Morton hat geschrieben: Wer sich nicht mit Film- und Videoproduktion beschäftigt sieht sowas halt mit ganz anderen Augen viel unbewusster (nicht wertend gemeint).
Ich störe mich z. B. massiv daran, wenn innerhalb eines vollbildbasierten (auf 16 mm gedrehten) Fernsehfilmes plötzlich ein kurzer Zwischenschnitt in halbbildbasiertem Video kommt (z. B. von einer ergänzend eingesetzten Kamera). Aber da stelle ich auch fest, dass niemand in meinem Familien- und Bekanntenkreis sowas überhaupt wahrnimmt.
Als Medienschaffender hat man für solche Details einen anderen Blick, keine Frage. Normale Zuschauer (mit Ausnahme weniger Technifreaks) denken nicht so viel darüber nach.
Ich vertrete sogar die These, dass die Mehrzahl der Kinobesucher es nicht merken würden, wenn man den Kinofilm in Mono statt in Mehrkanalton vorführen würde. :)
Die Regel dürfte ungefähr die sein: Wenn etwas gut gemacht ist, fällt es nicht auf und wird als selbstverständlich hingenommen. Die meisten Zuschauer haben z. B. keine Ahnung, welcher Aufwand bei Film und Fernsehen für einen guten, verständlichen O-Ton getrieben werden muss. Es gilt als normal, dass man die sprechenden Personen kristallklar versteht. Erst wenn mal ein Ansteckmikro ausfällt oder Amateuraufnahmen mit Kameraton gezeigt werden, also wenn die Technik richtig schlecht ist, fällt es den Leuten auf.
So geht das auch mit der Bildfrequenz: Ein dialoglastiger Film, der weder hektische Kamerabewegungen noch große Bewegungen der Schauspieler zeigt, wird an 24 fps nicht sonderlich leiden. Aber Actionfilme mit rasanten Kamerafahrten etc. sind heute oft stellenweise stark verwischt, so dass das Auge überfordert ist und man "abschaltet". In Verbindung mit schnellen Schnitten können dann wichtige Detailinfos verloren gehen, die die Handlung verständlicher machen würden. Hier würden 48 oder 60 fps viel klarere Bilder liefern, und der Zuschauer würde gleich mehr kapieren.
Ein Beispiel, das mir hierzu gerade einfällt, ist die Anfangs-Actionsequenz von "Ein Quantum Trost". Hier hätten Kameramann und Cutter mal lieber auf die Grenzen der Technik Rücksicht genommen; dann hätte der Zuschauer mehr davon.
Oder noch ein anderes prominentes Beispiel, wo mehr fps toll gewesen wären: Die verschwenkte Steadycam-Aufnahme in Pulp Fiction, wo John Travolta und Uma Thurman in das Filmstar-Restaurant gehen. Im Kino war das nur noch ein verwisches Durcheinander, und selbst am kleineren Fernsehschirm sieht es nicht viel besser aus.
An solchen Negativbeispielen sieht man auch, wie sehr Kameraleute normalerweise die Grenzen der Technik beachten müssen, damit es eben keine zu starken Wischer gibt.