All dieser Postpro-Aufwand wird allerdings nichts reißen, wenn das Motiv der Postmann ist, wie man ihn aus dem echten Leben kennt, und nicht der aus
Wenn der Postmann zweimal klingelt. Der Postmann, der seinen banalen Karren mit den gelben Taschen (im Postler-Jargon "Esel" genannt) in der grauenhaften Zwischenwelt geparkt hat, die man als
Realität kennt.
Vorbilder für die von mav110 genannten Vorbilder waren Comics. Comics, die von Filmen beeinflusst sind (klassische Horrorfilme, Film noir). Deren Hauptmerkmal ist Stilisierung. Alles, was das Bild nicht "gewaltiger" macht, wird eliminiert. Alles, was die Wirkung umgekehrt verstärkt, wird hervorgehoben. Das hat in erster Linie etwas mit den richtigen Darstellern, guter Maske und Kostümen, gutem Licht und guter Set-Ausstattung zu tun und erst zuletzt mit
Postpro ("View Tutorial" anklicken, man kommt übrigens, um das von B.DeKid geschilderte Zeug mit Video zu veranstalten, kaum um Colorista oder wenigstens Color herum, AAE sollte auch dabei sein). Worum sich Snyder offensichtlich überhaupt nicht kümmert, ist Realität. Es schadet nicht, wenn alles künstlich aussieht, man wird mit der Nase darauf gestoßen.
Um zu entscheiden, welche Bildelemente wichtig sind und welche nicht, muss man die Szene betrachten. Snyder-typisch wäre dies:
Bild vom glücklichen Vater auf Nachttisch, Schnitt in Halbtotale, Frau auf Ehebett blickt wartend zur Decke. Ton: Metallisches Klirren und Quietschen, rhythmisch. Papa mit anderen Papas in der Muckibude beim Eisentragen, selbstverliebt im Spiegel. Ding-dong, Haustür geht auf, lüstern-spöttisch grinsender, schurkischer Postbote knöpft schon im Flur die Hose auf (Rückfahrt).
Die "Schauplätze" wären in Bild und Ton auf Wirkung hin getunet (sorry für Denglisch). Der Flur z.B. muss kleinbürgerliche Harmonie und Unschuld ausdrücken. Vielleicht liegt ein Bobbycar im Weg. Es wäre auch eine gute Gelegenheit, den Videofilter "Überstrahlung" (jüngerer Thread, Suche) für das Gegenlicht anzuwenden.
Es geht nicht nur um Kontraste in den
Tonwerten, es geht um inhaltliche Kontraste, um Steigerung der Wahrnehmung durch dauernd einander gegenübergestellte, bedeutsame Symbole. Besonders Snyder plündert dabei die kulturellen Flohmärkte der letzten Jahrzehnte. Was Wiedererkennungswert hat, lässt sich verwenden. Es ist auch ein bewusstes Spiel mit den Klischees.
EDIT: Es ist professioneller Usus und steht auch dem No-Budget-Filmer nicht schlecht an, ein so genanntes "Mood Board" zu erstellen. Es ist eine Collage aus allem Bildmaterial (und den
Farben: Mood), das irgendwie mit dem Film zu tun hat. In der Google-Bildersuche wird man feststellen, dass man bereits stilisierte
Bilder bloßen
Aufnahmen, in denen das Motiv mehr oder weniger bloß "vorkommt", bevorzugt.
Das ist die Antwort.

Wenn man nach einem passenden Hausflur googelt, wird man feststellen, dass man kaum etwas findet, was dem inneren Bild (das es ja irgendwie schon gibt ...) genau entspricht > Location Scouting, Set Dressing, vor allem aber: Keine oder wenig Kompromisse. Diele ist nicht gleich Diele. Ein Raum darf nicht nur in seiner Funktion erkennbar sein. Und das gilt für alles, das man sieht.
Bei Snyder würde übrigens die oben erwähnte "Rückfahrt im Flur" unterschwellig ein "Eindringen" andeuten. So etwas ist
nicht überinterpretiert. Es sind Feinheiten der Filmsprache, die man bei Snyder überall nachweisen kann, der Mann ist handwerklich ein Könner und weiß um die Wirkung jedes seiner Stilmittel. Das vor allem fehlt den Nachahmern.