Okay, ich habe jetzt mit dem Prototyp ein wenig herumgespielt.
Zwei praktische Probleme sind im Test aufgetreten:
1) Der schraubbare Klinkenstecker passt nicht ohne Weiteres in normale Klinkenbuchsen und -kupplungen, weil die Mutter sich weder abnehmen noch weit genug nach hinten schieben lässt. Aus der Buchse meines Zoom H5 springt der Stecker nach wenigen Sekunden von selber wieder raus, und in anderen kriegt er auch nicht genügend Kontakt.
2) Der mitgelieferte XLR-Adapter (den Ruessel auf schraubbaren Klinken-Eingang und 9 Volt Ausgangsspannung umgebaut hat) rauscht zunächst mal fürchterlich. Nach ein paar Versuchen bin ich draufgekommen, dass das Problem in der Eingangsspannung liegt; reduziere ich am Zoom H5 die eingangsseitige Phantomspannung von 48 auf 24 oder 12 Volt, ist das Rauschen weg.
Um das Mikro auch sinnvoll an anderen XLR-Geräten testen zu können, deren Phantomspeisung man nicht reduzieren kann, habe ich (nach Ruessels Anweisung) einen einfachen asymetrischen XLR-Adapter mit 9 Volt Batteriespeisung gebastelt.
Ebenso habe ich mir einen Klinken-Adapter gemacht, um das Lavalier sicher an nicht schraubbaren Klinken-Eingängen anstecken zu können.
Wie Ruessel das Anschlussproblem lösen wird, muss er selber entscheiden. (Ich würde ja immer noch an einen Rode MiCon-kompatiblen Anschluss denken, um allerlei Stecker verwenden zu können. Die Rode-MiCon-Adapter sind relativ günstig.)
Nun habe ich eine ganze Latte von kurzen Sprachaufnahmen gemacht, um das Ohrwurm-Lavalier zum Einen an verschiedenen Geräten und mit verschiedenen Anschlussarten zu vergleichen, zum Anderen den Vergleich mit anderen Mikrofonen zu ermöglichen.
Alle Varianten wurden mit etwas Reserve ausgesteuert und hinterher normalisiert, um eine zumindest einigermaßen vergleichbare Lautstärke zu bieten. Es wurde natürlich nichts entrauscht oder klanglich verändert.
In jeder Aufnahme sage ich kurz die technischen Details an, dann folgt ein kurzes Gedicht und hinterher noch ein paar Sekunden Stille, um das Rauschen zu hören.
Testreihe 1: Anschlussvarianten
(Mikrofon war immer das Ohrwurm-Lavalier. Aufgenommen wurde immer mit dem Zoom H5.)
Ruessel-XLR-Adapter an 48 V Phantomspeisung
Ruessel-XLR-Adapter an 12 V Phantomspeisung
Klinken-Eingang mit 2,3 V PlugIn-Speisung
Klinken-Eingang und 9 V Batterie-Speisung
XLR-Eigenbau-Adapter mit 9 V Batteriespeisung
Line-Eingang + DMP2-PreAmp + XLR-Eigenbau 9 V
Testreihe 2: Aufnahmegeräte
(Mikrofon war immer das Ohrwurm-Lavalier.)
Kamera Sony RX10 - Klinken-Eingang mit 2,3 V PlugIn-Speisung
Camcorder Canon XA10 - XLR-Eigenbau-Adapter mit 9 V Batteriespeisung
Recorder Tascam DR40 - Ruessel-XLR-Adapter an 24 V Phantomspeisung
Kamera Nikon D7000 - Klinken-Eingang mit 2,6 V PlugIn-Speisung
Anmerkungen zu Testreihe 2:
- Die Sony RX10 hat eine seltsame Halbautomatik: Man kann zwar einen Pegel vorgeben, aber bei Überschreiten des Maximums regelt sie trotzdem nach (und zwar nicht schnell wie ein Limiter, sondern träge wie eine Aussteuerungsautomatik). Ich habe die Testaufnahme nach ein paar Versuchen mit Aufnahmelautstärke 3 (von 31) gemacht, um nicht in den Nachregel- Bereich zu geraten.
- Die kurze Übersteuerung am Anfang der XA10-Aufnahme macht mich stutzig, denn die Aufnahme ist an dieser Stelle noch gar nicht technish übersteuert (beim Normalisieren wurde sie noch etwas lauter). Vielleicht werkelt auch im XA10 eine undokumentierte Automatik.
- Der Tascam DR40 lieferte mit meinem asymmetrischen Eigenbau-Adapter seltsame Störgeräusche. Daher habe ich hier wieder auf den Ruessel-XLR-Adapter zurückgegriffen und dafür die Phantomspeisung auf 24 Volt (weniger geht am DR40 nicht) reduziert.
- Die Nikon D7000 ist für Tonaufnahmen blöd zu benutzen, weil sie keine Pegel-Anzeige und nur drei manuelle Aussteuerungs-Stufen hat. Ich habe die leiseste der drei genommen, und selbst damit ist der Pegel schon fast auf Maximum. Ob es zur Sicherheit noch einen Limiter gibt, habe ich nicht ausgetestet.
Testreihe 3: Andere Mikrofone
(Aufgenommen wurde immer mit dem Zoom H5.)
Lavalier AKG C 417 PP - XLR mit 48 V Phantomspeisung
Lavalier Hama LR-09 - Klinken-Eingang und 1,5 V Batteriespeisung
Lavalier Pronomic LA30 - Klinken-Eingang mit 2,3 V PlugIn-Speisung
Großmembranmikro t.bone SC450 - XLR mit 48 V Phantomspeisung
Richtmikro Sennheiser MKE600 - XLR mit 48 V Phantomspeisung
Anmerkungen zu Testreihe 3:
- Beim AKG C417 PP bleibt das Rauschen immer gleich, egal wie die Phantomspannung eingestellt ist. Der XLR-Adapter ist fest angebaut, so dass ein Test z. B. via Klinken-Eingang nicht möglich war.
- Die beiden letztgenannten Mikrofone wurden im Abstand von ca. 30 cm zum Mund verwendet.
(Nachgereichte)
Testreihe 4: Direkte Pegel-Vergleiche
Vergleich Ohrwurm, Hama, Pronomic am Klinken-Eingang
Vergleich Ohrwurm, AKG am XLR-Eingang
Mein bisheriges Fazit:
Sehr angetan bin ich von der Rauscharmut des Ohrwurm-Lavaliers.
Im Klang fehlt mir ein wenig der Präsenzbereich; da klingen andere Mikros noch ein bisschen klarer. Ob das ein Nachteil ist, kann ich noch nicht sagen; natürlich kann man da per Equalizer im Schnittprogramm nachhelfen, aber grundsätzlich wäre mir ein guter Klang ohne Nachbearbeitung am liebsten. Immerhin ist der Klang einfacher zu korrigieren als das Rauschen.
Der hohe Ausgangspegel des Ohrwurm-Lavaliers kann Segen oder Fluch sein. Meist ist er ein Segen, z. B. am Tascam DR40 hält er das ansonsten recht deutliche Rauschen in Grenzen, und am Zoom H5 erweist sich sogar das Zwischenschalten eines rauscharmen PreAmps als überflüssig, weil man den Unterschied nicht mehr hört. Allerdings für Kameras wie die D7000 mit den begrenzten Pegel-Möglichkeiten kann es in Verbindung mit lauten Sprechern schon zuviel des Guten sein.
Erstaunt hat mich, dass der Klang manchmal deutlich vom Aufnahmegerät abhängt; besonders die Nikon D7000 fällt hier negativ auf.
Zwischen der Versorgung mit 2,3 Volt und 9 Volt konnte ich bisher keinen Unterschied ausmachen; mag sein, dass das erst für sehr hohe Schalldruckpegel eine Rolle spielt - also außerhalb des üblichen Einsatzbereiches von Lavalier-Mikrofonen.
Was mir nicht so ganz behagen will, ist das sehr dünne Kabel - noch dazu in Verbindung mit der voluminösen Kapsel. Als bekennender Grobmotoriker fürchte ich da, wenn es mal außerhalb einer ruhigen Testumgebung zum Einsatz kommt, um die Haltbarkeit. (Am den anderen verglichenen Lavaliers sind die Kabel viel dicker, obwohl die Kapseln viel kleiner sind.)