwischen Existenzminimum und Armut. Ist das heute wesentlich anders ?
Die Entfremdung der Jugend von der Demokratie war die Folge.
Vorwiegend Hitlers NSDAP, übten mit totalitären Lebensentwürfen vom Jahr 1930 an eine enorme Anziehungskraft auf die Altersjahrgänge zwischen 20 und 35 aus.
Besonderen Anklang fand die Partei bei den Studenten. Noch vor den Erfolgen bei den allgemeinen Wahlen hatte der Nationalsozialistische Studentenbund an fast allen deutschen Universitäten die Mehrheit in den Studentenausschüssen erobert und es rückten geburtenstarke Jahrgänge in die Wählerschaft, die in der Weimarer Zeit politisch sozialisiert worden waren.
Die NSDAP holte unter ihnen den Löwenanteil an Erstwählern.
Ich muss hier glaube ich gar nicht weiter machen, denn das Ergebnis ist bekannt.
Wer also auf die Jugend hofft, sollte zunächst hoffen, dass es keine Wirtschaftskrise gibt ... was schon fast als frommer Wunsch angesehen werden kann und dass die Jugend nicht so reagiert, wie sie allgemein reagiert, denn Hunger und Aussichtslosigkeit endet meistens anders, als sich satte Mitmenschen vorstellen.
Diese ganze EU steuert in ein einziges Desaster zu.
Aber nun kommt wahrscheinlich gleich wieder einer und sagt, wie toll er es findet, an der Grenze nicht mehr wechseln oder warten zu müssen oder dass auf sein 16EUR Filter kein Zoll erhoben wird.
Hört Ihr den Knall eigentlich gar nicht ?.